Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1914

Der Pechvogel. Novellette von Emil Beßer. (Nachdruck verboten.) chon in der Schule war Hans sam machte, daß Hans ja gestern Peckhöfel in V. ein Pech¬ nachmittag mit seinem Vater in der —80l vogel gewefen. Wenn er in Stadt gewesen sei, es also nicht ge¬ der Mittagspause, ehe er in tan haben könne. Hans war also schon die Schule ging, noch ein wenig so überzeugt von seinem anhänglichen spielte, so kam es öfters vor, daß er die Pech, daß er gar unschuldig Strafe beiden Schläge der Kirchenuhr nicht auf sich nahm. Als er die Schule ver¬ für den vollen, sondern für den hal¬ ließ, sagte der Lehrer zu ihm: „Nun aber ben Stundenschlag hielt und infolge laß es dir gut gehen, Hans, dessen mindestens eine Viertelstunde suche dein Pech los zu werden; du zu spät zum Unterricht kam. Da hättest „Pechhäufel“ genannt werden machte ihm dann der Lehrer mit un¬ müssen, dann wären deine Schick¬ gebrannter Holzasche auf einer nicht sale eher begreiflich gewesen. Hans wurde zu einem Schuster in näher zu bezeichnenden Stelle des Körpers begreiflich, was man unter die Lehre getan, wahrscheinlich weil Pünktlichkeit versteht, indem er von man ihn in diesen Hinsicht für gut vorbereitet hielt, indem er das wich¬ den angedrohten „Fünfundzwanzig“ tigste Hilfsmittel gleich in Fülle mit¬ nicht eine vergaß, was dem Hans brachte. Ja, es blieb ihm treu, sein doch gar nicht so unangenehm gewe¬ gesundes Pech, das merkte er bald. en wäre. Da er nicht gern so viel Bücher trug, so pflegte er diejenigen Sein Meister war mehr kinder¬ als kenntnisreich, so daß er oft nicht zu Hause zu lassen, die am folgenden genügend Rücksicht auf gewisse ver¬ Tage nicht gebraucht wurden. Daß borgene Augen der in dieser Hin¬ er sich oft genug irrte und die falschen sicht auch nicht ganz unempfindlichen bei sich hatte, machte ihm weniger Kummer wie dem Lehrer, der in sol¬ Landbewohner nahm. Aber ihm wur¬ den die Stiefel und Schuhe nicht an chen Fällen ihn fünfzigmal schreiben den Kopf geworfen, sondern dem ließ: „Du sollst dein Lesebuch nicht Lehrjungen Hans, der sie über¬ vergessen!“ (oder Bibel usw.). Wie brachte. Da Hans mehr im Kinder¬ oft machte er seine Aufgabe auf die tragen als im Stiefelmachen ausge¬ Tafel, anstatt ins Heft oder umge¬ bildet wurde, so war er nach einem kehrt, so daß er trotz seiner unleug¬ halben Jahre noch nicht imstande, baren Fähigkeiten vom Lehrer allzu eines Vaters, eines Taglöhners, oft ausgescholten werden mußte. grobe Arbeitsschuhe zu flicken, wes¬ Eines Tages wurden im Garten des halb er von diesem eine Tracht Prü¬ Lehrers dessen schöne Apfel, die sein gel wegen Faulheit in der Ausbil¬ ganzer Stolz waren, gestohlen. Bei dungszeit erhielt. Infolge seiner Ver¬ dem angestellten Verhöre wurde teidigung, daß er bis jetzt fast immer Hans als Täter bezeichnet und sollte die Kinder habe hüten und halten gerade summarisch abgestraft werden müssen, überzeugte sich sein Vater da er im Besitze eines nicht ganz rei¬ von der Richtigkeit der aufgestellten nen Gewissens schuldbewußt das Behauptung und löste daraufhin den Haupt gesenkt hatte, als ein Mit¬ geschlossenen Vertrag mit der Be¬ schuter den Lehrer darauf aufmerk¬

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