Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1914

Da nun der Beifall der Menge ob dieser so eigenen Art Urteilsspruch gar kein Ende nehmen wollte, erhob sich jetzt der Markgraf und sagte laut und weit vernehmlich trotz des Lärmes: „Der Streit ist also glücklich erledigt das Lärchenwäldchen gehört dem Kloster Garsten, die „Sühneleistung“ ist uns allen recht und billig und, edle Frau, was für den wackeren Herrn von Polheim recht ist, wollet nur mit euerem Ehegemahl gelegentlich gnädig¬ lich selber entscheiden —wir sind auch damit einverstanden!“ Und ein gar schalkhaftes Lächeln überhuschte dabei die Züge des Mark¬ grafen, Frau Ulrike aber wurde gar dunkel im Gesichte und zu ihrem Töch¬ terlein einen Blick hinübersendend, das gar schrecklich aufgeregt nicht weit ihr gegenüber im Kreise stand und purpur¬ rot im Gesichtchen war, sagte sie kni¬ rend „Gewiß, mein gnädigster Herr, Herr Kunibert und ich werden nicht strenger in die Entscheidung gehen als das Gau¬ gericht — habt Dank für euer Wohl¬ wollen! Lachend und verständnisvoll blin¬ zelnd wandte sich der Markgraf nun dem Abt von Garsten zu und sagte „Hochwürdigster Herr Abt, unseres Amtes ist hier zu Garsten für heute keines mehr — hätten gern bei euch euere Küche loben wollen, ist aber Schmalhans darin, von wegen der Char¬ tage, wollen euch daher nicht in Ver¬ legenheit bringen und in euere Taferne hinübergehen, haben uns alle einen guten Schoppen wohl ehrlich heut ver¬ dient. Gott befohlen!“ Während aber nun alles in die Klostertaferne drängte, fanden sich Elikke und ihr Kurt noch rasch auf ein paar Worte unter der Linde. „Alles gut,“ sagte Elikke lächelnd, „sieh', jetzt brauch ich nicht zu meiner Schwester zu gehen.“ „Und die Wulfhilde nicht zu Fräu¬ lein Irmgardis,“ meinte Kurt trocken, 111 „und der Buckel des guten Kurt wird 7 die Zeche bezahlen müssen „Wieso denn?“ fragte Elikke er¬ staunt Kurt ansehend, „was hat dein Rücken damit zu tun, wenn Herr Kunrat und Fräulein Irmgardis sich kriegen?“ „Ist doch sehr einfach,“ brummte Kurt halb ärgerlich, halb lachend, „die zwei kriegen sich doch nur wegen der Ceder, welche der Kurt auf seinem Buckel vom Libanon nach Garsten heim¬ schleppen muß — gesegnete Arbeit, mein liebert Kurt — Die Elikke lachte hellauf, das konnte wohl so sein und als „Stärkungsmit¬ tel“ dafür, erhielt der Kurt schon einiges Lob vorher, womit er sich zufrieden gab. VII. von Der grimme Herr Kunibert Sarning war mit der Lösung der nicht „Frage“ von Garsten anfangs ganz einverstanden gewesen und wetterte lustig drauf los über „langes Haar und kurzer Verstand“ und was dergleichen „geistreiche“ Redensarten der Herren der Schöpfung in derlei Fällen sonst sind aber Frau Ulrike bewies sich auch hier als gescheite, wackere Frau; ihre Ruhe ihr beharrlicher Zuspruch und wohl auch das hübsche Spiel der Tränen und des Lächelns, Schmollens und guter Laute seines Töchterchens Irmgardis gewan¬ nen auch hier die Partie und der grimme Herr der Schöpfung, der ja im Herzen gar nicht so steinerne Herr Ku¬ nibert, erklärte sich schließlich, notge¬ drungen, aber äußerlich unbesiegt, mit allem einverstanden, was geschehen war, wobei der junge Herr von Polheim noch manchmal seine „Hiebe“ abbekam, als „Naseweis“, dem die Geschichte doch gar nichts angegangen wäre, wenn, ja wenn Irmgardis nicht auf dieser, nach Ansicht des grimmen Herrn Kunibert immer schlechter werdenden Welt, so be¬ nannte Irmgardis nicht just sein Töch¬ terchen gewesen wäre und auch der grim¬ migst auf seinen zukünftigen Schwieger¬

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