heute am Abend zu dir kommen, da¬ mit ich dich sehen und sprechen kann.“ Sie zauderte in tiefer Verlegen¬ heit, doch da jetzt ein Herr den Saal betrat und er nochmals hastig: „Willst du? Vertraue mir doch!“ ihr zuflüsterte, gewährte sie seine Bitte mit einem kurzen Nicken. Abends saß John Pekwill in dem kleinen, netten Wohnzimmer Mag¬ dalenens. Er hatte die Geliebte neben ich, durfte den Arm um sie schlingen, in ihr liebes Antlitz sehen und es „ tussen. So hätte er wohl zufrieden sein dürfen. Er war es aber nicht. Er vermißte etwas in dem Wesen Magdalenens. Sie gab sich ihm ge¬ genüber vertrauensvoll und innig, doch er wollte sie anders. Sie sollte nicht so ruhig neben ihm sitzen, sie ollte sich vielmehr ungestüm an seine Brust werfen, und statt seine Küsse so still hinzunehmen, sollte sie ihn stürmisch abküssen — er forderte volle, tolle Leidenschaft von ihr. Sie aber saß in dem stillen Ge¬ nügen, daß sie ihn hatte, daß er ihr zu eigen war, neben ihm und ahnte, daß er sie anders begehrte, als sie sich gab. John besuchte nun des Abends Magdalena öfters und stets füllten die Zeit des Beisammenseins Gedan¬ ken an die Zukunft aus. Sie machten Pläne zusammen, waren aber doch niemals recht einig dabei. Magdalena wollte, John solle sogleich seine jetzige Beschäftigung aufgeben und sich um etwas anderes umsehen. „Ein Kunst¬ reiter sei von den Menschen doch zu wenig angesehen“, meinte sie. „Und wenn auch!“ sagte er da¬ gegen. „Was kümmern mich die Leute, wenn ich nur dir recht bin. So Knall und Fall kann ich meinen Stand nicht verlassen, erstens mein Kontrakt mit dem Direktor und zwei¬ so tens möchte ich mich gar nicht schnell davon trennen, da ich mit Leib und Seele der Reitkunst ergeben bin. 9 Übrigens denke ich, wir könnten auch dann nicht gleich heiraten, denn ich habe nichts und du auch nichts, außer deinem bißchen Einrichtung. Am kom¬ menden Herbst geht ohnehin mein Kontrakt zu Ende und bis dahin kann ich eine, wenn auch bescheidene, o doch für den Anfang unseres Haus¬ haltes reichende Summe von meinem dann, Gehalt erübrigen und dann ein!“ Mädchen, wollen wir glücklich Er drückte dann immer Magda¬ erstickte lena an seine Brust und ihre weiteren Einwendungen im vor¬ hinein mit zahllosen Küssen. So vergingen den beiden einige Wochen in heimlichem Glück und über die folgende Zeit gibt Magda¬ lenens Tagebuch Aufschluß. 17. Dezember. Er ist eben gegan¬ gen. Zum erstenmal seit unserer Liebe kommt er mir kühler, zerstreuter vor Ich weiß nicht, was es ist, von was — habe ich ihn beleidigt das kommt — oder — nein, ich will nichts oder weiter denken! 19. Dezember. Er war gestern nicht hier, ich wartete vergebens Vergebens gewartet — weiß ein an¬ derer, was das heißt? Die Minuten, die Sekunden zählen mit heißer Sehnsucht, auf jedes Geräusch hor¬ chen, ob es nicht sein Schritt ist! Hundertmal sah ich nach der Türe, ob ich am Ende gar sein Nahen über¬ hört hätte. Viertelstunde um Viertel¬ stunde verging, die Stunde war be¬ reits vorüber, innerhalb der er zu kommen pflegt. Jetzt redete ich mir ein, meine Uhr ginge um einige Zeit — sie ist sonst immer recht voraus gegangen — noch eine Viertelstunde länger konnte auch das nicht Stich —er kam halten! — Er kam nicht erstenmal seit sieben nicht! Zum Wochen bin ich, ohne ihn gesehen zu haben, schlafen gegangen. Schlafen? Nein, ich machte die ganze Nacht hin¬ durch kein Auge zu, ich marterte mich mit Fragen ab, warum er nicht ge¬
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