Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

176 Korso, ein Leben und Treiben von blu¬ nengeschmückten Leuten, welcher der Festesstimmung voll und ganz Ausdruck gab. Das Blumenkomitee bestand aus den Damen: Altbürgermeister Amalie Lang als Vorsitzende, Bürgermeister Erna Gschaider, Baronin v. Bud¬ denbrock und Primarius Dr. Klotz. Das Protektorat hatte ihre Hoheit Prinzessin Anna von Sachsen=Co¬ burg=Gotha zwar übernommen, aber nicht ausgeübt, da sie während dieser Tage nicht in Steyr weilte. An allen Orten der Stadt und der Vorstädte tanden Verkaufsstände, worau die Damen ihre leergewordenen Körbchen wieder frisch füllen konnten und haben owohl die Damen an den Verkaufs¬ stellen, wie die Verkäuferinnen selbst große Opfer gebracht, in Sonnenhitze und Staubwolken so tapfer auszuhar¬ ren. Die Bevölkerung unserer Stadt, ob arm, ob reich, Zivil und Militär, owie die gesamte Arbeiterschaft von Steyr, beteiligte sich an dem humani¬ tären Unternehmen. Auch die Orte der Umgebunghaben wacker gearbeitet, möglichst viel zum Gelingen des Gan¬ zen beizusteuern. Jeder Tag fand sei¬ nen künstlerischen Abschluß in den Fest¬ vorstellungen im Stadttheater, zu wel¬ chen das Haus schon im vorhinein jedes¬ mal ausverkauft war und viele zurück¬ gewiesen werden mußten, so daß sich das Komitee entschloß, die Aufführung Dienstag den 4. Juni nochmals zu wie¬ derholen und war auch für diese kein Sitzplatz mehr zu haben. Der Fest¬ abend zerfiel in drei Abteilungen. Die erste bildete die Aufführung eines von unserer heimischen Schriftstellerin Alber¬ tine Luhde=Ilg eigens verfaßten rei¬ zenden Bühnenspieles ingebundener Sprache „Steyrs Genien“. Für den im Stücke vorkommenden Reigen hatte Musikdirektor F. Bayer eine äußerst melodiöse einschmeichelnde Musik ge¬ schrieben. Das Stück hatte stürmischen Erfolg. Die zweite Abteilung bot die Darstellung von lebenden Bildern, u. zw.: „Der Nattenfänger von Hameln“ nach C. Schweninger jun., „Die Tanz¬ stunde“ nach Leopold Schmutzler, „Die ereilten Flüchtlinge“, nach Ed. Kurz¬ bauer „Studentenpredigt im Bauern¬ lager“ und „Die Schlacht bei Gmun¬ den“, beide nach Alois Greil. Die Bilder wurden von den Mitgliedern des Deutschen Turnvereines dargestellt. Die von Lehrer Riener vorzüglich ver¬ faßten Prologe vor jedem Bilde wurden mit dramatischer Begeisterung gesprochen von Marie Rescheneder. In der Juni. dritten Abteilung folgte die Aufführung der äußerst lustigen, melodiösen Ope¬ rette „Zehn Mädchen und kein Mann von Suppé. In derselben brillierten insbesonders die Statthaltereisekretärs¬ gattin Rosa Kloucek, Buchdruckerei¬ besitzer Hugo Drahowsal u. Schau¬ spieler Willy Hampl. — Die Brutto¬ Einnahmen der Theatervorstellungen betrugen K 1741.20, die Brutto=Ein¬ nahmen des Blumentages K 9932.31. In letzterer Summe sind enthalten für Blumenvorverkauf K 534.80, für Spen¬ den 507.57 und Verkaufserträgnis in den Orten: Garsten 350.84, Neuschönau¬ St. Ulrich 297.16, Behamberg 266.37, Dietach 198.80, Kleinraming 183.15 Haidershofen 166.24, Christkindl 110.06. Sierninghofen 98.70, Gleink 94.10, Sierning 61.30, Wolfern 50.07 Grün¬ burg 41.81. Nach Abzug der Kosten konnten dem Spitalbaufonds die an¬ ehnliche Summe von 8808 K 94 als Reinerträgnis des Blumentages und 1100 K 14 als Reinerträgnis der Theateraufführungen abgeführt werden. Die k. k. oberösterreichische Statt¬ halterei hat die Ehrenmedaille für Feuerwehrmänner dem Mitgliede der Freiw. Feuerwehr in Unterhimmel¬ Christkindl=Rosenegg Kajetan Biber in Christkindl zuerkannt. In der Wallfahrtskirche Maria Zell feierte der Exzell. Graf Lamberg¬ sche Förster in Unterhaus Guido Ka¬ lab mit seiner Gattin Susi das Fest der silbernen Hochzeit. DerVorstand des Bahnamtes Großraming Offizial Ackerl wurde von diesem Posten unter Anerkennung einer langjährigen, zufriedenstellenden Dienstleistung enthoben. Adjunkt Josef Schauer beim Bahnbetriebsamt Neu¬ markt=Kallham wurde zum Vorstand des Bahnstationsamtes er¬ Großraming nannt. 2. In der Pfarrkirche in Tulln fand die Vermählung der Hausbesitzers tochter Laura Bacher aus Ried i. 3. mit Dr. Hermann Straznicky, k. k. Statthaltereikonzipisten in Steyr, statt Eine der populärsten Gestalten der Stadt Steyr ist an diesem Tage ver¬ schieden, die Frau des verstorbenen Theatermeisters und Bürgers von Steyr Marie Pichler. Als 18jähriges Mäd¬ chen heiratete sie den damaligen Thea¬ termeister Johann Pichler und war an seiner Seite durch 39 Jahre im Theater tätig. Die Sorge um ihre Kinderschar erfüllte ihr mütterliches Herz und un¬ ermüdlich war sie für ihreFamilie tätig des Tages durch das Austragen

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