76 Statthalterei ein Gesuch dieses Hau¬ ses um die Konzession zur Errichtung einer Eisen= und Stahlwarenfabrik in Steyr zur Aeußerung an die Stadt¬ gemeindevorstehung, welche natürlich ab¬ lehnend ausfiel und die Verkümmerung der und augenscheinliche Vernichtung kleinen Eisengewerbe lebhaft ausmalte, was aber wohl schwerlich etwas lügen wird. Endlich ist auch der vieljährige Prozeß des Fürsten Lamberg mit der Stadtkommune wegen beabsich¬ tigter Absperrung der Straße von der Promenade über den vormaligen, nun dem fürstlichen Garten einbezogenen Jo¬ hannisplatz, nach Voglsang und durch das fürstliche Schloß, vom obersten Ge¬ richtshofe zugunsten der Stadt entschie¬ den worden, so daß diese Wege zum Gehen, Reiten und Fahren von jeder mann benützt werden können und offen und unbeirrt bleiben müssen, so wie es früher war. Nur das einzige Recht gewann der Fürst, daß er die Tore sei¬ nes Schlosses während der Nachtzeit zu¬ sperren kann. In der Stadtpfarrkirche wur¬ den im August als weitere Vorbe¬ reitung für die Hochaltarauf¬ stellung die 12 aus Holz zierlich ge¬ schnitzten 6½ Fuß hohen Apostel=Sta¬ tuen, welche an den Säulen im Mittel¬ gange in den Jahren 1650—1670 von aufgestellt verschiedenen Wohltätern worden waren und die, unterhalb der¬ selben hängenden, sehr großen aber ziemlich schlechten Kreuzwegbilder herab¬ genommen und erstere nach Linz um 144 fl. verkauft. Dann wurde das ganze Innere der Kirche, welches früher mit verschiedenen alten Arabesken und Figuren bemalt war, herabgeputzt und dann steingrau ausgefärbelt, auch die überall schadhaften Ornamente im Pres¬ byterium ergänzt. Am 26. August wurden die Apo¬ stelstatuen mit einem Schiffe nach Linz transportiert. Da über diese sogenannte Beraubung der Kirche laut geschimpft und sogar dem Stadtpfarrer Drohbriefe geschrieben worden waren, so wurden vor dieser Einschiffung durch einige Tage bei der Stadtpfarrkirche Polizei= und Gendarmerieposten aufgestellt. Der bereits vollendete neue Hoch¬ altar war im August im Glaspalaste in München aufgestellt, kam am 20. August auf Ansuchen und Kosten de¬ Wiener Kunstvereines nach Wien, wo er bis letzten September in der Mino¬ ritenkirche zur öffentlichen Bewunderung aufgestellt bleibt, aber in der Wiener Zeitung eben keine ganz besondere An¬ erkennung findet. Am Freitag den 4. September be¬ gann der Umbau der Steyrer¬ brücke, welche auf der Steyrdorfer Seite zur Verminderung des Spital¬ berges um 4 Fuß erhöht wird. Da¬ mit nun der dortige Platz nächst der Brücke auch entsprechend erhöht wer¬ den kann, wird anstatt der dortigen Abfahrtsstraße unter dem sogenannten Schwibbogen nur mehr eine Stiege an¬ gebracht und der Michaelerplatz vor der Kirche wird ebenfalls um 1½ Fuß nie¬ dergegraben und auch die Grundstütz¬ mauer gegen den Spitalsberg wird zu¬ rückgesetzt. Nach vierwöchentlicher Ar¬ beit war am Samstag den 3. Oktober die neue Brücke und Straße gang= und fahrbar. Die Brücke hat annähernd 10.000 fl. und die Berg= und Platzregu¬ lierung 4531 fl. gekostet, wozu aus dem Landesfonde 1000 fl. zugeschossen wurden. Für die Dauer des Brücken¬ baues mußte von Seite der Stadt von Ennsdorf nach Ort eine unentgeltliche fliegende Brücke unterhalten werden. Der Schiffmeister Jos. Reder baute eine zweite gangbare Schiffbrücke, wofür er sich per Person ½ kr. K.=M. bezahlen ließ. Am Donnerstag den 22. Oktober, abends um halb 6 Uhr, langten un¬ ter strömendem Regen die zwei mit dem neuen Hochaltar beladenen Schiffe aus Mauthausen an unserem Landeplatz an. Am Freitage wurden sie bei schö¬
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