Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

132 erlitten haben, die wärmste Anteil¬ nahme entgegengebracht wird. 26. Das 40jährige Priesterjubiläum Kanonikus Johann Herr eierte Strobl, Dechant und Stadtpfarrer in Steyr. Von der eifrigen, nimmermüden ge¬ und segensreichen Seelsorgearbeit hören 30 Jahre der Stadt Steyr. zu 28. In der Stadtpfarrkirche Ro¬ Steyr verehelichten sich Fräulein Gol¬ sina Priller, Köchin beim Rudolf denen Kreuz“ mit Herrn Eberlberger. Spende der Waffenfabrik für das „Rote Kreuz“. Der Präsident der Oest. namens Waffenfabriksgesellschaft hat des Unternehmens dem Kriegsminister 20.000 K fürs „Rote Kreuz“ zur Verfü¬ gung gestellt. dem Heute vormittags fand auf Ortsfriedhof von Sierning das Leichen¬ begängnis des Herrn Georg Schla¬ der, gewesener Messerschmied u. Haus¬ besitzer in Sierning, welcher nach lan¬ gem, schweren Leiden am Sonntag den 26. d. M. im 56. Lebensjahre ge¬ storben ist, statt. Das k. k. privil. Schützenkorps mit Fahne und Musik so¬ wie die freiw. Ortsfeuerwehr beglei¬ teten ihr Mitglied zur letzten Ruhe¬ tätte. Der Verstorbene, ein braver, tüchtiger Handwerker, hinterläßt eine trauernde Witwe mit drei zum Teil noch unversorgten Kindern. Heute wurde das Manifest des Kaisers „An meine Völker“ erlassen. Diese offizielle Kriegserklärung an Ser¬ bien wirkte auf alle Völker Oester¬ reichs wie eine befreiende Last und fin¬ det in der ganzen Monarchie begeisterte Aufnahme. 30. Frl. Marie Kosch, Tochter des 42 Herrn Steueroberverwalters Kosch in Steyr, hat an der Lehrerinnenbildungs¬ anstalt im k. k. Zivilmädchenpensionate in Wien die Maturitätsprüfung mit sehr gutem Erfolge bestanden. Zwei serbische Offiziere von Bad Hall nach Steyr eingeliefert. Zwei ser¬ bische Offiziere, welche zum Kurge¬ brauche in Bad Hall weilten, wurden mit dem 9 Uhr=Abendzuge der Steyr¬ talbahn nach Steyr gebracht. Auf dem Eskorte Steyrtalbahnhofe wurde die von einem zahlreichen Publikum er¬ wartet, welches die gefangenen Offi¬ ziere mit einer antiserbischen Demon¬ stration empfing. Die Offiziere bestie¬ gen schleunigst einen geschlossenen Wa¬ gen. Auf der Fahrt durch die Stadt lief eine größere Anzahl junger Leute dem Wagen unter demonstrativen Rufen nach. Die Eskorte erregte hiedurch großes Aufsehen. Bürgermeister Gschai¬ der erließ anläßlich dieser Vorfälle fol¬ gende Aufforderung: „Bei der Ankunft zweier gefangener Offiziere haben sich Szenen ereignet, die ich unmöglich gut¬ heißen kann. Es ist unwürdig, seinen Groll wehrlosen Gefangenen gegenüber in derartigen Demonstrationen zu bekun¬ den. Ich fordere daher die Bewohner¬ schaft der Stadt Steyr auf, sich beim Ge¬ Eintreffen eventueller weiterer fangenentransporte jedes feindseligen Be¬ nehmens zu enthalten und der edel¬ sinnigen Haltung zu gedenken, welche die Bevölkerung Deutschlands im Jahre 1870 den französischen Kriegsgefangenen gegenüber einnahm.“ 50 All¬ Patriotische Kundgebungen. abendlich herrscht in den Straßen der Stadt eine außergewöhnlich lebhafte Be¬ wegung, welche ihren Höhepunkte am Bahnhofe findet, wo sich besonders zu dem Zuge um 9 Uhr 24 Min. immer viele Hunderte aus der Bevölkerung einfinden, um die zu ihren Truppen¬ körpern einrückenden Reservisten herz¬ lichst zu verabschieden. Unter begeister¬ tes Zurufen, Tücher= und Hüteschwenken entführt das Dampfroß unsere wackeren Reservemänner, wobei auch manche rief Vorgestern Träne fließt. die Menge den Scheidenden vorwiegend , gestern „Heil!“ „Nazdar!“ zu; alle ziehen zu demselben Zweck hinaus * * Gott mit euch auf Wiedersehen! Gestern abends zog eine Schar junger Männer vom Bahnhofe unter Absin¬ gung der Volkshymne in die Stadt zu¬ rück. Aenderung im Kommando des Vete¬ Herr ranenvereines. I. Kommandant Fuchs seine krankheitshalber hat Stelle niedergelegt und Herr II. Kom¬ 8 mandant Wurzinger hat bis zur Generalversammlung die Leitung des Vereines übernommen. in 31. Patriotische Kundgebung Steyr. Wie ein Lauffeuer ging an diesem Tage nachmittags die Nachricht durch unsere Stadt, als die allgemeine Mobilisierung angeordnet war. Die in stehenden kriegsdienstpflichtigen Alter Männer eilten von der Arbeit weg, um ich die Nachricht bestätigen zu lassen. Gegen 5 Uhr wurden die ersten Mobili¬ sierungsplakate angeschlagen. Bis 7 Uhr er¬ war die Plakatierung allgemein folgt und somit die allgemeine Mobi¬ lisierung der gesamten Bevölkerung kund¬ gemacht. Das Rathaus hatte einen förmlichen Sturm zu bestehen, so stark war das Gedränge der Einrückungseflich¬ tigen, die ihre Abmeldung vollzogen,

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