50 und gegen mein Volk — Herr, ich bin Herzog zu Steyr und bis an mein Lebensende will ich es bleiben, und meine Krankheit soll mich daran nicht hindern, das zu tun, was mir meine Geburt und meine Stellung auferlegt haben — jetzt erst verstehe ich, was des Abtes von Garsten Weisheit gestern mir hat sagen wollen!“ sich Und der Herzog bekreuzte romm, wie zum Zeichen, daß er ent¬ schlossen sei, männlich zu kämpfen mit den Unbilden des Daseins bis an sein Lebensende, dann wandte er sich gegen den Schloßpark um und sein Blick schien etwas zu suchen. „Recht so,“ murmelte der Herzog befriedigt, „da kommt der alte Aribo dahergeschritten, der sicher seinem Be¬ ruf als Gärtner hier nachgeht, was dem alten Torwart große Freude zu — er kommt mir recht machen scheint, gelegen!“ Und der Herzog begann laut und vernehmlich den Namen „Aribo“ zu rufen, wobei er die Hände an den Mund hielt, wie man zu tun pflegt, wenn die Schallwelle verstärkt werden oll. Der alte Torwart hörte und er¬ blickte denn bald auch seinen Herrn und beeilte sich, zu ihm zu gelangen. „Höre, Alter,“ sagte der Herzog fast heiteren Tones zu ihm, „da drun¬ ten ist ein armes, blindes Tierlein, das ich erbärmlich abplagt, etwas zu bei¬ ßen zu erhaschen! Es ist Menschen¬ und Christenpflicht, den leiden¬ den Geschöpfen Gottes jeder Art beizustehen, versuch es doch, das Tierlein heraufzuholen!“ Und der Herzog beugte sich über die Ringmauer hinaus und zeigte dem Torwart die Stelle, wo der Rabe herumhinkte. Aribo erklärte sich sogleich bereit, des Herzogs Befehl zu vollfüh¬ ren, und eilte durch ein Pförtlein auf die Felsen hinaus, begleitet von dem Rufe des vorsorglichen Herzogs. „Sei nur ja recht vorsichtig, Alter, damit dir nicht etwa ein Unglück pas¬ siert auf dem rutschigen Gestein — das verhüt' der Himmel!“ Es war nicht schwer für den alten Aribo, sich des Vogels zu bemächtigen, der ohnehin nicht flüchten konnte und sich ruhig fangen ließ, und er brachte ihn seinem Gebieter. „Freund,“ sagte dieser, den Raben untersuchend, „dem haben Alter und Krankheit schön mitgespielt — wollen ihm ein Gnadenbrot geben, wird sich wohl ein Plätzchen finden für ihn. Nimmst ihn wohl selber in Pflege, Al¬ ter, he?“ „So ihn mir der gnädigste Herr Herzog überlassen will, gewiß,“ ent¬ gegnete der Torwart, entzückt über sei¬ nes Gebieters mitleidig Herz, „meine Alte und mein Evchen, die gegen die Tierlein recht viel Zuneigung haben, werden den armen Krüppel da schon atzen, und so er noch am Leben zu er¬ halten ist, wird alles dazu geschehen.“ „Recht das,“ nickte der Herzog neben dem alten Torwart dahinschreitend, „lieb es, wenn Menschen ein gutes Herz zeigen — richtig, Alter! Deine Eva ist ja dem Hellwig versprochen, unserm Troßknecht, ist doch so?“ „Haben es mit des Herrn Herzogs gnädigster Erlaubnis auch getan, sagte der Torwart und kraute sich etwas ver¬ legen am Kopfe, wie wenn etwas nicht ganz richtig wär an der Sache. „Aber versprechen und heiraten ist halt eben zweierlei —“ „Wie das?“ sagte der Herzog, „will nicht hoffen, daß es den Hell¬ wig gereut —“ „Nicht doch, Herr Herzog,“ beeilte sich der Alte zu sagen, „klappte aber doch nicht, hätt' sollen bei dem edlen Herrn Grafen von Huneburg Stall¬ meister werden, der Hellwig, wär zum 7 Heiraten auch der Posten gewesen „Nun — was weiter, Alter?“ „Hat eben einen andern genommen, der edle Herr Graf,“ murmelte der Alte unmutig, „und die Heirat ist in den Brunnen gefallen —“
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