Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1914

31 „Danke, mein sehr kluger Herr Al¬ „Ei, ei, kleine Eva! Ein wenig ge¬ tenhoff. Überlistet, Freundchen! Sie horcht?“ meinte da Herr Schütte gaben Ihr Wort, zu schweigen, ich aunig wie ein Mensch, der sich voll¬ aber nicht mein Jawort. Haha, über¬ tändig als Herr einer heiklen Situa¬ listet Freundchen, über.... tion fühlt. „Lissi“ leicht fuhr die „Herr Schütte“, Altenhoff trat dem väterliche Rechte über die heiße Wange der Erregten. „Lissi,“ er schob das Rentner in den Weg, der Miene machte, das Zimmer zu verlassen. junge Mädchen sanft ins Zimmer „Das ist nicht ehrlich gehandelt. „Herr Altenhoff hat eine Frage an Ich mich gerichtet. Dir überlasse ich die Antwort. „So, nicht ehrlich gehandelt?“ er¬ widerte der Rentner leichthin. „Jun¬ Und leise schloß sich die Tür hinter ger Herr, im Kriege ist manches erlaubt. ihm. „Im Kriege, ja. Wir sind doch nicht Lissi Schütte starrte fassungslos vor im Kriege! Und ehrlich soll man auch sich. O, wenn es doch kein Erwachen im Kriege handeln. aus diesem Traume gäbe „So?1 7 „Lissi, liebe Lissi!“ Altenhoff eilte „Ja, Herr Schütte. Das ist .... mit ausgebreiteten Armen auf das Ein Un¬ „Wir sind jeder Partei. junge Mädchen zu. parteiischer mag entscheiden. „ „Liebster, flusterte die Glückliche Und trotz des lebhaften Protestes und barg den blonden Kopf an die des anderen eilte er auf die Tür zu, Brust des Geliebten. öffnete sie und — Lissi stand davor. (OIl¬ Der neue Herr. Skizze von Emil Beßer. (Nachdruck verboten.) eignetes zeige, konnte aber lange s ging nun einmal nicht mehr 2 nichts finden. Endlich ging er auf in der Stadtwohnung, das Me“ sagte sich Her Amlinger einem Wege, den er lange nicht mehr 1 in der letzten Zeit immer gegangen, dem Walde zu und kam zu einem Landhaus, das er noch nicht ge¬ häufiger. Nicht als ob sie nicht sehr ehen hatte. Aber es war ersichtlich chön und vor allem sehr bequem, nicht weit von Bahnhof und Post usw. auch neu. Langsam schlenderte er darauf zu, gelegen gewesen wäre, nein, daran um es in der Nähe zu beschauen. An lag es gewiß nicht, aber er wurde zu der einen großen Garten umschließen¬ oft gestört, hatte aber die Ruhe doch so nötig. Er war Schriftsteller und fand den Hecke blieb er stehen und sah, in tiefen Gedanken verloren, zu den mit stets wachsende Anerkennung. Der leuchtend roten Blumen gezierten Kreis der Abnehmer für seine Arbei¬ Fenstern empor. Das Haus lag höher ten erweiterte sich immer mehr, und er mußte vielen übernommenen Ver¬ wie der Weg und machte einen sehr guten Eindruck, der durch den dahin¬ pflichtungen pünktlich nachkommen, ter liegenden Wald sehr gehoben wollte er die guten Gelegenheiten nicht verlieren. wurde. Aber er wurde sehr unsanft aus Er begann in der Umgebung der seinem Sinnen aufgeschreckt, denn ein Stadt zu suchen, ob sich nichts Ge¬

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