Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

125 Dezember. mit Entsetzen abermals das Aufsteigen Verblichene war die Mutter des Buch¬ Es 84 einer dunklen Rauchsäule bemerkt. druckereibesitzers Fritz Luwy. brannte das in der Ortschaft Pesendorf 24. Der Steuerverwalter in Kirch¬ gelegene, dem Franz Krenn gehörige dorf, Johann Arnhold, wurde zum Humergütl. Von dem fast ganz aus Holz Steueroberverwalter ernannt. gebauten Haus blieben nur drei Mauern 26. In große Aufregung und Angst stehen. Eine Kuh, die Schweine, der versetzte ein gewissenloses Individuum, ganze Heuvorrat, die Ackergeräte und das in der Gegend von Ried bei Krems¬ sogar die Einrichtung der Wohnstube münster sein verbrecherisches Unwesen verbrannten. Die etwa 5 Meter vom trieb, die dortige Bevölkerung. Am 8. Brandobjekte entfernte Sölde des Mi¬ Dezember, zirka 8 Uhr abends, zeigte chael Hauser wurde durch Anbren¬ eine intensive Feuerröte und hochauf¬ nen der unter dem Dache angehäuften lackernde Flammen einen Brand drüber Futtervorräte von innen vom Feuer er¬ der Welser Reichsstraße. Es brannte griffen und der Futter= und Stroh¬ die Maxasölde des Peter Stadl¬ vorrat, viel Holz und Werkzeuge ver¬ huber in Großendorf Nr. 43. Als nichtet. Am 26. Dezember sahen meh¬ die Feuerwehr mit dem Löschen begin¬ rere Bauern nachts, als sie auf der nen wollte, fuhr abermals ganz in der Reichsstraße bei Großendorf gingen Nähe der Reichsstraße ein Feuer auf; Feuer aufleuchten. Sie eilten zur Stelle es stand die Schneidersölde am Guggen¬ und sahen den Straßmayrstadel in büchl, Ortschaft Ried Nr. 51, im Besitze Flammen stehen. Die Bewohner des des Zimmermanns Stephan Moser, Gutes mußten erst aus dem Schlafe in Flammen. Sofort eilten die übrigen geweat werden. Es brannte das ganze Leute vom ersten Brandplatze weg, um Gut bis auf die Mauern nieder, vier beim neuen Brande zu helfen. Beim Personen gerieten bei den Rettungsar¬ Brande der Maxasölde sind sämtliche beiten in höchste Lebensgefahr. Der an¬ Ackergeräte, die Hühner und ein fettes gerichtete Schaden betrug 35.670 K, dem Schwein, sowie alle Futtervorräte ver¬ Versicherungssumme von bloß brannt. Drei Kühe konnten durch das eine 12.270 K gegenüberstand. Die Gendar¬ Vorhaus ausgebracht werden. Beim merie verhaftete den Karl Schraber¬ Moser verbrannten zwei fette Schweine, ger, von dem sie in Erfahrung ge¬ die Hühner, der ganze Vorrat an Heu bracht hatte, daß er in der gleichen und Stroh sowie verschiedene Werkzeuge. Nacht ein Gasthaus in Großendorf auf Drei Männer, welche vom Orte Ried einige Zeit verlassen hat und bei seiner dem ersten Brand zueilen wollten, frag¬ Rückkunft das Feuer meldete. Nach eini¬ auf der ten einen Burschen, der ihnen gem Zögern gestand er, das Feuer ge¬ Reichsstraße neben dem zweiten Brand¬ legt zu haben. Dann gestand er auch objekte begegnete, wo es brenne. „Beim noch die Legung der Brände der Maren und ging Maxa,“ sagte er ganz gelassen sölde und des Mosergutes. Er wurde Unterdes¬ eilig ins nahe Wegmayrhölzl. dem Kreisgerichte Steyr eingeliefert. sen fing es schon beim Moser zu bren¬ 28. Im Alter von 70 Jahren ver¬ nen an. Die drei Männer schöpften schied in Steyr der verw. Privatier gegen den Burschen Verdacht und mach¬ Franz Haller, ein Bruder des GR. ten sich an dessen Verfolgung. Im Ver¬ Leopold Haller. ein mit herbeigeeilten Leuten drangen In der Nacht vom 27. auf den sie nun in den Wald ein und nahmen 28. Dezember wurde im Kimbacherschen den mutmaßlichen Brandleger fest. Es Gasthause in Steyr eine grauenhafte war der 29jährige Bauernknecht Karl Bluttat entdeckt, die zirka 10 Tage Schraberger. Er wurde jedoch wie¬ vorher verübt worden sein dürfte. In der freigelassen, da ein Handwerks¬ einem der Fremdenzimmer obigen Gast¬ bursche bestätigte, Schraberger sei mit hauses wurde der 72 jährige Hausierer ihm vorerst auf der Reichsstraße ge¬ Josef Agnitsch, welcher bei seiner An¬ gangen. Schraberger stellte sich selbst wesenheit in Steyr stets dort zu über¬ mit einem Knüppel zu den Verfolgern nachten pflegte, ermordet aufgefunden, um den „Täter festnehmen zu helfen“. Die Tat wurde entdeckt, als man einen Nächsten Sonntag fand eine Frau in der Gast, der dort übernachten wollte, in Ortschaft Voitsdorf an der Reichsstraße im Außenfenster der Wagenremise des das Zimmer des Agnitsch führte. Den Gebelbauer ein gelbes Büchlein, in dem Eintretenden bot sich ein entsetzlicher Anblick dar. Mit mehreren Tuchenten zum Schrecken der Leser jene Häuser verzeichnet waren, die in kurzer bedeckt, lag Agnitsch an Händen und Zeit Füßen gebunden und geknebelt mit klaf¬ sollen. ebenfalls angezündet werden Nachmittags zirka halb 3 Uhr wurde fenden Wunden am Kopfe tot im Bett.

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