Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1914

24 zurück und wandte sein finsteres Ge¬ sicht der Fragenden zu. „Du? Nichts Gar nichts! „O, Kurt, was fangen wir nun an? 77 Ich habe Vaters Worte gehört. O, beschwörend hob das Mädchen beide Hände, „was nun? „Weiß ichs!“ stieß der Finstere grimmig hervor. „Aus ists,— für immer aus.“ „Das will, das kann ich nicht glau¬ ben. — Wie... „Kann ichs ändern!“ „Das Herz würde mir brechen. „Dein Vater wies mein Bitte um deine Hand mit Hohn und Spott, so¬ gar mit Beleidigungen zurück. Lissi wenn er nur einen vernünftigen Grund hätte. Nein. —Nur weil er und mein Vater sich im Gemeinderat an die Köpfe geraten sind. Dein Vater hat das zwar nicht gesagt, Lissi, aber ich weiß es. Wir, du und ich, sollen nun dafür büßen, daß unsere Väter in der Frage über die Straßenbe¬ leuchtung nicht gleiche Ansichten ha¬ ben. Ha, Lissi, was kümmerts uns, ob Petroleum oder Gas! Meinet¬ wegen können sie alle Fixsterne vom Himmel herunterholen und in den winkeligen Gassen des alten Nestes 7 aufhängen. Diese Schildbürger.... 7 „O, Kurt, beruhige dich doch .... „Ich mich beruhigen! Dein Vater schimpfte mich einen Mitgiftjäger. Lissi, das werd' ich ihm heimzahlen.“ „Kurt, das Wort wird der Vater dir gewiß abbitten. Er sagt in der Erregung leicht ein Wort, das er spätter bitter bereut. Und ich werde ihn so lange mit Bitten quälen, ihn so lange bestürmen, bis er seine Ein¬ willigung zu unserer.... —1—1.“ „Lissi! — Lissi! — Lissi¬ Des Rentners Stimme schallte überlaut durchs Haus. Lissi schrak zusammen. „Der Vater.“ Sie schickte sich an, dem Rufe zu folgen. Doch schnell wandte sie sich um. „Liebster, heut' abends in der Gei߬ blattlaube. — Ich werde das Pfört¬ chen öffnen.“ Ihre Lippen berührten flüchtig die Wange des Mannes, dann eilte sie davon. Der junge Mann blieb noch ein kurzes Weilchen grübelnd stehen, dann schritt er wuchtig die Treppe herab * In sichtbarem Unbehagen stapfte Herr Schütte in seinem Zimmer auf und ab, ab und auf. Und jedesmal, wenn er an seiner leise schluchzenden Tochter vorüberkam,streifte sein lüchtiger Blick ihr tränenfeuchtes Gesicht. „Lissi,“ Herr Schütte blieb plötzlich vor seiner Tochter stehen. Die schluchzte laut. „Schockschwerebrett!“ polterte er da los. „Mädel, laß das verrückte „ Heulen. — Seit acht Tagen laufst du schon mit nassen Augen herum. Und das bloß, weil der Chemiker, der ... „Vater, sage mir doch endlich, was du gegen Kurt Altenhoff einzuwenden hast“, bat die Tochter mit leiser Stimme. Da der Vater nicht ant wortete, fuhr sie fort: „Du kennst ihn ja seit seinen Kinderjahren und hattest ihn immer gern. Das hat sich erst vor ein paar Wochen geändert. „Früher? Ja! — Ich habe ihnerst jetzt richtig kennen gelernt. Ihm ist's um meine sauer erworbenen Taler zu tun; dich nimmt er so neben¬ bei. — Weils eben nicht anders geht.“ „Das ist nicht wahr, Vater. 7 „So—0—0 2 „Ja, Vater. Du weißt doch besser als ich, daß Kurt ein glänzendes Ein¬ kommen hat, und daß der Steuerrat sein Vater, ein vermögender Mann ist.— Deine Abneigung entspringt nur dem Zerwürfnis, das seit Wochen zwischen dir und dem Steuerrat be¬ teht.“ „ „Madel, das bildest du dir ein.“ „Nein, nein, Vater. Die Straßen¬ beleuchtung hat euch verfeindet. Und wir, Kurt und ich ...

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