Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

170 dem hervorragenden Rufe brachte, des¬ sen sie sich heute allgemein erfreut. Menschenfreundlichkeit, Wohltätigkeit ge¬ gen Arme und strengste Rechtlichkeit wa¬ ren die Fundamente, auf welche ich seine Geschäftstüchtigkeit stützte. Die Ge¬ nossenschaft der Gastwirte wählte ihn zum Vorstandstellvertreter und viele hu¬ manitäre Vereine betrauern in ihm ein eifriges Mitglied. Im Alter von 50 Jahren starb in Steyr die Fabriksarbeitersgattin Anna Reder. Der Gemeinde= und Polizeidiener Alois Wörtner von Sierning und eine Frau Aloisia, geb. Derfler, feier¬ ten das Fest ihrer silbernen Hochzeit. Anläßlich dieses Festes sind dem Jubel¬ paare zahlreiche Glückwünsche zugekom¬ men. 3. Nach kurzem Leiden verschied in Steyr die k. k. Postmeistersgattin Luise Langthaler im Alter von 67 Jah¬ ren. Ferner starb am selben Tage die Bahnmagazinsdienerswitwe Marie Sträußelberger im 77. Lebens¬ jahre. In Graz fand die Promotion des Finanz=Konzeptspraktikanten in Klagen¬ furt Erwin Mayr, i. a. B. der Gra¬ zer akadem. Burschenschaft „Frankonia“ ein Sohn des Baubezirksleiters in Steyr und k. k. Oberingenieurs Raim. Mayr, zum Doktor der Rechte statt. Der Werkzeugdreher der Oesterr. Waffenfabrik in Steyr Michael Traut¬ mann feierte das 40jährige Jubiläum seiner Tätigkeit in diesem Unternehmen. Das Reiterfest der Einjährig=Frei¬ willigen der 14. Artilleriebrigade, das auf dem großen Exerzierfelde bei Gleink abgehalten wurde, nahm bei herrlichem Wetter einen schönen, sportlich interes¬ santen Verlauf. Es hatte sich eine über¬ aus große Zahl von Besuchern aus Steyr und von auswärts eingefunden. Die einzelnen Piecen wurden vorzüg¬ lich geritten und die Hindernisrennen verliefen glatt und ohne Unfall. Die Preise, gegeben von den Offizieren des Regiments, bestanden aus einer silbernen Pferdestatuette, silbernen Pferdeköpfen und Petschaften und zwei schönen Oelbil¬ dern, gespendet von Professor Rir¬ 600 ner. Den Abschluß bildete eine so¬ 23 lenne Feier am Abend im Kasino die von den besten Kreisen der Stadt be¬ sucht war und bei welcher die Bürger¬ korpskapelle konzertierte. Die von der Firma G. A. Wayß, Betonbauunternehmung, Linz, in Steyr hergestellte Auböckbrücke aus Betoneisen¬ konstruktion bei Objekt IX der österr. Mai. Waffenfabrik wurde einer Belastungs¬ probe unterzogen, an welcher Vertreter dieser Firma, Baurat Peter, Vize¬ bürgermeister Fendt und die Bausek¬ tion des Gemeinderates teilnahmen. Als Nutzlast wurden aufgebracht: Ein Last¬ wagen mit einer Bruttolast von 10.000 Kilogramm, der zweite Lastwagen mit einer Bruttolast von 8000 Kilogramm erner wurde die noch freie Brücken¬ läche mit Maschinenteilen von zusam¬ mnen 12.000 Kilogramm belastet. Es betrug somit die Gesamtlast 30.000 Kilogramm. Mittelst eigener Apparate wurde nach einstündiger Belastung die größte elastische Durchbiegung mit 1•2 Millimeter konstatiert, welche nach Ent¬ fernung der Last um 0•8 Millimeter zu rückging, so daß die bleibende Durch¬ biegung nur 0·4 Millimeter beträgt. Das Ergebnis dieser Belastungsprobe kann daher als ein äußerst günstiges bezeichnet werden und es wurde daher auch diese Brücke nach beendeter Probe dem allgemeinen Verkehre freigegeben. 5. In einer für den Musikverein in Steyr ungemein ehrenvöllen Weise konnte dieser die Feier seines 40jähr. Bestandes begehen. Im Vertrauen auf die Leistungsfähigkeit des Vereines und die Mitwirkung hervorragender Kunst¬ kräfte hat Musikdirektor Bayer das von Bruch vertonte „Lied von der Glocke“ zur Aufführung gebracht und einen großartigen Erfolg erzielt. Un¬ gefähr 300 Fremde waren von ver¬ schiedenen Städten und der Umgebung Steyrs zur Aufführung hierher gekom¬ men und damit hat der Musikverein ge wiß nicht wenig dazu beigetragen, den Ruf der Stadt in musikalischen Kreisen zu heben. Ein Festkommers am Abend im Kasino beschloß die Jubiläumsfeier in glänzender und würdiger Weise. Ein zahlreiches Publikum aus den besten Kreisen der Stadt hatte sich eingefun¬ den. Der Vorstandstellvertreterdes Musikvereines, Dr. Hermann Späng¬ ler, wies in einer schwungvollen An¬ sprache darauf hin, daß der Verein sein vierzigjähriges Jubiläum feiere und glaube, den Beweis erbracht zu haben, daß er seiner Aufgabe in jeder Weise nachgekommen sei. Aufführungen großer Tonwerke kennzeichnen die Tätigkeit des Vereines, der eigentlich schon im Jahre 1839 gegründet worden, später seine Wirksamkeit eingestellt hat und 1872 neu erstanden sei. Der erste Vorstand des Vereines war Franz Werndl, dann folgten Holub, Reschauer, Eduard Werndl, Hans Millner u. gegenwärtig leitet Faschulprofessor Pe¬

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