Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1914

lung seines Leibknappen und Vertrau¬ ten, des wackeren Kurt, ausgerichtet, das heißt, durch den Knappen beileibe nicht, aber, Kurts Vorliebe für die Parschalk=Elikke war dem Ritter Kunrat kein Geheimnis geblieben und Elikke war die Schwester von Fräulein Irmgardis' Zofe und das edle Fräulein so ein wenig Freundin zu ihrer Zofe, da kam also die Botschaft durch Kurt auf den rich¬ tigen Weg zu Fräulein Irmgardis. „Scheinst dich wegdrücken wollen aus der Kirche,“ fuhr Herr Kunrat seinen Knappen an, „und beten ist auch nicht deine Sache —“ „Doch, edler Herr,“ erwiderte Kurt bescheiden, aber nicht ohne vielsagen¬ des Lächeln, „aber alles zu seiner Zeit und zum beten ist ja wohl drüben im gelobten Lande auch noch Zeit — hollah, was soll das heißen? Herr und Diener sahen überrascht auf einen Reiter, der auf ungesattel¬ tem Pferde durch die Klosterpforte in den Hof hereingaloppiert war, ein Bauersmann, just nicht im festlichen Aufzuge in der Kleidung und ohne Hut. Er riß den Gaul knapp vor den beiden Männern zusammen, sprang ab und agte hastig und kurzatmig noch vom scharfen Ritt zu Herrn Kunrat: „Edler Herr, verzeiht — wo treff ich meinen Gebieter, den edlen Herrn von Sarning?“ „In der Kirche drinnen, denk' ich, meinte Herr Kunrat kühl, „hast wohl eine dringende Botschaft an ihn?“ „Das will ich meinen, edler Herr —soll gleich und eiligst heimkommen, der Herr von Sarning, sein Bruder, der wohledle Herr Walther, ist soeben im Hofe zu Sarning“ von seinen zwei Rüden angefallen und arg zugerichtet worden. Der Bader meint, es ist schlimm, sehr schlimm, schickt mich nun, den Pater Arzt und Herrn Kunibert zu holen, der Herr Walther, der vor Blutverlust schon ganz schwach und elend *) Dielleicht der Maierhof in Halbgarsten. 105 ist, will ihm noch einiges sagen, bevor sein letztes Stündlein kommt — Herr Kunrat war gewaltig er¬ schrocken ob solcher Unglücksmär, die ge¬ rade jetzt eintreffen mußte, wo drin¬ nen alles bei der hl. Handlung be¬ schäftigt nicht abkonnte. Er faßte aber sogleich einen herzhaften Entschluß und sagte: „Reit' nur heim, Bauer und ver¬ meld', alles wird besorgt werden. Du, Kurt, geh' hinüber ins Gebrechlichen¬ haus und bitt den Pater Arzt, sogleich nach Sarning zu eilen, sah den Pater grad vorhin dort eintreten, dem edlen Herrn Kunibert will ich selber die trau¬ rige Sach' mitteilen — also, macht vor¬ wärts, ihr beide da!“ Kurt eilte ins Spitalhaus hinüber und der Bauer schwang sich aufs Pferd. „He, du,“ rief ihm Herr Kunrat nach, „reitest ohnehin für die Kloster¬ taferne') vorbei, hat dort Herrn Ku¬ niberts Knappe dessen Pferd eingestellt, soll's gleich satteln und bereit halten ich will Herrn Kunibert dorthin verwei¬ en darob, daß er dann schneller heim¬ kommt!“ „Wohl,“ nickte der Bauer und trab¬ belte zum Klostertor hinaus, eben als die Glocken „nach Rom flogen“ und eh deren Geläut noch verstummte für die düsteren Tage der Charwoche, ver¬ ließen auch Herr Kunibert von Sarning und der Pater Arzt eiligst das Kloster Garsten. V. Der Weggang des Herrn Kunibert von Sarning aus der Kirche war nicht onderlich bemerkt worden, auch der Markgraf hatte nichts davon gesehen und erst in der Pause, welche nach dem Hochamte eintrat, um die Annahme des Kreuzes für den Zug in das heil. Land zu bewerkstelligen, vermeldete Herr v. *) Das Gasthaus besteht heute noch und heißt auch noch Klostertaferne. Vom ältesten Bau ist nur wenig mehr vorhanden, das „Extrazimmer“ rückwärts dürfte, seinem Baue nach und seiner großen Mauerstärke und der Wöl¬ bung nach zu schließen, aus dem Mittelalter stammen und bietet ein Bild einer feinen mittelalterlichen Gaststube.

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