Der Förster steckte die Leuchte ins Gestein und bückte sich, dabei aber das Bergmännchen festhaltend. Ein Ausruf der Ueberraschung und hellster Freude entschlüpfte jetzt dem Alten, denn im Geröll am Boden, das sich wie ausge¬ waschener grober Flußsand ansah, glitzer¬ ten und flimmerten runde, gelbe Dinger¬ chen. „Ei,“ sagte der Förster, ein solches gelbes Stücklein aufhebend, „das sind ja echte Goldstücke mit dem Bildnisse un¬ — wie seres gnädigsten Herrn Herzogs kommen die nur da her?“ „Frag nicht, Förster,“ entgegnete das Bergmännchen ungeduldig, weil es sehn¬ lichst nach der Freiheit verlangte, „viel¬ leicht hat sie der Fluß angeschwemmt doch nimm so viel davon als dir gut¬ dünkt, aber mach schnell!“ Der Förster las mit der freien Hand die Goldstücke auf und steckte sie in seine Taschen und das Bergmännchen half ihm dabei bereitwilligst mit. „Genug,“ sagte der Alte endlich, da er fühlte, wie seine Taschen schwer wurden, „ich lang nun aus und hoff', die Not bei mir im Haus ist zu End ich dank dir gar sehr, Bergmanderl Gelang ich wohl hinaus?“ „Wüßt nicht, wie du den Weg an¬ jetzt noch fehlen könntest,“ meinte das Bergmännchen, ihn nicht verstehen wol¬ lend, und da jetzt die Faust des För¬ sters sich öffnete, fühlte es sich frei und ledig. Es stieß einen Jubelschrei aus, machte sich eiligst davon und schon im nächsten Augenblicke gewahrte es der Förster hoch über sich auf einem vor¬ springenden Stein an der Wand stehen. „Nichts für ungut,“ rief ihm der dankbare Förster als Abschied zu. Gewiß nicht,“ gab das Bergmänn¬ chend zurück, „hast's aber nicht engestellt, mein Lieber —“ das heißen?“ fragte der erriet, wo das Berg¬ orten hinzielte, LXI „Des Menschen Sinn ist nur nach Gold und Geld,“ sagte jetzt das Berg¬ männchen ernst und strich leise seinen langen Bart, „das tut aber doch nicht alles — hättest du mich lieber gefragt, zu was das Kreuz in der Nußist, es wäre dir, den Deinen, und für euch Menschen alle besser ge¬ wesen! Sieh zu, was dein Geld ver¬ mag!“ Sprach's und war verschwunden. Der Förster hatte nicht wenig ver¬ wundert diese Worte gehört, aber er nahm sich nicht Zeit, über den Sinn derselben nachzudenken und durch das plötzliche Verschwinden des Bergmänn¬ chens besorgt, und dessen Rache fürch¬ tend, beeilte er sich, aus der Höhle zu gelangen. Der Schatz, den der Förster er¬ langt hatte, war nicht all zu groß, das Geld langte jedoch aus, Arzt und Arzneimittel zu bezahlen und die Kranke in ein milderes Klima zu bringen. Allein, wenige Wochen nach dem Aben¬ teuer in der Höhle starb der Schwie¬ gersohn des Försters an der Pest und seine Tochter folgte ihrem Gatten bald ins Jenseits nach. Der Förster stand nun allein in der Welt, das Geld des Bergmännchens war zu Ende und der Alte sah nun ein, „daß Geld doch nicht alles in der Welt tue“. wie es das Bergmännchen gesagt hatte. Der alte Vollbrecht gab seinen Be¬ ruf auf und erhielt die Bewilligung, die Uhuhütte auf dem Fels draußen an der Steyr zu einer Klause umzu¬ gestalten und den Rest seiner Tage als Eremit in anschaulicher Andacht zu ver¬ bringen, wie es damals so viele taten, die in der Welt Schiffbruch erlitten hatten. Der alte Vollbrecht lebte noch gar manches Jahr und er bemühte sich nun kein noch so unscheinbares Ding gering¬ schätzend anzusehen, sondern dessen Zweck im Dasein zu erforschen und zu er¬ lauschen. Dadurch wurde er gar bald ein Arzt von großem Ruf und gesucht
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