Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

102 umgestaltet. Die Garstner Allee wird gegen die Stadt-herein verlängert Vom 17. bis 25. war bei heiterem Sternenhimmel gegen Westen ein brei¬ ter, lichter Streif, gestaltet wic der Schweif eines großen Kometen, von Westen gegen Südosten sich fast über den halben Horizont erstreckend, ge¬ sehen und wirklich gaben ihn die nach¬ her bekannt gewordenen astronomischen Beobachtungen als den ungeheuren Schweif eines unter dem Horizont stehenden, bisher ganz unbekannten Ko¬ meten an. Am 28., 29. April und 1. Mai war die Rekrutierung noch nach dem alten Fuße; das hiesige Kon¬ tingent betrug 17 Mann zur Linie und 4 Mann zur Landwehr, wo bei ersteren 3 Mann schuldig blieben. Am 1. Mai kam der Fürst Lam¬ berg hieher; am 2. war bei ihm, als ernannten Delegaten des ober¬ österreichischen Industriever¬ eines große Aufwartung des Magi¬ strates und der Vereinsausschüsse; an 3. Tafel. Am 11. kam der Erzherzog Jo¬ hann als Vereinsdirektor hie¬ her und speiste nebst den Vereinsaus¬ schüssen und den k. k. Offizieren der an eben diesem Tage in Parade von Wien hier einmarschierten Oberstleut¬ nants=Division des k. k. Fürst Liechten¬ stein 5. Cheveauxleger=Regimentes im fürstl. Schlosse, besuchte sohin die Tafel der Vereinsmitgliederbeim „Schiffwirte“ und fuhr, nachdem er hier die Vereinslokalitäten besucht hatte, nach Enns; die Kavallerie hielt hier Rasttag und marschierte weiter nach Salzburg. Am 17. rückte vom selben Regimente die II. Majors=Division ein und hielt ebenfalls Rasttag. Im Monate Juni wurde endlich auch das Gleinkertor Nr. 38 ab¬ gebrochen und dafür außerhalb ein neues Haus erbaut. Die Witterung in den zwei Mo¬ naten — Mai und Juni — war bei¬ spiellos schlecht, vorzüglich war seit Men¬ schengedenken kein so nasser Juni; denn im ganzen Monate gab es bloß 2 ganz schöne Tage, sonst alle Tage Regen, oft durch mehrere Tage ohne Unterbre¬ chung fort. Hat der Monat April die schönsten Hoffnungen auf die reichste und beste Ernte gegeben, so sind jetzt diese Hoffnungen dahin, und schon beginnen die Getreidewucherer ihre Spekulationen Am 1., 2. und 3. Juli noch immer ein gewaltiger Regen so daß das Wasser am 3. wieder dergestalt an¬ lief, daß es auf der hinteren Rathaus, stiege die 10. Stufe erreichte. Im ganzen Monate Juli gab es bloß einmal zwei ganz schöne Tage, sonst alle Tage mehr oder weniger Re¬ gen, oft mehrere Tage ununterbrochen fort; die Enns ist im ganzen Sommer noch nie so weit zurückgetreten, daß sie die Stadtmauer verlassen hätte; mei¬ stens steht sie bei den Toren herein. Kein Mensch denkt einen gar so nas¬ sen Sommer. Im Monate September wurde auch das sogenannte „Brittingertor“ am Eingange der Kirchengasse in Steyr¬ dorf, welches die Passage sehr lästig be¬ engte, abgebrochen. Der Eigen¬ tümer begehrte und erhielt von der Stadt die enorme Entschädigung von 1800 fl. K.=M. 1844 Ende März wurde das zunächst der Pfarrkirche befindliche innere und ur¬ alte Festungstor mit der Jahres¬ zahl 1543 und von Turmeshöhe ab¬ getragen. Am 15. April war die Rekru¬ tierung des Steyrer Kontingents, es betrug 16 Mann zur Linie und 3 Mann zur Landwehr. Am 23. August hat hier der k. k. Staatsminister Graf v. Kolowrat auf seiner Durchreise nach Graz über¬ nachtet.

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