Auf Flügeln des. Gesanges. Von Emil Beßer. (Nachdruck verboten.) wirklich ideales „Buen Retiro“ wie Dr war einmal betrogen worden er es nannte. Allerdings mußte er or¬ und hielt sich dann für be¬ 206 rechtigt, die ganze Welt für dentlich zahlen, aber das konnte er schon, da sein Einkommen ihm das schlecht zu erklären, die es teilweise auch tatsächlich ist. Aber Ar¬ nunmehr sehr wohl gestattete. nold von Bossenthin war noch zu jung Draußen, zehn Minuten vor der und hatte noch zu wenig von der Welt Stadt und doch mit dieser noch zusam¬ gesehen, um schon so blasiert urteilen menhängend lagen auf einem kleinen zu können. Hügel drei Villen nebeneinander, Nun verkehrte der Herr Assessor deren Außeres und Umgebung ihm so¬ nur mehr sehr wenig, er zog sich für fort gefielen. Alle drei hatten prächtig seinen Stand sehr zurück und verlor in angelegte und gepflegte Vorgärten, fast ganz die Verbindung mit der denen Rosen von allen Sorten, Nel¬ Außenwelt, die ein Beamter in solcher ken usw. weithin einen jedem bemerk¬ Stellung aufrecht zu erhalten suchen baren Duft verbreiteten. Dabei waren muß. Und was war die Ursache? Nun, die Balkons und Vorderseiten in wirk¬ eben die gewöhnliche. Er hatte sich als lich prunkender Weise mit Rosen und Student, wie man zu sagen pflegt, in Kletterpflanzen geziert, und zwar so ein allerdings reizendes Gesichtchen schön, daß ein Preisrichterkollegium „verguckt“ und ein Verhältnis ange¬ in Zweifel gewesen wäre, welchem der fangen, in welchem Glücksahnen und Besitzer es den Preis für schönsten =hoffen nur auf seiner Seite war, wie Schmuck hätte zusprechen sollen. Hin¬ ich herausstellte. Nach vierjährigem ter den Villen lagen Nutzgärten mit Bestehen schickte ihm das reizende schönen Lauben. An dem ersten dieser Persönchen, übrigens Tochter eines drei Prachtbauten hatte er im Vor¬ reichgewordenen, aber ungebildeten beigehen das übliche Schild „Woh¬ Handwerkers, den Absagebrief. Sie nung von zwei Zimmern, möbliert, hatte nämlich, des langen Wartens zu vermieten!“ entdeckt, aber gezö¬ müde, einen reichen Bewerber erhört gert, da ihm der Preis nach dem Aus¬ und ihn auch kurz darauf geheiratet sehen zu urteilen sehr hoch vorkommen Anfangs überließ sich der junge mußte. Mann maßloser Verzweiflung, denn „Ach was, fragen kannst du ja ein¬ er hatte die selbstsüchtige Person wirk¬ mal!“ ermunterte er sich selbst und lich geliebt, aber seine besten Gefühle ging hinein. Eine ältere Beamtens¬ an eine durchaus Unwürdige ver¬ und witwe war's, die ihn empfing schwendet. nach seinen Wünschen fragte. Ihr Leider machte sich bei dem früher Mann war kürzlich gestorben, und so lebenslustigen jungen Mann nun durch Vermieten der ausgeschriebenen ein starker Drang nach Einsamkeit so Wohnung hoffte sie, die ihnen geltend, dem er auch insofern nach¬ lieben Raume beibehalten zu können. gab, als er seine Wohnung im Innern Der Preis war nicht zu hoch, den der Stadt, wo verschiedene Freunde konnte er sich gewiß leisten. Sofort und Bekannte im Vorbeigehen ihn griff er zu, indem er der Vermieterin überfallen konnten, aufzugeben be¬ auseinandersetzte, daß er Ruhe suche schloß. Er fand nach längerem Suchen, und deshalb die Stadt verlassen habe. wobei er sich nicht überstürzte, ein
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