Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

abgebrannten Gebäuden waren von Grund aus zerstört in Steyrdorf 21, bei der Steyr 9 und im Wieserfeld 50, zusammen 80 Gebäude. Die An¬ zahl der zu Schaden gekommenen Ein¬ wohner betrug in Steyrdorf 772, bei der Steyr 417 und im Wieserfeld 901, zusammen 2090 Einwohner. Der gericht¬ lich erhobene Schaden betrug bei den Hausbesitzern in Steyrdorf 254.053 fl. fl. 10 kr., denen bei der Steyr 84.597 40 kr., denen im Wieserfeld 193.807 fl. 40 kr., zusammen 532.458 fl. 30 kr. bei den Inwohnern aller drei Vorstädte 9.133 fl. 10 kr., insges. 551.591 fl. 40 kr. So schrecklich aber das Unglück und so trostlos die Lage der größtenteils der Eisen= und Stahlmanufaktur ange¬ hörenden Abgebrannten war, ebenso schnell, großartig und wahrhaft rührend war die Unterstützung, welche ihnen von dem Allerhöchsten Kaiserhause, den Be¬ hörden, allen Ständen und aus fast allen Orten der österreichischen Mon¬ archie, ja selbst aus dem Auslande, zu¬ floß. Infolge Allerhöchster Bewilligung wurde nämlich die entfallene Entschädi¬ gung von der Salzburger Brandasse¬ kuranz per 171.903 fl. 51 kr. K.=M. sogleich aus der Staats=Kammeral=Kasse vorgeschossen, den abgebrannten Eisen¬ manufakturisten aus der k. k. Innerberg¬ schen Hauptgewerkschaft Eisen= und Stahlsorten im Werte von 4000 fl. K.=M. ganz unentgeltlich, um 11.896 fl. 20 kr. kreditweise verabfolgt. Ueber¬ dies sind an milden Unterstützungsgaben allseitig höchst bedeutende Quantitäten von Lebensmitteln, Kleidungs= und Ein¬ richtungsstücken, Baumaterialien und in barem Gelde 169.896 fl. K.=M. einge¬ flossen und kommissionell verteilt worden. 1843 Mit Ausnahme einer wahrscheinlich von russischen Einflüssen erzeugten, klei¬ nen Umwälzung in Serbien ist in Europa alles im Frieden, und alle Kräfte werden der Industrie zugewen¬ 101 det; so auch in Oesterreich, wo der Chef der Finanzen eine unglaubliche Tätig¬ keit entwickelt, auch die Zolleinigung mit Ungarn und Deutschland sich vorzube¬ reiten scheint. Steyr macht bei diesem allge¬ meinen Aufschwunge keine Aus¬ nahme; es ist vielmehr seit der letzten Anwesenheit des Allerhöchsten Hofes, des Erzherzogs Johann und vieler an¬ deren Größen, seit der Errichtung eines Mandatariates des Indu¬ strie=Vereines, und besonders seit dem großen Brande, aus seiner Verges¬ fenheit hervorgetreten; die abge¬ brannten Vorstädte sind solide wieder erbaut, das Zwetschkenparadies in Wieserfeld ist durch Hinwegschaffung der Bäume zu einem Vorstadtplatze um¬ gestaltet usw. und die Mehrzahl der Verunglückten hat durch den Brand wirklich gewonnen; denn es sind außer der Assekuranzentschädigung 169.896 fl. K.=M. aus der gesamten österreichischen Monarchie, ja sogar aus den fremden deutschen Bundesstaaten eingeflossen und verteilt worden. Das Jahr beginnt schon mit Ex¬ tremitäten; denn es gibt am 1. Jänner statt Schlittschuhlaufen und Schellenge¬ — sehr bedeutendes Hoch¬ klirr ein wasser mit tagelangem, heftigen Regen. Am 30. Jänner wurden vom hochw. Bischofe die hier bei Staffelmayr ge¬ gossenen 3 neuen Glocken für den abgebrannten Turm der Bruderhaus¬ kirche zu St. Michael feierlich einge¬ weiht. Die größte wiegt 462 Pfund. Im Februar wurden mehrere große Sitzungen unter kreisämtlicher Leitung in Betreff der Planierung im Wie¬ serfeld und der Demolierung des Gleinker, Frauen= und Brit¬ tinger=Tores abgehalten. Anfangs März wird der fürstl. Lam¬ bergsche, nach französischer Art angelegte, aber gänzlich vernachlässigte Zier¬ garten in einen englischen Park

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