Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

98 geselle Häusler in Aichet und Hain in Sierning waren als Anstifter be¬ zeichnet, viele gerichtliche Vernehmungen wurden auf Betreiben des Vorstadtpfarr¬ amtes und des Kreisamtes im geheimen, jedoch ohne Erfolg, gepflogen. In diesem Monate war auch die Vernehmung der 40 Bürgerausschüsse wegen Herabsetzung der Verän¬ derungsgefälle. Mit Ausnahme der von der Gegenpartei bearbeiteten Repräsentanten von Steyrdorf und bei der Steyr stimmten alle übrigen, daß diese Gefälle noch so lange unverändert bleiben sollen, als es der städtische Ver¬ mögensstand fordert. Der ganze Akt wurde der hohen Regierung vorgelegt. Am 24. September war wieder eine Lizitation wegen Erbauung eines neuen Schulhauses in Aichet, die abermals mißglückte, indem der einzige Lizitant Josef Werndl nunmehr 8100 fl. K.=M. forderte. Anfangs Oktober wurde die Poli¬ zeimannschaft von 4 auf 8 Köpfe vermehrt. Bei Gelegenheit des Kirchweih¬ festes in Sierning am 20. Ok¬ tober fand eine Parade des dortigen Nationalgarde=Jägerkorps, 170 Mann mit Feldmusik, statt. Nachmittags ma¬ növrierte dasselbe auf einem nahen Felde bei großem Volksandrange. Am 29. November, früh 1½ Uhr, brannte das Haus Nr. 84 im Holz, Ortschaft Wieserfeld ab und am 1. De¬ zember früh 7 Uhr brannten in Sier¬ ninghofen 5 Häuser ab, wohin die Steyrer mit fünf Spritzen hinaus¬ fuhren. Im ganzen Winter und Frühlinge des Jahres 1839, mit Ausnahme eini¬ ger wenigen Tage im Mai, äußerst nas¬ ses, kaltes Wetter bis Mitte Juni, im Juli schön, August bis September ver¬ änderlich — dann das prächtigste Herbst¬ wetter, welches je erlebt wurde, bis 4. Dezember; daher gibt es einen treff¬ lichen Wein und auch im übrigen ein ziemlich fruchtbares Jahr. Doch sind die Preise der meisten Lebensbedürfnisse ziemlich hoch. In unserer Staatsverwaltung entwickelt die Hofkammer eine außer¬ ordentliche Tätigkeit, und das ihr un¬ terstehende Cammerale erlangt eine mon¬ ströse Ausdehnung. In politischer Beziehung endet dieses Jahr gut; denn der holländisch=belgische Streit ist ausgeglichen, der spanische Kronprätendent, Don Carlos, nach Frankreich geflüchtet, und es herrscht al¬ lenthalben Ruhe. 1840 In der Nacht vom 1. zum 2. Fe¬ bruar um 12 Uhr brannte das Josef von Jägersche Ueberländ „Taschel¬ ried“ nächst dem Postmaierhofe am Tabor ab. Am 12. Februar kam der definitive Auftrag zur Erbauung des neuen Schulhauses in Aichet auf dem Ernstschen Grunde. Es soll nämlich am 5. März eine abermalige Lizitation ab¬ gehalten, und wenn sich um den neu rektifizierten Fiskalpreis per 7168 fl. Konv.=Münze kein Ersteher findet, der Bau von der Stadt in eigener Regie geführt werden. Am 1. März ist von der h. Hof¬ stelle die Abweisung der hiesigen städti¬ schen Repräsentanten in Betreff der an¬ gesuchten Herabsetzung der städti¬ schen Mortuars= und Land¬ emialgefälle eingelangt. Am 5. März war die Schul¬ hausbau=Lizitation, wo der Bau von drei Baumeistern aus Urfahr=Linz um 6898 fl. K.=M. erstanden wurde. In der Nacht vom 8. auf den 9. März wurden durch unbekannte Täter die Türen des städtischen Kassen¬ amtes mit Dietrichen eröffnet, und ob¬ wohl keine Kasse erbrochen werden konnte, so wurden doch die in einem hölzernen Kasten verwahrten, zur An¬ legung bestimmten Armeninstitutsgelder, bestehend in 27 St. Banknoten à 100 fl. sowie auch die Handkasse des Kassiers

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2