Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

76 Stille ab. Buchstätter erlitt einen Schädelbruch und verschied nach wenigen Minuten, die Leiche Stilles, der sofort ge¬ tötet wurde, mußte aus dem zerschmetterten Chassis durch Absägen der verbindenden Stangen befreit werden. Am 6. Juni stürzte auf dem Hamburg=Fuhlsbütteler Flugplatz der Grade=Pilot Rost ab und blieb auf der Stelle tot. Am 9. Juni stürzten in der Nähe von Chalons der Aviatiker Kimmerling mit Ingenieur Tonnet als Passagier aus 100 Meter Höhe ab. Pilot und Passagier fanden auf der Stelle den Tod. — Am 20. Juni ver¬ unglückte in Springfield im Staate Massa¬ chusetts die Aviatikerin Julia Clark aus London bei Gelegenheit eines Schau¬ fliegens tödlich. Am 21. Juni stürzte auf dem Militärübungsplatz Döberitz der deutsche Fliegeroffizier Freiherr von Falkenhayn aus einer Höhe von 80 Meter ab; er wurde aus dem Apparat einem Eindecker — herausgeschleudert und blieb mit zerbrochenem Genick tot liegen. Am 29. Juni stürzte der Flieger Schadt bei der Napoleoninsel (Elsaß) mit seinem Flugzeug ab und war sofort tot. Am 30. Juni stürzte bei dem Hamburger Flug¬ meeting der deutsche Aviatiker Benno König, der Sieger des deutschen Rund¬ fluges 1911, mit einem Eindecker eigener Konstruktion ab und verschied am nächsten Tag an den erlittenen Verletzungen. Wahrlich eine gewaltige Heerschau des Todes! Doch war der Sieger Tod auch stärker als die von ihm gefällten Besieger der Lüfte, so vermochte doch auch er den Mut der Jünger des Ikaros nicht zu brechen. Immer neue Piloten schwingen sich zu den lichten Höhen auf und trotzen den Tücken und Gefahren des balkenlosen Elements. Es ist begreiflich, daß, wenn bei dem Kampfe um die Besiegung der Luft so zahlreiche Jünger der Aviatik ihren Tod fanden, auch zahlreiche Flugapparate „schwerer als die Luft“ teils zugleich mit ihren Führern, teils unabhängig von diesen ihre Vernichtung fanden. Aber auch das andere System der Luftbezwingung, das sich der Apparate „leichter als die Luft“. der lenkbaren und unlenkbaren Luftballons verschiedener Konstruktion bediente, hatte mehrfache Katastrophen zu verzeichnen. Am 13. September 1911verbrannte zu Demmin in Pommern der halbstarre deut¬ sche Militärlenkballon M III. infolge einer Explosion; am 24. September wurde das englische Marineluftschiff, ein in Eng¬ land erbauter Lenkballon starren Systems beim Verlassen der Halle aus Anlaß einer beabsichtigten Fernfahrt in die Morecam¬ bebay durch Rahmenbruch zerstört; am 3. März 1912 wurde der deutsche Par¬ seval=Lenkballon „L. P. VI.“ bei Biesdorf bei einer Notlandung vollständig zertrüm¬ mert. Der Ballonführer Nobbes wurde getötet. Am 19. März geriet ein deutscher Militärballon während der Fahrt in der Nähe von Straßburg in Brand; er stürzte ab und seine beiden Insassen, zwei Offi¬ ziere, wurden lebensgefährlich verletzt. Am 13. April 1912 stürzte der Kugelballon „Zodiac“, der an diesem Tage zur Bewer¬ bung um den Distanzflugpreis Marius Dubonnet für Kugelballons von St. Cloud aufgestiegen war, ins Meer. Die Leiche seines Führers Leloup wurde am 30. April an der Küste von St. Gilles angeschwemmt. Am 28. Juni verbrannte in Düsseldorf das Passagier=Zeppelin¬ Luftschiff „Schwaben“ infolge einer Ex¬ plosion nach seiner Landung; mehrere Per¬ sonen der Bedienungsmannschaft wurden hiebei verletzt. Von besonderem Interesse für Österreich ist das Schicksal des dem Erzherzog Josef Ferdinand gehörig gewesenen Ballons „Salzburg“. Dieser Ballon stieg am 26. Dezember 1911 unter der Führung des Oberleutnants Wilhelm Werner von Salzburg auf und blieb daraufhin lange Zeit verschollen. Wohl sollte er hie und da gesichtet worden sein, aber verläßliche Kunde über sein Schicksal, blieb aus, bis endlich am 14. Mai 1912 durch zwei Holz¬ knechte die Leiche des Oberleutnants in der Nähe der Vordernbachalpe am Schafkar im Toten Gebirge unter Schnee vergraben auf¬ gefunden wurde. Als Todesursache wurde Übermüdung und Erfrieren festgestellt; die Leiche wies keine Verletzung auf. Zirka

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