44 ich allzeit gern für euch hin, so ihr es verlangen wolltet.“ „Ei, so grausam bin ich nicht,“ lachte Fräulein Mechthild laut auf und sah Meginhalm freundlich an dabei, mich verlangt nur, daß ihr, so meine gnä¬ digste Herrschaft und ich mit ihr dem¬ nächst von hier scheiden, nicht ganz und gar den Weg nach Weitenegg ver¬ gessen sollt.“ „Um dort um eure Hand zu wer¬ ben?“ fragte er keck. „Das weiß ich nicht, was ihr dort tun sollt,“ entgegnete Fräulein Mech¬ thild mit leiser Stimme und ohne ihn anzusehen. „Sankt Georg, ich tu das,“ rief Meginhalm ganz glückselig, „selbst auf die Gefahr hin, daß ihr mir die Tür zeigt, wie im Schlosse zu Steyr. „Dazu hab ich jetzt nimmer Grund. Meginhalm,“ meinte Fräulein Mech¬ thild und ihre sonst so ruhigen Züge verklärte ein reizendes Lächeln und sie legte ihre schmale Hand in die ihr ent¬ gegengestreckte Rechte Meginhalms, der ihre Hand zärtlich küßte, was beides wohl als eine Art Verlöbnis anzusehen war, denn die beiden Leutchen plau¬ derten von nun an recht vertraulich mit einander am weiteren Heimwege, und besprachen des Abtes Predigt, die Krankheit des Herzogs Ottokar, den Weg nach Weitenegg und sonst tau¬ senderlei Dinge in jenem kunterbunten Durcheinander und mit jenem hastigen Wechsel von Ernst und heiterer Laune, wie das eben bei Liebesleuten üblich ist, denen die Welt gerade anfängt, wie ein Paradies zu erscheinen. XVI. Herzog Ottokar war nach dem Got¬ tesdienst in Garsten, anscheinend ganz ruhig, mit seinen Gästen nach Steyr zurückgekehrt. Er zeigte sich wohl schweigsamer als sonst seiner hohen Braut gegenüber, die ihn aber für et¬ was ermüdet hielt und ihm das am Heimritte von Garsten nach Steyr auch sagte. Ottokar nickte zustimmend zu der Bemerkung und meinte mit gepreßter Stimme und ohne Agnes anzusehen: „Ihr habt recht, meine liebe Ag¬ nes, ich bin wirklich sehr müde, was wohl die heiße Luft in der Kirche ver¬ ursacht hat — doch sorgt euch nicht um mich — Gott weiß, was er tut!“ Prinzessin Agnes sah überrascht über die letzten Worte ihres Verlobten fra¬ gend ihre Mutter an. Herzogin Helena aber wandte sich rasch ab und ihrem Schwager zu und tat, als ob sie das Gespräch nicht vernommen habe, aber Herzog Heinrich merkte es wohl, daß ihr das Weinen sehr nahe lag und sagte halblaut: „Um Gott, jetzt stark sein, Frau Schwägerin — Agnes darf nichts mer¬ ken davon, daß ihr Verlobter— den Abt von Garsten verstanden zu haben scheint!“ Herzogin Helena nickte, und nach¬ dem ihre Tochter sich bereits wieder ihrem Verlobten zugewendet hatte, der sein Pferd auf der prächtigen Schnee¬ decke in Galopp zu setzen im Begriffe war, dachte sie nicht länger an den Sinn seiner soeben gesprochenen Worte und die hohen Damen und Herren sprengten Steyr zu, das sie auch bald erreichten. Der Rest des Dreikönigstages ver¬ floß der herzoglichen Familie im Zu¬ sammensein. Aber es war nicht jenes trauliche, aufgeräumte und gegenseitig so offene Wesen, das die Herrschaften sonst beherrschte, denn es lag so et¬ was wie Gewitterschwüle in der Luft und nie wollte es zu einem längeren Gespräch kommen. Wie denn auch? Her¬ zogin Helena und Herzog Heinrich waren zu gedrückter Stimmung und fürchteten sehr, es werde der Herzog Ottokar nicht die Kraft besitzen, seine innere Erregung zu beherrschen, und diesem gelang es auch schlecht, heiter zu scheinen und seiner Braut nicht den
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