Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

Der Weber. mit Leinwand, Kotton, Barchent mach ich meiner Hand, und ein 20 Daß wir bekommen Leinwäsch schönes G’wand. Der Huafschmied. Wann i d schwarz bin an Hand und Gesicht, Kann ja koan Land b'steh'n ohne mich; Bei die Wäg'n und bei die Pferd' Bin i der notwendigste Mann, Weil i das B'schlag'n und 's Kuriern So guat kann! Der Schneider. Schneider=Ingenier, Ich bin der braucht, der kommt zu mir, Wer Röcke Auch mach' ich Hosen, Frack und Weste Herr'n aufs allerbeste. Für meine Der Schuaster. Und a netter Stiefel oder Schnach Von meiner festen Hand, Sei er aus Leder oder Tuach, Geht durch das ganze Land. Der Müller weckt sein Hänserl auf. (Der Müller rüttelt seinen Lehrbuben, welcher beim Tisch sitzt und schläft, worauf dieser singt) J bin der kloan Hänserl von der Mühl', Kann aufsteh'n, kann schlafen, kann mahl'n, wann i will, Geht der Moaster selber auffi Habern mahl'n. Guati Nacht, Moaster! Nach dieser etwas zu kecken Aeuße¬ rung schläft der Hanserl am Tische wie¬ der weiter. Die Schlögler. eine wun¬ Zu Straßburg, zu Straßburg — derschöne Stadt Darinnen liegt begraben so mancher Soldat, Manch guter, manch schöner, manch braver Soldat, Der seinen Vater und Mutter verlassen hat. Der Drechsler. Der Drechsler dreht den ganzen Tag, Mit Hand und Fuaß das Rad Und schaut mä nur den Drechsler an, Was der nöt machen kann. Der Hammerschmied. I bin der lustige Hammerschmied, tralälä, trälälä, Was i derwisch, dös nimm i mit, träläla, juchhei! D' Zimmerleut'. d' als wann si, D' Maurerleut' prahl'n Zimmerleut' nix wär'n, 147 d' Doh mir müassen höher steig'n wia Maurerleut Und machen Dach und Sparr'n, in Aber kimmt mä ämäl à so à Maurer mein' Krall'n, ein I steh' eahm guat, i vertreib eahm Prahl'n. Das Bergmannslied. Frisch auf, frisch auf! Der Bergmann kommt, Denn er hat sein reines Licht bei der Nacht, Denn er hat sein reines Licht schon angezünd't. Er hat's angezünd't, es gibt seinen Schein Und damit er fahren kann bei der Nacht Und damit er fahren kann ins Bergwerk hinein. Ins Bergwerk hinein, wo die Bergknappen ein Und sie graben das Silber und das Gold bei der Nacht Und sie graben das Silber und das Gold aus Felsenstein. Glück auf! Das Bergwerk entzückte uns Kinder aufs höchste, besonders wenn nach dem Liede im Hintergrund der Berggeist, in magisches Licht getaucht, erschien und rund herum das vermeintliche Gold und Silber glitzerte. Große Heiterkeit verursachen stets die tollen Streiche des „Natzl“ Lehrjunge beim Bäcker Stritzel, der frühmorgens mit dem Brot ins „Gäu“ zu den Kund¬ chaften wandert, zuerst mit der Frau Weintraubenwirtin (im oberen Stadtteil rechts), die er „Tramperlwirtin“ betitelt, allerlei Schabernack treibt, hierauf mit dem Schusterwenzel zusammentrifft, die beide gemeinsam den Bäcker zum Narren halten. Es entwickelt sich eine Hetzjagd zwischen Meister und Lehrling, bis er¬ sterer schließlich zum Gaudium der „Kleinen“ auf die Nase fällt. tritt Von Allerheiligen bis Nikolaus der auch regelmäßig eine Nachbildung mit Steyrer Fronleichnams=Prozession der Bürgergarde in Parade auf. Dann kommt mit Peitschenknall der voll¬ lustige „Kohlbauernbua“ mit seiner und beladenen „Kohlkrippe“ angefahren singt dazu: J bin halt der Kohlbauernbua und dös à rärd Bua, Wer mas nöt glaub'n will, schaut's mi nur an. 17*

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2