Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

Aus den Rußzeichnungen eines Steprer Gürgers. Von Jakob Kautsch. Die nachstehenden Aufzeichnungen — den Zeitraum von 1850—1880 umfassend — rühren von einem Manne her, welcher infolge seiner sozialen Stellung Gelegenheit hatte, aus der ersten Quelle zu schöpfen, weshalb sie auch eine besondere Bedeutung erhalten. Pritz' Geschichte der Stadt Stepr reicht nur bis zum Tode Kaiser Franz I. und schließt damit ab. Unsere Aufzeichnungen schließen sich einigermaßen diesem Zeitraume an und es wurden dem im Be¬ sitze des „Städtischen Museums“ befindlichen Manuskripte nur jene Ereignisse aus der vorangeführten Epoche entnommen, welche für die Geschichte der Stadt von besonderem, vornehmlich kommunalen Interesse sind. Wir bringen im heurigen Kalender den Zeitabschnitt von 1850—1846 und werden in den folgenden Jahren die Fortsetzungen bringen. betrug 7 Mann zur Linie und 2 zur 1839 Landwehr. Das Jahr 1839 begann unter glück¬ Am 21. April war Feier des kai¬ lichen Auspizien. Mit Ausnahme des serlichen Geburtsfestes bei star¬ belgisch=holländischen Streites kem Regen. und des spanischen Bürgerkrieges Bei der Baulizitation des herrschte in ganz Europa die tiefste Ruhe neuen Schulhauses in Aichet am 25. und alle Kräfte wandten sich industri¬ April wurde bei einem Kostenanschlag ösen Unternehmungen zu. von 6057 fl. K.=M. der Bau vom Feil¬ In Belgien sieht es — im Fe¬ schmiedmeister Josef Werndl um den Be¬ bruar — kriegerisch aus, es will sich der trag von 7671 fl. K.=M. erstanden. Abtretung seiner deutschen Gebietsteile Am 21. Juni, abends 9 Uhr, war widersetzen; in Preußen werden des¬ eines der heftigsten Gewitter, welche halb 2 Armeekorps auf den Kriegsfuß je in Steyr erlebt wurden, von vielem gesetzt. Hagel und einem orkanähnlichen Sturm Am 12. März kam von der h. Stu¬ begleitet, der viele Bäume entwurzelte. dien=Hofkommission der Befehl zur Er¬ Das Blitzen war so heftig, daß es durch bauung des neuen Schulhauses 1½ Stunden fast nur ein ununterbroche¬ auf der Stelle des Ernstschen Hauses. ner Blitz zu sein schien. Durch die unbedingte Vertauschung des In der Nacht vom 15. September alten Schulhauses mußte den Ernst¬ brannte um 11 Uhr das ohnehin bau¬ schen Erben ein bedeutender Gewinn in fällige und unbewohnte, auf der Land¬ den Sack gespielt werden. Der Magistrat siedlleite liegende Haratzmüller¬ und die städtischen Repräsentanten haben Ueberländ ab. sich gegen diese nachteilige Maßregel, Seit einem Jahre griff in der Ort¬ ein Schulhaus in die äußerste Ortschaft schaft Aichet unter den Drahtzieherge¬ Aichet zu bauen, gewiß lange genug sellen 2c. die Proselytenmacherei gesträubt, um sich vor übler Nachrede zu sehr um sich und es hatten bereits 8 Ehe¬ bewahren, allein vergebens. leute ihren Uebertritt zur protestanti¬ Am 17. und 18. April wurde re¬ schen Kirche angemeldet. Der Zimmer¬ krutiert. Das Steyrer Kontingent

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2