chen, überzogen die grimmen Waffen, welche die wehrhaften Männer des Traungaues blank in den starken Hän¬ den hielten, wie bereit zum großen Kampf, mit glitzernder Silberflut und schienen sich dann am Altare zu sam¬ meln, wogten um das Holzbild des Gekreuzigten, umgückten das Tabernakel und ruhten endlich aus auf der ehr¬ würdigen Greisengestalt des Abtes Ulrich von Gleink und umgaben, vom Edelmetall, womit dessen Meßgewänder reichlich gestickt waren, aufwärts wan¬ dernd, endlich das in spärlichem Kopf¬ doch reichlichem Barthaar schneeig weiß erscheinende Haupt dieses, von allen hochverehrten Priesters und umwoben dasselbe wie mit einem Heiligenscheine und hingerissen, ob solch schier zustim¬ mendem Zeichen des Himmels, lösten sich die Zungen der andächtig knieen¬ den Menge, und viel hundert und hun¬ dertfältig erscholl, unter zustimmendem Schwert= und Helm= und Tücherwinken, begeistert wieder wie dereinst, nun auch hier, in den bescheidenen Mauern des Garstener Gotteshauses, der für die Christenheit 1 bedeutungsvolleRuf: „Gott will es!", „Gott wil es! Markgraf Ottokar war der erste, der tief gerührt und begeistert von die¬ ser Rede, sich hinkniete vor den Abt, der ihm das weißleinerne Kreuz auf den Waffenrock, über das Wappen der Ottokare, heftete, zum Zeichen, daß Got¬ tesdienst vor Herrendienst gehe und nun drängten sich die edlen Herren, die Knappen, Knechte und auch viele Bauern und Leibeigene herzu und alle emp¬ fingen aus den sie segnenden Händen des Priesters das Kreuz und gelobten, Blut und Leben willig zu opfern für den Erwerb der heil. Stätten, auf denen Christus, der Herr, gewandelt und gelitten hatte und für die in geistiger Nacht wandelnde Menschheit gestorben war. „Gott will es!“ sagte Markgraf Ottokar, tief erschüttert von dem er¬ 107 habenen Schauspiele, das sich soeben vor seinen leuchtenden Blicken abgespielt hatte, bekreuzigte sich fromm vor dem Altare, grüßte durch eine leichte Ver¬ beugung die ehrerbietig dastehende Kle¬ risei und schritt zum Kirchentor, „wollen nur zuvor noch unser Haus bestellen, edle Herren!“ VI. Der Markgraf schritt über den Klo¬ sterhof zur alten Linde hin undließ sich auf der Steinbank nieder—dem Sitze des obersten Gaugerichtes in jener Zeit. Um ihn herum kam das Volk zugeströmt, um seinen jungen Landes¬ herrn Recht sprechen zu hören und die Kämmerlinge und die Leibknappen bil¬ deten links und rechts neben ihrem Ge¬ bieter sozusagen dessen Leibwache, ob¬ einer wohl der jugendliche Markgraf Schutzwache für sich gewiß nicht bedurfte, denn er war durch seine Leutseligkeit und seine Unparteilichkeit gegen alle und für alles, bereits sehr beliebt im Volke, das ihn jetzt nur ungern scheiden sah und dem wohl auch davor bangte, ihn nicht wiederkehren zu sehen. Gar man¬ cher etwas zu rauhe, oder gar gewalt¬ tätige Herr würde nun für lange Zeit an Ottokars Stelle herrschen und „viel Köpf, viel Sinn“ sagten sich die Leute, „das wird viel Verdruß, viel Unrecht im und viel Zerfahrenheit geben Lande. Aber, Markgraf Ottokar hattegar weislich vorgesorgt und mit seinen ver¬ trauten Räten alles geordnet und für alles seine Anordnungen wohl getroffen. Die Leibbläser des Markgrafen chmetterten nun ihr Ordnungsrufzeichen frisch in den Klosterhof hinein und gar mancher sang im stillen zu der Melodie die Worte mit, welche das Volk humor¬ voll diesem Bläserzeichen unterlegt hatte: „Ruhig sein, ruhig sein, das Gaugericht setzt ein!“ Und tiefe Stille trat ein, ein Räu¬ spern hie und da noch rasch, die Waf¬ fen handlich aufgestellt oder angepreßt
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