reichgekleideten Herren des Hofes und der Stadt. Da standen sie in traulichem Ge¬ spräch und ungeduldiger Erwartung, in erster Reihe die hohe Geistlichkeit, voran der Abt von Garsten als Hofkaplan zu Steyr, welcher der hohen Braut zum Empfange den Gruß der Stadt und des Landes entbieten sollte, und ihm zur Seite der Abt von Gleink, beide ruhig und würdevoll, stumm über das kleine Ennsdorf auslugend. Hinter der Kle¬ risei stand der Adel, an seiner Spitze die Herren von Liechtenstein, Hagin¬ berg, Strachau, Stubenberg u. a. m., alle in oft wunderbar gearbeiteten Ket¬ tenharnischen und mit wallenden Helm¬ federn, im Gespräch untereinander be¬ griffen und oft zur Gruppe der Mini¬ sterialen des herzoglichen Hofes ihre Worte hinüberrichtend, die an sie an¬ schloß, geführt vom Landesmarschall Herwick, dessen hohe Reckengestalt ge¬ waltig abstach von den oft zierlich zu nennenden Gestalten der Hofbeamten. Be¬ scheiden und etwas abseits hielten sich die Bürger, doch sah man ihnen das Selbst¬ bewußtsein trotzdem an — damals be¬ gann der Bürgerstand zu erstarken und sich seines Wertes bewußt zu werden. Gegenüber den Herren vom Adel stand eine Gruppe von drei Edeldamen und drei Rittern in Hoftracht. Sie waren den ankommenden Herrschaften zur Dienstleistung zugewiesen. Die Da¬ men waren jung und im Hofdienste er¬ zogen, da der Herr Regilon von Ha¬ ginberg selber auf höfische Sitte zu Hause hielt, und eben deshalb hatte Herzog Ottokar dessen Töchter Heilka, Gertrude und Margarete zu Ehren¬ damen für die Herzogin Helena und deren Tochter bestimmt. Als Ehren¬ kavaliere waren die edlen Herren Wol¬ fing von Kapfenberg, Wolf Graf von Huneburg, Herr Meginhalm und Ru¬ dolf von Rase bestimmt worden, von denen der letztere, da er am Wiener Hofe nicht unbekannt war, mit dem Ehrenschutzgeleite nach St. Peter vor¬ 13 ausgeritten war und sich bereits dort zum Dienste des Herzogs Heinrich gemel¬ det hatte. Sie alle harrten des Landesfürsten, der jetzt, Herrn Gerung zur Seite, vom Schlosse herabgeritten kam, in gold¬ strotzender Rüstung, am Helm die Her¬ zogskrone. Vor ihm ritt Herr Gundacher von Steyr mit dem Landes¬ banner und neben diesem Otto von Po¬ bendorf mit dem wappengeschmückten Schilde des Fürsten. Der Herzog stieg vom Pferde und sprach der Reihe nach die Damen und Herren des Hofes an. Er sah in der vollen Rüstung recht stattlich aus, doch die Blässe seines Antlitzes und sein et¬ was schleppender Gang ließen auf ein schweres inneres Leiden schließen und mancher Blick ruhte mit Besorgnis auf ihm, doch beruhigte es allgemein, daß Ottokar so leutselig plauderte und auf¬ geräumt schien wie selten zuvor. Von der Ennsleiten herüber erscholl jetzt ein Trompetensignal, das für die Ankunft der hohen Herrschaften verab¬ redete Zeichen, und Herzog Ottokar trat vor das Tor hinaus, während sich hinter ihm das Gefolge im Halbkreise grup¬ pierte. Als drüben am Sträßlein die Kavalkade der Erwarteten sichtbar wurde, trat tiefe Stille ein, sodaß das Getrappel der Pferde über die Holz¬ brücke weit in den Tälern der Enns und Steyr im Echo nachhallte. Ottokar selber half der Herzogin He¬ lena und seiner hohen Braut aus dem Sattel, küßte beiden die Hände, sie mit herzlichen Worten in Steyr will¬ kommen heißend, und schüttelte hier¬ auf Herzog Heinrich bieder die Rechte, ihm aufrichtig Dank sagend dafür, daß er sich mit den hohen Damen hieher bemüht habe, worauf Herzog Ottokar mit leichter Handbewegung gegen die Geistlichkeit hinwies, aus deren Reihen der Abt von Garsten vorgetreten war. Die Fürstinnen und Herzog Heinrich wandten sich sogleich nach der Richtung hin, wo der Abt stand, der mit tie¬
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