wobei er erstaunt war, wie ihm die Gedanken nur so zuströmten. Einmal im Zuge, schrieb er flott darauf los und hatte bald eine schöne Arbeit fer¬ tig, die er einem Fachblatte einreichte und die später bei gutem Honorar an¬ genommen wurde. Er wurde als ärzt¬ licher Schriftsteller auch bald bekann¬ ter und fand klingende Anerkennung in Gestalt guten Honorars. Die Arbeit befriedigte ihn sichtlich, und er brauchte zunächst keine Besorg¬ 9 6 1.— 6 — GHeWI G * nisse zu hegen, daß er sich nicht durch¬ bringen könne, aber er sehnte sich nach ärztlicher Betätigung. Er fühlte die Kraft und die Fähigkeit in sich, Großes zu leisten, aber niemand be¬ gehrte seine Hilfe, wie gesagt. So ging ein Vierteljahr dahin, ohne auch nur einen einzigen Patienten gebracht zu haben, weitere gleiche Wochen folgten, o daß er doch besorgt zu werden an¬ fing, weniger wegen seiner als wegen der Geschwister, denen er bestimmt voranhelfen wollte. So saß er eines Tages an seinem 53 Schreibtische und arbeitete fleißig, als es an seiner Tür klopfte.Auf sein „Herein!“ trat die Waschfrau herein, die ihn schon lange bediente. Nur flüchtig aufblickend, sah er die Tränen in den Augen der gedrückt aussehenden Frau nicht, er beküm¬ merte sich nicht um sie, sondern schrieb weiter. Die Frau sollte nur den Wäsche¬ beutel mitnehmen, der bei der großen Ordnungsliebe des jungen Doktors 0 Tngpsngung. C tets zur bestimmten Zeit fertig an der Wand hing. Da die Frau zögernd im Zimmer tehen blieb, wurde er aufmerksam und fragte: „Was gibt's denn noch, Frau Braun? „Ach, Herr Doktor, es scheint mit den Kragen nicht zu stimmen!" Er hörte nun doch an dem Tone der Stimme, daß sie geweint hatte, und fragte gütig: „Sie haben ge¬ weint, was drückt Sie denn?“ „Ach, unser jüngster Sohn liegt
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