Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

von beiläufig 300 fl. entwendet; im ganzen also 3000 fl. K.=M. Am 15. März ist die Genehmigung der Erweiterung des hiesigen Lei¬ chenhofes angelangt. Die Erweite¬ rung beträgt 1818 □Klafter, die Grund¬ ablösung ist auf 545 fl. und die Bau¬ kosten auf 2190 fl. K.=M. veranschlagt. Der hintere Friedhofturm, wo die Er¬ weiterung geschieht, muß abgebrochen werden. Kaisers Geburtstag Des wurde am 26. April bei schönstem Wet¬ ter gefeiert; das Bürgerkorps erschien sehr zahlreich, die Musikbande in der neuen Uniform. Am 5. Juni reiste der Herzog von Bordeaux, Heinrich V, samt Gefolge hier durch. Seit Mitte Juli haben hier und in der Umgegend mehrere Hunds¬ wutsfälle alles in Schrecken gesetzt. Es sind nämlich in Steyr und den an¬ grenzenden Kommissariaten Gleink, Lo¬ sensteinleithen, Sierning und Garsten 6 wütende Hunde vorgekommen, wovon viele andere Hunde und auch 2 Kinder zu Gleink gebissen worden sind. Die ohnehin seit einiger Zeit strengen Ma߬ regeln zur Vertilgung überflüssiger Hunde wurden demnach bedeutend ver¬ schärft und man sieht die Wasenmeister fast täglich in allen Straßen unter As¬ sistenz herumziehen. Im September verwickeln sich im Oriente die politischen Verhält¬ nisse, die vier Mächte England, Oester¬ reich, Preußen und Rußland haben einen Vertrag zur Demütigung des Vizekönigs von Aegypten abgeschlossen. Frankreich will sich der Maßregel widersetzen und rüstet sich gewaltig, bei uns bemerkt man jedoch noch keinerlei Rüstung. Im Oktober nimmt die revolu¬ tionäre Aufregung in Frankreich und Spanien zu, seit die Engländer, Oesterreicher und Türken die Küsten¬ städte in Syrien genommen haben. Im Innern findet das am 1. No¬ vember d. J. in Wirksamkeit tretende 99 neue Stempel= und Targesetz, obwohl es im allgemeinen leichter als das vorige Stempelpatent ist, fast allge¬ mein lauten Tadel, weil nur die höhe¬ ren Stände und die Reichen erleichtert, der Mittelstand aber schwerer belastet wird. Die Blattern und der Schar¬ lach herrschen im Dezember beinahe epi¬ demisch, klein und groß, ja selbst Ge¬ impfte werden davon befallen. Der De¬ zember hat die enorme Zahl von 52 Menschen weggerafft. 1841 Das Jahr beginnt nicht unter den günstigsten Auspizien. Militärische Rüstungen allenthalben scheinen auf einen Krieg mit Frankreich hinzudeuten, welches über den Sturz des Vizekönigs von Aegypten sehr aufgebracht ist. Anfangs Februar ist der Schnee über zwei Schuh hoch, die Straßen sind fast, unfahrbar, die Steyr schon zum 3. Male ganz zugefroren, Ende Februar ist noch die schönste Schlittenbahn. Der verflos¬ sene Winter war einer der langwierig¬ sten und strengsten seit vielen Jahren, der März bis Ende schön und trocken. Am 15., 16., 17. und 18. März wurde rekrutiert. Das Steyrer Kontingent betrug die große Zahl von 29 Mann zur Linie und 1 Mann zur die Landwehr. Am 19. Mai wurde be¬ 25 Renovierung des Rathauses endigt. Sonntag den 18. Juli war ein außerordentlicher Tag; es wehte ein brennend heißer Sirocco der Horizont war gegen Osten und Süden mit einem rötlichen Schleier bedeckt, dabei trat nachmittags eine sichtbare Sonnen¬ finsternis ein. Das Thermometer zeigte den ganzen Tag bis gegen Abend im Schatten über +28°, an der Sonne + 38°, eine hier nie erlebte Hitze. Gegen Ende des Monats Juli wurde der alte Turm und das Ge¬ bäude rückwärts am Leichenhofe abge¬ 1*

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2