108 an den Leib, ein wehmütig Tränlein noch flink getrocknet, das so mancher Frau und manchem Mägdelein dem schönen Auge sich entstohlen, ob des drohenden Verlustes des Gatten, des Vaters, des Verlobten und mächtig erscholl nun die Stimme des Heroldes: „Im Namen König Konrads, unseres allergnädigsten Herrn!“ Der edle Herr von Schachen trat in den weiten Kreis, welchen das Volk um die Linde bildete und verkündete mit weithin tönender Stimme und auch überall verstandenen Worten, daß der gnädigste Markgraf und Herr Ottokar sich dem Kreuzzuge König Konrads an¬ schließe und zu seinem Stellvertreter in den Landen der Mark, ihn, den Herrn Albrecht von Schachen bestellt, ihm einstweilen jede Gewalt übertragen und die Sorge für Volk und Land anver¬ traut habe. Im übrigen solle alles so bleiben, wie es jetzt war und ver¬ hoffe es sich der Herr Markgraf, bei seiner Heimkehr alles wieder so wohl¬ auf und alles so gut in Ordnung zu finden, wie es allhier überall zu fin¬ den sei, jetzt bei seiner Ausreise. Diesen Worten folgten laute Bei¬ fallsrufe der Menge.„So soll es ein!“ „Werden Ordnung halten zu Haus!“, „Der Markgraf mag getrost auf uns zählen!“ hieß es und die Män¬ ner, so nicht mit auszogen nach dem heil. Lande, stießen die Schwerter aus den Erdboden und schlugen damit an ihre Schilde zum Zeichen des Einver¬ ständnisses und des Gelöbnisses für und zu dem Inhalte der Worte des edlen Herrn von Schachen, der ebenso wohlge¬ fällig diese einstimmige Kundgebung an¬ nahm, als der Markgraf davon befrie¬ digt war. Die weiteren vor dem Gerichte ver¬ handelten Angelegenheiten waren raschest durchgeführt, manche Streitfälle erledig¬ *) Die Grenzgaue waren damals Reichsland und standen unmittelbar unter der Herrschaft der deutschen Könige, welche die Markgrafen als ihre Statthalter dorthin bestellten, daher letztere im Namen der Könige regierten wenn auch ihre Macht oft schon noblig war, wie die der Ottokare in Stadt Sterr. ten sich ja von selbst dadurch, daß die Gegner erst vorhin das Kreuz genom¬ men hatten, ihre Streitigkeiten daher entweder während der Dauer des Kreuz¬ zuges ruhten, oder ganz erledigt waren und Markgraf Ottokars Laune wurde zusehends besser und besser, je mehr strittige Sachen sich in allgemeinem Wohlgefallen auflösten. Doch, da kam, zum Schlusse, die leidige Sache mit Garsten und dem bockbeinigen Sar¬ ninger. Der edle Herr von Schachen hatte zwar seinem jungen Gebieter versichert, daß alles „so ziemlich“ geordnet sei und Frau Ulrike wegen des „Lärchenwäld¬ chens“ sehr nachgiebig gesinnt sei, aber der Markgraf traute, wohl aus der Er¬ fahrung seiner zwar kurzen, aber er¬ eignisreichen Zeit seiner Regierung her¬ aus, diesem „so ziemlich“ gar nicht recht und sah dem Verlaufe von Klage und Gegenklage, von Rechtfertigung und An¬ spruch mit sehr gemischten Gefühlen ent¬ gegen. Der Abt von Garsten befleißigte sich in seiner Klage der größtmöglichsten Mä¬ ßigung und bat nur um Recht und Schutz, alles dem Ermessen des Landes¬ herrn überlassend. Und nun trat die edle Frau Ulrike von Sarning vor den obersten Gaurichter, auch bescheiden, wie es sich gebührte vor ihrem Landes¬ herrn, aber auch stolz als Adelige und als Frau eines der mächtigsten Her¬ ren am Hofe des Markgrafen und einge¬ denk der Pflichten als Frau und groß mögende Grundbesitzerin im Lande der Herren des Traungaues. T* Sie erklarte ruhig und würdig, „daß sie, als Miteigentümerin dieses „Lärchenwäldchens“, das sie mit ihrem Ehegemahl erheiratet habe und für des¬ sen Eigenbesitz der Sarninger sie mit¬ haftbar verpflichtet sei, „des lieben Friedens halber“ und weil ja doch das allzurasche Vorgehen ihres Ehegemahls ein wenig sonderbar aufzufassen es ganz richtig sei, erklären müsse, daß ein Klo¬ stervogt für die hohe Ehre Klostervogt
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