Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

134 Ferners starb heute Frau Karoline Dorfner, verwitwete Private, im Al¬ ter von 72 Jahren. Dieselbe war die Mutter des hiesigen Friseurs * Herrn Dorfner und der Gemeindebeamtens¬ gattin Frau Schopper. In Stein Nr. 24 verschied Herr Georg Bandl, Privat, im Alter von 70 Jahren. Heute nachmittags versammelte sich das unif. bew. Bürgerkorps von Steyr am Wieserfeldplatze, wo der Komman¬ dant desselben Major Viktor Ort¬ er den Mitgliedern mitteilte, daß an das Bürgerkorps im Sinne seiner Sta¬ uten nunmehr die Pflicht herantrete, nach Abgang des Militärs den Dienst zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung zu übernehmen. Das Bürger¬ korps marschierte sodann unter Voran¬ tritt seiner Musikkapelle, begleitet von ympathischen Zurufen der Bevölkerung, in die Jägerkaserne, wo an die Mann¬ chaft die näheren Instruktionen durch Oberstleutnant Jungl erteilt wurden. Die Korpsmitglieder, welche mit schar¬ fen Patronen ausgerüstet wurden, über¬ nahmen Montag früh den Wachdienst bei den Waffenfabriksobjekten, am Neu¬ bau, sowie an der Bahnstrecke und den beiden Eisenbahnbrücken in Garsten und Ramingsteg. Nach dem Ab¬ gange des Militärs wird das Bürger¬ korps auch die Beistellung des Wach¬ detachements für die Strafanstalt Gar¬ ten übernehmen. Das Bürgerkorps hat seine Hauptwache im Rathause bezogen. Militärische Bewachung der Waffen¬ fabrik. Das Bürgermeisteramt veröf¬ In fentlicht folgende Kundmachung. etzterer Zeit vorgekommene Anschläge auf militärisch wichtige Objekte haben Veranlassung gegeben, die Werke der Oesterreichischen Waffenfabrik in Steyr Die nilitärisch bewachen zu lassen. Stadtgemeindevorstehung warnt hiemit edermann vor unbefugter und unvor¬ ichtiger Annäherung an die vorbezeich¬ neten Werke, da die aufgestellten Wach¬ posten Befehl haben, gegen Personen, welche auf den ersten Anruf nicht so¬ fort stehen bleiben, von der Feuer¬ waffe Gebrauch zu machen. Sonntagsruhe. Auf Grund einer kai¬ erlichen Verordnung vom 31. Juli 1914 werden die Gesetze vom 16. Jänner R.=G.=Bl. Nr. 21i und vom 825 1859, 8. Juli 1905, R.=G.=Bl. Nr. 125, be¬ treffend die Sonn= und Feiertagsruhe im Gewerbebetriebe sowie die auf Grund derselben erlassenen Verordnungen bis auf weiteres außer Wirksamkeit ge¬ etzt. Kriegstrauung. Heute wurden in der evangelischen Kirche zu Steyr Herr M. Seiler jun., zul. Buchhalter in Triest, Sohn des Herrn Handelsagenten M. Seiler in Steyr und Fräulein The¬ rese Obermayr in Steyr, getraut. Am nächsten Tage rückte der junge Gatte bei seiner Truppe ein. 2. Sicherheitsdienst. Da die Sicher¬ heitswache durch die Mobilisierung be¬ deutend reduziert wurde, haben sich über Stadtgemeindevor¬ Aufforderung der tehung zahlreiche Freiwillige aus Bür¬ ger= und Studentenkreisen gemeldet, welche die Sicherheitswache in der Auf¬ rechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Diesel¬ 21000 Ordnung unterstützen werden. ben tragen als Kennzeichen weiß=grüne Armbinden und solche Kokarden auf dem Hute. Diesen beeideten freiwilligen Or¬ ganen ist genau so Folge zu leisten, wie der ständigen uniformierten Sicher¬ heitswache. Es ist sehr erfreulich, daß ich viele ältere und jüngere Männer ge¬ meldet haben, um der Allgemeinheit und unserer Stadt ihre Arbeitskraft zur Ver¬ fügung zu stellen. und 2. August erfolgte am Am 1. Steyr infolge der all¬ Stadtplatze in gemeinen Mobilisierung die Vorführung und Abgabe der in Privatbenützung be¬ findlichen Militärpferde, sowie der mit Evidenzblättern beteilten Pferde sei¬ tens der Pferdebesitzer in der Stadt und im Landbezirke vor einer Militärkom¬ mission, wodurch sich in der Stadt ein äußerst lebhafter Verkehr entwickelte. Das prachtvolle Pferdematerial, von leichtem bis zum schwersten Schlage, wurde allgemein bewundert. Schweren Herzens gaben die Besitzer ihre Pferde hin, denn sie vermissen dieselben so¬ wohl in der Landwirtschaft, besonders jetzt zur Einbringung der Ernte, wie in vielen „Gewerbebetrieben, sehr. Der sich Pferdemangel im Privatbesitze macht allenthalben unangenehm fühlbar. Die Unterbringung der vielen in die Stadt gebrachten Pferde bereitete den Besitzern vielfach große Schwierigkeiten. Ein gro¬ ßer Teil der vom Militärärar über¬ an nommenen Pferde mußte mangels Unterkunftsstätten am Karl Ludwigs¬ platze im Freien aufgestellt werden. 3. In der Pfarrkirche zu Sierning fand die Trauung des Fräuleins Fanny und Schönleitner, Kaufmanns¬ mit Hausbesitzerstochter in Sierning, Ge¬ Herrn Heindrich Brunnbauer, meindebeamter in Sierning, statt. Der Abschied der Mobilisierten ge¬ taltete sich zu großartigen patriotischen Kundgebungen. Zur Abfahrt der Züge

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