Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1914

186 Kommandant des Jägerbataillons, Vi¬ neralstabschef der 47. Infanterietruppen¬ Stadtrat 2 Fendt, zebürgermeister division. Gall, Oberpolizeikommissär Ebmer Ein verheerender Brand kam an und Polizeiinspektor Laher mit der diesem Tage mittags im Objekt IX der ganzen verfügbaren Mannschaft der städt Oesterr. Waffenfabrik in Steyr zum Sicherheitswache. Zur Zeit des Aus¬ Ausbruche, dem der ganze linksseitige bruches des Brandes weilten Bürger¬ Trakt des großen Objektes zum Opfer meister Julius Gschaider, Abgeord¬ iel. Um zirka 12 Uhr meldete der neter Professor Erb und GR. Kirch¬ Taborturmwächter am Polizeiinspekto¬ berger in Begleitung der Direktoren rate, daß im Objekte IX der Waffen¬ Dr. Pollak und Schönauer an¬ fabrik an der Steyr ein Brand ausge¬ läßlich des Abschlusses der Verhandlun¬ brochen sei, worauf sofort sämtliche vier gen mit der Waffenfabrik in Letten, Löschtrains der städtischen freiwilligen Feuerwehr welche nach Verständigung vom Brande alarmiert wurden, welche ofort sich auf den Brandplatz begaben. alsbald unter dem Kommando der bei¬ wo noch mehrere Gemeinderäte erschie¬ den Brandmeister Emil Wurmfeld nen waren. Von der Waffenfabrik be¬ und Ludwig Möstl am Brandplatze er¬ teiligten sich ferner Oberinspektor Duf¬ schienen. Kurz zuvor hatte der Fabriks¬ fek und Inspektor Rechl an den Ret¬ objektwächter Josef Rennerstorfer tungsarbeiten. Das Feuer muß im er¬ andere Personen gesehen, und mehrere ten Stocke des linksseitigen Objekts¬ daß aus einem Fenster des ersten Stockes flügels, und zwar an jener Seite aus¬ des Fabriksgebäudes Rauch dringe, wo¬ gebrochen sein, an welcher das Kanz¬ von der Wächter sofort die ständige Das lei=Nebengebäude angebaut ist. Feuerwache der freiwilligen Waffenfa¬ Feuer verbreitete sich auf den öldurch¬ briksfeuerwehr im nahen Wehrdepot tränkten Fußböden und Werksbänken, verständigte. Es war sofort klar, daß Maschinen, Treibriemen und Transmis¬ der vom Feuer ergriffene Objektstrakt sionen mit solcher Schnelligkeit, daß in nicht mehr zu retten sei, daher sich die kürzester Zeit durch Einsturz des Fu߬ Arbeit der Feuerwehren zunächst auf die des bodens im ersten Stocke auch die Par¬ Rettung des Mitteltraktes und terreräume und infolge Durchbrennung rechtsseitigen, südlichen Flügels des Ob¬ des Plafondes, auch der zweite Stock ektes IX sowie auf das an den linken und die Dachbodenräume in Brand ge¬ Flügel angebaute einstöckige kleinere Ne¬ rieten. Die schweren Arbeitsmaschinen bengebäude, in dem sich Kanzleien be¬ Ge¬ stürzten nacheinander mit großem fanden, erstreckte. Den vereinten Be¬ Uhr krache in die Tiefe und um mühungen der Feuerwehren, welche mit Trak¬ stand das gesamte Innere des drei Dampfspritzen arbeiteten, gelang tes in einem ungeheuren Flammenmeer, es, die auch bedrohte Hubersche Ma¬ dessen Flammen aus allen Fenstern hoch chinenfabrik, sowie den Süd= und Mit¬ ich zu herausschossen und am Dache teltrakt des Objektes IX vor einem Rauch¬ Uebergreifen des Feuers zu retten. Es einer mächtigen Lohe und dichten begann massen vereinigten. Um 2 Uhr konnte aber trotzdem nicht verhindert großen die Vehemenz des Brandes im werden, daß das Feuer schließlich doch Dafür Seitentrakte etwas nachzulassen. auf den Bodenraum des Kanzlei=Ne¬ brannte jetzt das Dachgeschoß des Kanz¬ bengebäudes übergriff, wo viel Papier es den eitraktes lichterloh, doch gelang aufgestapelt war und welcher vollständig zu lö¬ Feuerwehren, diesen Feuerherd eingeäschert wurde. Vorher schon hatte chen, bevor die Flammen den ersten man die Kanzleiräume nach Möglichkeit Stock dieses Gebäudes erreichten. Nach ausgeräumt. Bald nach Beginn des dreistündiger, anstrengender Arbeit ge¬ Brandes kamen auch Mannschaften des lang die Lokalisierung des Brandes. 42. Feldkanonenregiments, sowie des 30. Während das Feuer am ärgsten wütete, Feldjägerbataillons im Laufschritte an¬ geriet auch die Gasbrücke, welche un¬ gerückt, welche sich an der Löschaktion terhalb des brennenden Objektes von wacker beteiligten. Weiter erschienen der am gegenüberliegenden Steyrufer am Brandplatze die Feuerwehren von über den Steyr¬ befindlichen Gasfabrik St. Ulrich, Garsten, Unterhimmel und ührt und die fluß zur Schloßleite Gleink mit ihren Spritzen, welche eben¬ 5innere für die Hauptrohrleitungen falls hilfreiche Unterstützung boten. Am durch Funkenflug Stadt in sich birgt, Brandplatze waren ferner erschienen: in und die herrschende immense Hitze Oberkommandant Vogt der städtischen Brand, welcher aber durch eine rasch freiwilligen Feuerwehr, Oberst Ritter v. herbeieilende Militärabteilung und Zi¬ Mikowetz, Kommandant des Artil¬ vilpersonen glücklicherweise im Entstehen lerie=Reg. und Oberstleutnant Jungl, Sandböksche Buch=, Kunst= und Musikalienhandlung, Leihbibliothek, Papier= und Schreibwarenhandlung Mai

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2