80 trotz der inzwischen von seiner Seite aus¬ gesprochenen Annexion Skutaris und dessen Erklärung zur Hauptstadt Monte¬ negros bereit, Skutari mit seinen Truppen zu räumen, was denn auch geschah, worauf dasselbe von einem internationalen Trup¬ pendetachement unter Kommando des Kommandierenden der internationalen Flotte Vizeadmiral Cecil Burney am 14. Mai besetzt wurde. Der am 30. Mai in London geschlossene Vorfriede sollte jedoch dem blutgetränkten Balkan noch nicht den Frieden bringen Noch während des Krieges gegen die Türkei sowie dann auch nach dem Ab¬ schlusse des Londoner Vorfriedens kam es zu wiederholten Reibungen zwischen den Alliierten, so u. a. in Saloniki, wo die Griechen die bulgarische Garnison in schier Ser¬ verräterischer Weise hinausdrängten. bien verlangte mit Rücksicht darauf,daß ursprünglich nur Mazedonien als Beute gedacht war, später aber auch Teile Thra¬ ziens mit Adrianopel in die Hände Bul¬ gariens kamen, eine Revision des ursprüng¬ lichen Beuteteilungsvertrages, was Bul¬ garien wieder unter Hinweis darauf, daß es im Türkenkriege die meisten Opfer an Gut und Blut gebracht, verweigerte. Schon in dem Balkanbundvertrage zwischen Ser¬ bien und Bulgarien war für den Fall von Streitigkeiten über eine eventuelle Beute der Kaiser von Rußland als Schiedsrichter bestimmt worden und er hatte diese Würde auch angenommen; als aber wegen der ent¬ standenen Streitigkeiten zwischen Bul¬ garien und seinen Alliierten dieses Schiedsrichteramt aktuell werden sollte und der Kaiser von Rußland auf dasselbe aus¬ drücklich hinwies, fand er kein Gehör. Die Konferenz, zu der er die Alliierten nach Petersburg berief, wurde einfach nicht beschickt. Von dem Russophilen Dr. Da¬ new, der zunächst als Sobranjepräsident und dann nach der anfangs Juni 1913 er¬ folgten Demission des Kabinetts Geschow als Ministerpräsident einen maßgebenden Einfluß auf die Politik und damit auf die Geschicke Bulgariens übte, verleitet, griff dann Bulgarien am 30. Juni plötzlich zu den Waffen und setzte sich durch Überfall in den Besitz von Gewgheli, wo die serbische und griechische Armee ihre Verbindung hatten und ging zugleich auf Kotschana so los. Nun geschah den im Türkenkriege bewährten, aber allerdings arg hergenom¬ menen Bulgaren dasselbe, was früher den Türken geschehen; sie wurden von Nieder¬ lage zu Niederlage getrieben. In der acht¬ tägigen blutigen Schlacht an der Bregal¬ nitza wurden sie von den Serben geschla¬ gen und verloren damit Mittelmazedonien vom Wardar bis zur Struma, im Süden aber wurden sie von den Griechen besiegt und dann von den konzentrisch operieren¬ den Gegnern vor sich hergetrieben, bis diese nur mehr zirka 56 Kilometer vor Sofia standen. Es war ein Bruderkrieg, beschmutzt durch gegenseitige blutige Greueltaten Nun trat Rumänien in Aktion. Dieses hatte schon längst auf Grund älterer Ver¬ einbarungen der Mächte eine Anderung seiner Grenze gegen Bulgarien in der Dobrutscha verlangt und in gutem Wege durchzusetzen gestrebt; ein diesfälliger Ver¬ such während der Londoner Friedenskonfe¬ renzen scheiterte an der burschikosen, ja völkerrechtlich gänzlich unzulässigen Hal¬ tung Dr. Danews, der auch hier wieder den Mephisto Bulgariens spielte, und ein späterer Versuch auf einer in Petersburg ad hoc abgehaltenen Botschafterkonferenz brachte, dank der gegnerischen Haltung Rußlands, Frankreichs und Englands also der Tripelentente, Rumänien auch nicht die volle Erfüllung seiner Wünsche eigentlich nur Silistria ward ihmzu¬ gesprochen. Nun aber, da Bulgarien in fürchterlich blutigen Kämpfen mit Serbien und Griechenland rang, überschritt Rumä¬ nien mit seiner in verblüffend kurzer Zeit mobilisierten noch unberührten Armee am 11. Juli 1913 die von Truppen fast ganz entblößte bulgarische Grenze, nahm sich zu¬ nächst — ohne einen Schwertstreich das was es beanspruchte, die Grenzregulierung in der Dobrudscha mit der Grenzlinie Tur tukaja—Baltschik inklusive Silistria und rückte dann weiter bis auf zirka 50 Kilo¬ meter von Sofia vor
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