Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

84 25. In Weyer verschied an diesem Tage Herr Peter Garstenauer Schneidermeister, im 44. Lebensjahre. 27. In Meran ist Hofrat Ferdinand Rippely, Leiter des Departements ür Eisenbahnwesen, Wasserrecht und Landeskultur bei der k. k. Statthal¬ terei in Linz, im 60. Lebensjahre ge¬ storben. Hofrat Rippely war seiner¬ zeit Bezirkshauptmann in Steyr. Die Leiche wurde nach Linz überführt. 28. In Steyr verschied an diesem Tage die Private Magdalena Stangl im 75. Lebensjahre. 5In Anwesenheit zahlreicher Festgäste fand an diesem Tage vormittags auf dem Stadtplatze vor dem Rathause vor dem in Parade ausgerückten Bürger¬ korps die feierliche Dekorierung des Kommandanten des unif. bew. Bürger¬ korps in Steyr Major Viktor Ortler mit dem ihm vom Kaiser verliehenen Goldenen Verdienstkreuze mit der Krone durch Bürgermeister Julius Gschaiden statt. Dieser Festfeier wohnten bei: Die Gemeindevertretung, Dechant und Stadtpfarrer Strobl, die Komman¬ ten des 42. FKR. und des 30. F.= J.=B., Vertreter der sämtlichen hies. Behörden und Aemter sowie der bei¬ den Feuerwehren, des Militärvetera¬ nenvereines, des Reservistenvereines, der Gendarmerie, der Steyrer Liedertafel und des Männergesangvereines „Kränz= chen“ und mehrere Ehrenmitglieder des Bürgerkorps. Bürgermeister Gschai¬ der heftete dem Ausgezeichneten nach einer herzlichen Ansprache die kaiserl. Auszeichnung an die Brust, worauf Herr Major Ortler mit bewegten 13 855 erwiderte. Dankesworten Sodann brachte Interimskommandant, Haupt¬ mann Josef Schopper dem belieb¬ berzlichsten ten Kommandanten die Glückwünsche des Korps dar, worauf Major Ortler nach einer kernigen An¬ sprache an das Korps eindreifaches Hoch auf den Kaiser ausbrachte. Mit der Intonierung der Volkshymne schloß die erhebende Feier. Mittags fand in der Korpsherberge „zum wilden Mann“ in Steyrdorf eine Festtafel statt, an welcher die Offiziere des Bürgerkorps und Bürgermeister Gschaider teilnah¬ men. Hiebei verkündete Major Ortler den vormittags gefaßten Ausschußbe¬ schluß, Bürgermeister Gschaider zum Ehrenmitgliede zu ernennen. Anläßlich der Feier wurden Huldigungstelegramme an den Kaiser und die Fahnenpatin Erzherzogin Marie Valerie abgesendet. Die deutschvölkischen Vereine Steyrs veranstalteten anläßlich der Jahrhun¬ dertfeier der Völkerschlacht bei Leipzig im Kasinosaal einen Festabend, der 710 einen außerordentlich zahlreichen Besuch aus allen Kreisen der Bevölkerung auf¬ wies. Der Ehrenvorsitzende des Fest¬ ausschusses, Bürgermeister 6schaider, begrüßte nach einem eröffnenden Vor¬ trag der Gesellschaft der Musikfreunde der Hymne und Triumphmarsch aus Verdis Oper „Aida“, die Erschienenen wies auf die Bedeutung der Feier hin, und gedachte der völkischen Kämpfe de Gegenwart. Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß die Festesfreude nich wie leerer Schall verklingen, sondern eine nachhaltige Wirkung des Festabend¬ ich in der Hebung des deutschen Bewußt¬ eins äußere. Begeisterte Heilrufe folg¬ ten den warmherzigen Worten. Nun brachte die „Steyrer Liedertafel den gemischten Chor „Hymne“ aus „Iphi¬ genie in Aulis“ von J. Gluckund den Männerchor „Gebet der vor Schlacht“ Gedicht von Th. Körner von A. Himmel mit vorzüglichen Klangwirkung zum Vortrage. Beide Chorvorträge fanden wohlverdienten 1 reichen Beifall. Hierauf betrat Abg. Hans Langoth aus Linz die Tri¬ büne zur Festrede. In glänzender Rede, voll innerer Begeisterung und Wärme, führte der Festredner die ge¬ spannt lauschende Zuhörerschaft in jene gewaltigen Tage der Weltgeschichte vor hundert Jahren, jene Zeit des freu¬ digsten Opfermutes, wo das Wort ge¬ 77 prägt wurde: „Gold gab ich für Eisen Langanhaltender, stürmischer Beifall lohnte den ausgezeichneten Redner. Nach kurzer Pause folgte der M.=G.=V. „Kränzchen“, welcher die Männerchöre von Engelsberg und „St. Michael“ (Ge¬ dicht von O. Kernstock) von K. Lafite wirkungsvoll zum Vortrage brachte. Die Gesellschaft der Musikfreunde“ brachte sodann die Ouvertüre zu dem Melo¬ dram „Die Zauberharfe“ von Franz Schubert mit schönem Ausdruck zu Ge¬ hör. Einen wahren Glanzpunktdes Festabendes bildeten die nun folgenden Marmorgruppen aus der Zeit der Be¬ freiungskriege, gestellt vom „Deutschen Turnverein: Dazu sprach Frau Erna Gschaider den poetischen Begleittert mit schwungvoller Sprache. Stürmischer Beifall exhob sich bei jedem Begleit¬ terte. Den Schluß des Festabends bil¬ deten wieder genußreiche Musikvorträge, und zwar Potpourri aus „Faust“ von Gounod und „Einzug der Gäste auf

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