gar nichts ahnen? Seid doch sonst ein so scharfblickender Herr.“ „Was denn, edles Fräulein? Was sollte ich denn ahnen?“ fragte Herr Gerung und sah Fräulein Mechthild und Meginhalm forschend an, „doch —7 nicht, daß „Daß ihr ein wohlversprochenes Paar vor euch habt, ja, das wolltet ihr doch sagen, nicht, Herr Gerung?“ fiel Fräulein Heilka lachend ein, die sich baß ergötzte an Gerungs verwunderten und überraschten Mienen. „Fragt doch Herrn Meginhalm, oder, besser noch, seht doch die zwei hier an, das wird euch wohl genügen.“ Herr Gerung, der aus dem bisheri¬ gen Benehmen Mechthilds und seines Bruders nicht hatte ahnen können, daß sich da jemals ein Paar daraus machen lassen konnte, sah Meginhalm fragend an und dieser sagte mit freu¬ diger Miene: „Ist so, mein Herr Bruder, und bitt' ich für meine Braut und mich um deine brüderliche Lieb' und Wohlwol¬ len!“ Und er streckte ihm die Hand hin. die Herr Gerung herzlich drückte, wor¬ auf dieser Fräulein Mechthild sich zu¬ wendete und lebhaft sagte: „Das war nicht recht von euch, so insgeheim das abzukarten — wollen's aber gewiß nicht übel nehmen, seh' ich's doch auch aus euren Mienen, edles Fräulein, daß das Herz zum Herzen — Gott geb’ euch einen sich gefunden. glücklichen Ehestand!“ Und da Fräulein Mechthild, die zu erregt war, um antworten zu können, ihm zum Zeichen ihres Dankes für diese Worte die Hand entgegenhielt, ergriff er dieselbe und herzhaft drückend, meinte Gerung: „Die von Schachen heißen euch auf¬ — richtig willkommen, edles Fräulein wollen nur hoffen, daß die zu Weiten¬ egg dazu ihren Segen geben.“ „O, da bangt uns nicht deshalb,“ versicherte Fräulein Mechthild, welche 55 endlich die Sprache fand, jetzt lächelnd. „Wollen gewiß nur ihrer Mechthild Glück und nichts anderes.“ In diesem Augenblicke schmetterte eine Fanfare, Rufe erkönten, Herzog Ottokar entblößte das Haupt, was die Herren seines Gefolges ebenfalls rasch taten, und die Schlitten setzten sich in Bewegung und passierten an Ottokar vorbei, der seinen Gästen lebhaft zum Abschied zuwinkte. Als der Zug hinter einer Wegbie¬ gung verschwunden war, bedeckte der Herzog wieder das Haupt, seine Be¬ gleitung folgte seinem Beispiele und Ot¬ tokar ritt, Herrn Gerung zur Seite heimwärts gen Steyr. Er hatte das Visier des Helms geschlossen, und Herr Gerung konnte daher seine Züge nicht sehen, aber aus der Schweigsamkeit sei¬ nes hohen Gebieters, der auf dem gan¬ zen Rückwege kein Wort sprach, schloß Herr Gerung, wie sehr den Herzog die¬ ser Abschied von seiner hohen Braut ergriffen hatte. XX. Die nächstfolgenden Tage waren am Hofe zu Steyr sehr still vergangen, denn der Herzog war meist in sich ge¬ kehrt und hatte wenig Sinn für seine Umgebung bekundet. Als das Geleite und der den Ba¬ benbergischen Gästen zugeteilte Hofdienst aus St. Peter zurückkehrte, tat Her¬ zog Ottokar gar viele Fragen an die Damen und Herren über den Verlauf der Reise, über das Wohlbefinden sei¬ ner hohen Braut, sowie deren Mutter und Onkel, was sie gesprochen und wie sie mit ihrem Aufenthalte in Steyr zu¬ frieden waren. „Es ist recht so,“ hatte er endlich mit Zufriedenheit in seinen Mienen ge¬ agt, „daß alles so wohl und ohne Störung verlaufen ist, denn es macht meinem Hofe nur Ehre, so sich Gäste hier wohlbefinden, und ich dank euch allen gar sehr für eure Bemühungen.“
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