Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

192 11. In der Zeit vom 11. bis 25. August hat es sich der Verein „Heimat schutz“ in Steyr zur Aufgabe gestellt auf dem Gebiete seiner Tätigkeit eine Ausstellung in den Räumen der Bür gerschule zu veranstalten. Der Beweg¬ grund, mit einer derartigen Vorfüh¬ rung in die Oeffentlichkeit zu treten, lag in der Ueberzeugung, durch dieselbe klä¬ rend und mildernd auf die Beurteilung des Vereines zu wirken. Am 11. August um ½11 Uhr vormittags versammelte sich eine illustre Gesellschaft im Vesti¬ bül der Bürgerschule zur Feier der Er¬ öffnung dieser ersten österr. Heimatschutz¬ ausstellung. Handelskammerrat Rudol Sommerhuber hielt an die versam¬ melten Festgäste als Obmann des Ver¬ eines „Heimatschutz“ und des Ausstel¬ lungskomitees eine herzliche Begrüßungs¬ ansprache, in welcher er auf den Zweck der Ausstellung verwies und allen Fak¬ toren, welche das Zustandekommen der¬ selben ermöglichten, den wärmsten Dank aussprach. Hierauf ergriff Bürgermei¬ ter Gschaider das Wort, um seiner Freude Ausdruck zu geben, daß die Aus¬ tellung zustande kam, welche im höchsten Interesse der Stadt Steyr gelegen sei. Es sei ihm eine angenehme Pflicht, an Stelle des am Erscheinen verhinderten Statthalters die Ausstellung zu eröff¬ nen. Redner dankte den Veranstaltern der Heimatschutz=Ausstellung für ihre Mühewaltung, sowie allen, die hieran mitgewirkt haben und gab der Hoff nung Ausdruck, daß die Ausstellung, vielseitige Beispiele gebend, wie der Heimatschutz zu pflegen sei, recht gut besucht werden möge. Hienach erklärte Bürgermeister Gschaider die Heimat¬ schutz=Ausstellung für eröffnet und es and zunächst eine Besichtigung der im Garten der Bürgerschule installierten Ausstellung „Friedhofskunst“ statt, die nach dem Muster des berühmten Wald¬ friedhofes in München inszeniert, einen ungemein ansprechenden Eindruck machte. Sodann wurden auch die fünf im ersten Stockwerke befindlichen, sehr stimmungs¬ voll eingerichteten Ausstellungsräume besichtigt, welche den allgemeinen Bei¬ fall der Besucher fanden. Im ersten Saale hatte das „Ministerium für öf¬ fentliche Arbeiten“ eine stattliche Zahl Bilder und Pläne von ausgeführten u. projektierten Bauten aus verschiedenen Kronländern, der jeweiligen heimischen Bauweise angepaßt, ausgestellt. Auch die Fachschulen, resp. Staatsgewerbe¬ schulen von Linz, Salzburg, Hallein und Villach hatten hier reiches Material an Zeichnungen und Plänen eingesandt. In August. diesem Saale lag auch eine reichhaltige Sammlung einschlägiger Literatur zur Einsicht auf. Sehr hübsch beschickt war die Abteilung für heimische Bauweise, Hier zeigten die Bilder von dem Wer und der Schönheit der alten Bauten. Mit einer großen Zahl von Plänen, Entwürfen und Modellen hatten sich die bekanntesten Architekten eingestellt Eine sehr reichhaltige Sammlung ent¬ hielt die Bildergalerie, die nebst dem Waldfriedhof die größte Anziehungs¬ kraft bei dem großen Publikum ausübte. Hervorragende Meister hatten der Stadt ihre Schönheiten abgelauscht und sie mit Stift und Farbe festgehalten. In der Abteilung „Bauberatung“ unter der jener Teil der Heimatschutzbestrebungen verstanden wird, welcher die Aufgabe hat, bei Neubauten dem Bauherren ra¬ tend zur Seite zu stehen, damit er bei 2 gleichen Mitteln etwas Schönes der heimischen Bauweise Angepaßtes schaffen kann, wurde die Durchführung dieser Aufgabe, beziehungsweise der Erfolg in überzeugender Weise dargetan. Die Ausstellung war während der ganzen Zeit der Dauer stets zahlreich besucht und äußerten sich die vielen hervor¬ ragenden Persönlichkeiten über das Ge sehene äußerst lobend. 12. Nach langem schwerem Leiden entschlief in Steyr die Gemahlin des Ingenieurs Karl Kattner, Gesell¬ schafter der Firma Josef Huber u. Co. Maschinenfabrik, Marie Kattner, im Die Verstor¬ Alter von 38 Jahren. bene, eine Tochter des Maschinenfabri¬ kanten Josef Huber, erfreute sich in¬ folge ihres leutseligen Wesens bei allen, sie kannten, großer Wertschätzung die Am selben Tage starb in Steyr der Schuhmachermeister Josef Tomek in seinem 58. Lebensjahre. Tomek war langjähriges jubiliertes Mitglied der Freiw. städt. Feuerwehr und Obmann der Steigerabteilung. Man schätzte ihn als treuen Kameraden und guten Gesell¬ schafter. Ferner ist an diesem Tage in Steyr Eduard Mokansky, Schleifer bei der Firma Winternitz' Neffen, im Alter von 38 Jahren gestorben. Konsistorialrat Johann B. Lo¬ Strafanstaltsseelsorger an renz, k. k. der Mannerstrafanstalt Garsten und Vorstand des Kirchenbauvereines in Kleinraming, beging in der Pfarrkirche zu Gallneufirchen, wo er seine Primiz feierte, sein 40jähriges Priesterjubi¬ läum. 13. Die Ehrenmedaille für 40jähr. treue Dienste wurde von der k. k. o.=ö.

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