Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

IX und leuchtete ihm mit der linken Hand ins Gesicht. Das kleine Wesen begann auch so¬ gleich zu zappeln, und mit seinem dün¬ nen, aber tiefen Stimmchen stieß es er¬ schreckt Laute aus, wobei es sich aus der Faust des Försters loszumachen suchte was ihm aber nicht gelang. „Fürchte dich nicht, Bergmanderl, sagte der Förster jetzt, als er die angst¬ vollen Blicke gewahrte, die ihm das kleine Wesen zusandte, „ich tu dir nichts — ich bin kein Wicht — hab zu Leide aber noch nie deinesgleichen gesehen; mußt also nicht ungehalten sein, so ich dich etwa hab recht garstig erschreckt!“ Das Bergmännchen mochte diesen Worten Vertrauen schenken, denn es stellte seine Versuche, loszukommen, ein, ließ sich ruhig vor dem Gesicht des Försters hochhalten und sah diesen flehentlich an. Nachdem aber der För¬ ster das kleine Ding nicht losließ, schien dem Bergmännchen die Zeit doch etwas lange zu werden und es sagte endlich mit deutlicher Stimme: „Nun denn, Förster, der du, wie ich sehe, einer bist, jetzt hast mich wohl genug angeschaut — laß mich end¬ lang los!“ lich „Was gibst du mir dafür?“ fragte Förster, in welchem zum ersten¬ der mal in seinem Leben die Habsucht sich zeigte. „Könnte auch ohne Lösegeld los¬ kommen,“ meinte das Bergmännchen flink dagegen. „Versuch's,“ sagte der Förster, den bei dem Worte „Lösegeld“ ein, wie ihm schien, sehr guter Gedanke überkam, und drückte seine Finger besser und kräf¬ tiger in das Gewand des Kleinen, „hab wohl ein Mittel gegen deine Zau¬ berei!“ Und er sah auf das Kreuzlein her¬ ab, das er an einer Schnur um den Hals trug. Das Bergmännchen lächelte fast geringschätzend und mochte gar wohl erkannt haben, worauf der Förster ab¬ zielte, denn es meinte: „Bemühe dich nicht, Förster, auch wir Bergmännchen beweisen die All¬ macht Gottes, sind auch seine Geschöpfe — so und loben Gott den Herrn war's nicht gemeint! In der Stunde kann ich dir aber nicht aus, so du mich — nicht freiwillig losgibst aber, Dienst gegen Dienst — was gilt's?“ Der Förster dachte nach, was er von seinem kleinen Gefangenen wohl verlangen könnte, dafür, daß er ihn losließ, Gold, oder ein Arzneimittel für seine Kranke zu Haus, denn die Bergmännchen kennen nicht nur die Schätze der Natur, sondern auch deren Kräfte. Der Gedanke, daß er für Gold auch ein Arzneimittel kaufen könne überwog und er kam daher rasch zu einem Entschluß. „Ich bin ein armer Mann,“ sagte er nachdenklich, „hab zu Haus nicht Geld für den Bader, noch für Arznei, die meine arme Tochter so dringend bedarf — du kennst ja wohl die Orte da drinnen im Gestein, wo Edelmetall zu finden ist, he?“ Das Bergmännchen nickte nur. „Gut,“ meinte der Förster, „so ver¬ schaff mir ein Stück Gold, nicht groß, will keinen Reichtum, nur daß es langt im Haus auf bessere Zeiten — bin ich unbescheiden, Bergmanderl?“ „Nein,“ sagte der Kleine gelassen, „also schließen wir ab — ich zeig dir was du brauchst, wo es zu finden dann laßt du mich los?“ „Ein Mann, ein Wort,“ verpflich¬ tete sich der Förster, „auf Ehr und Glauben!“ „Trag' mich gegen den Eingang dieser Höhle,“ sagte nun das Bergmänn¬ chen und wies mit seinem Zeigefinger¬ chen, wohin ihn der Förster trager solle, was dieser folgsam tat. an der Einmündung Ganges, durch den der Höhle gekommen, sagte chen: „Bücke dich und

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