Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

100 brochen und der Erweiterungsbau ange¬ fangen. Anfangs August wurden schon große Vorbereitungen und ganz widerspre¬ chende Anordnungen zum Empfange Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin getroffen, welche am 30. August erwartet wurden. Die durchgängige Reparatur des Rat¬ hauses ist beendet und es findet die Einrichtung des vormaligen Brotladens zur Polizeiamtskanzlei statt. Am 3. September um ½3 Uhr nachmittags kamen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit einer Hofsuite von 22 Wagen unter Glockenge¬ läute und dem Donner der Kanonen von Weyer hier an und stiegen bei der „goldenen Krone“ ab. Nach der Mittagstafel fuhr die Kaiserin in einem fürstlich Lamberg¬ schen sechsspännigen Wagen nach Gleink, während der Kaiser im Ratssaale eine Ausstellung hiesiger Eisenfabrikate, die Stadtpfarrkirche und das Schloß be¬ sichtigte. Abends war allgemeine, sehr gelungene Beleuchtung der Stadt und aller Vorstädte, und die Maje¬ stäten fuhren mit der ganzen Suite in zurückgelegtem Wagen unter einem un¬ geheuren Volksgedränge und Jubel ohne alle Wachen durch alle Straßen Des anderen Tags morgens 8 Uhr hörten die Majestäten in der Er¬ dominikanerkirche die Messe des hochw. Bischofes von Linz und fuhren dann unter dem Donner der Kanonen um ½10 Uhr nach Kremsmünster ab. Die ganzen Feierlichkeiten waren durch das herrlichste Wetter begünstigt und nicht eine Unordnung fiel vor. Am 30. November abends 8 Uhr ist Se. kaiserl. Hoheit der Herr Erz¬ herzog Johann, der erhabene Gründer des Oberösterr.=steier¬ märk. Industrie=Vereines, hier angekommen, und wurde von dem Herrn Regierungspräsidenten, zwei Regierungs¬ räten, dem Bischofe, zwei Prälaten, sämtlichen hiesigen Behörden und einer großen Zahl hiesiger und fremder Ver¬ einsmitglieder und Gewerken empfangen. Das Bürgerkorps gab eine Kom¬ pagnie Ehrenwache. Der Erzherzog be¬ zog das Gasthaus „zur gold. Krone“ der Präsident „zum goldenen Löwen“. 1842 Dienstag den 3. Mai, nachmittags um 4 Uhr, während eines heftigen Sturmes aus Südosten schlug in der Sierningergasse die Flamme em¬ por; und fast im selben Augenblicke brannten nicht bloß die angrenzen den, sondern sogar schon Häuser in ent¬ fernten Gassen. Flammen und Feuer¬ brände fuhren, vom Sturme gepeitscht, auf dem Straßenpflaster einher und ver¬ eitelten die angestrengtesten Löschungs¬ versuche, so daß in kaum einer Stunde in der Vorstadt Steyrdorf der größte Teil der Badgasse, die ganze Sierningerstraße, die Schuhbodengasse, □ der im Jahre 1833 verschont gebliebene Teil der Gleinkergasse; in der Vorstadt bei der Steyr die Häuser an der Frauenstiege bis zur Steyr hinab, dann der größte Teil der Bruderhausgasse nebst dem Turme der Bruderhauskirche und in der Vorstadt Wieserfeld die ganze Mittergasse, sämtliche Häuser am Platze Wieserfeld, am Schnallenberge, im Mehlgraben und die Bauerngüter Stadlmayr und Miesreitner nebst Häu¬ seln in vollen Flammen standen; und nur durch ungeheure Anstrengung im Vereine mit den herbeigeeilten Bewoh¬ nern der benachbarten Kommissariate ge¬ lang es, die außerhalb der Windes¬ richtung gelegenen Häuser und Stadt¬ teile zu retten. Durch diesen furcht¬ baren Brand haben 5 Menschen ihr Leben eingebüßt und der angerichtete Schaden war ungeheuer. Abgebrannt waren: In Steyr¬ dorf 79, bei der Steyr 26, in Wieser¬ feld 91, also zusammen 196 Gebäude, vorgebrochen wurden in Steyrdorf 12, bei der Steyr 29, im Wieserfeld 10, zusammen 51 Gebäude. Unter den

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