Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

70 Sieger blieb Beaumont (Schiffsleutnant Conneau, der Sieger des Wettfluges Paris—Rom). Die Gesamtklassierung ergab für Beaumont 58 Stunden, 36 Minuten 45 1 Sekunden; für Garros — Zweiter 62 Stunden, 18 Minuten, 34 3/8 Sekunden und für Vidart — Dritter — 73 Stunden, 32 Minuten. Endlich sei hier noch einesHöhen=Welt¬ rekords gedacht, den zwar kein Flugapparat schwerer als die Luft, wohl aber ein Lenk¬ ballon aufgestellt hatte. Es war der französische Militärlenkballon „Clemens Bayard IV“ der während eines am 20. Mai 1912 vom Luftschiffpark Com¬ piegne aus unternommenen Fluges eine Höhe von 2900 Meter erreichte und damit jenen Weltrekord schuf. Die Erfolge im Kampfe um die Erobe¬ rung der Luft sind aber nicht nur ein Triumph menschlichen Wissens und mensch¬ licher Tatkraft, sie bilden zugleich ein un¬ sterbliches Denkmal menschlicher Kühnheit und menschlichen Mutes. Zahlreiche Menschenleben sind bereits jenem Kampfe zum Opfer gefallen, und immer wieder treten neue Kämpfer in die Bresche und selbst solche, die schon in schlimmem Sturze chwere Verletzungen davongetragen haben. — sind — kaum von ihren Wunden genesen wieder in die Reihe der Kämpfer getreten, sich nochmals unerschrocken in das balken¬ lose Element emporschwingend, das sie schon einmal abgeschüttelt hat. So hat auch im Zeitabschnitt, dem unsere Zeilen gelten, eine ganze Reihe von Kata¬ strophen stattgefunden, die kühnen Luft¬ piloten das Leben gekostet haben. Am 14. Juli 1911 stürzte der Aviatiker Pail¬ lole während eines Fluges in der Nähe von Maison Carrée (Algier) und war so¬ fort tot. Am 15. Juli stürzte auf dem Flugfeld von Issy=Paris der Aviatiker Brindejone und fand dabei den Tod. Am gleichen Tage stürzte in Pennsylvanien der Aviatiker Bud Mars in Gegenwart seiner Gattin und einer großen Menschen¬ menge aus einer Höhe von mehreren Hundert Fuß ab; er wurde unter dem Ap¬ parat begraben und tödlich verletzt. Am 21. Juli stürzte auf dem Aerodrom „Ville Sauvage“ bei Etampes die 25 Jahre alte, in Algier geborene Engländerin Madame Denise Moore mit ihrem Biplan aus einer Höhe von 40 Meter herab und blieb sofort tot. Der Schädel war ihr gebrochen die Brust aufgerissen und das Gesicht ver¬ stümmelt. Am 25. Juli ist der russische Flieger Slusarenko, der von Sankt Petersburg mit einem Passagier namens Schimansky zum Fluge nach Moskau aufgestiegen war, bei Zarskoje Selo verun¬ glückt. Der Apparat stürzte herab und ging vollständig in Trümmer. Schimansky war auf der Stelle tot, Slusarenko brach beide Beine. Bei einem Flugmeeting in Chicago fiel am 15. August der Aviatiker Lacroix¬ Johnstone während eines Fluges mit einem Doppeldecker in den Michigansee drei Meilen vom Lande entfernt; er konnte ich nicht aus dem Apparat freimachen und ertrank. Beim selben Flugmeeting und am elben Tage stürzte der Amateurflieger Badger aus Pittsburg mit seinem Ba¬ dwin =Eindecker aus einer Höhe von 46 Meter und wurde vom Apparat er¬ chlagen. Am 28. August stürzte der rus¬ sische Leutnant Zolotuchin bei Pe¬ tersburg mit seinem Blériotapparat so unglücklich ab, daß er noch in der Nacht starb. Am 2. September, der als ein schwarzer Tag der Aviatik zu bezeichnen ist, waren vier Todesopfer zu verzeichnen. Der französische 37jährige Militäraviatiker, Leutnant De Grailly, flog am ge¬ nannten Tage in der Nähe von Nogent¬ sur=Seine, als sein Monoplan umkippte und zu Boden fiel, wobei er in Brand geriet; ehe die herbeieilenden Bauern ihm Hilfe leisten konnten, war der Gestürzte von den Flammen verzehrt worden. Der 42 Jahre alte französische Militäraviatiker Geniehauptmann Camine, der von Ver¬ sailles am selben Tage abgeflogen war, um sich zu den Manövern des VII. Korps zu begeben, befand sich in der Nähe von Nangis auf der Strecke Paris—Basel in der Höhe von 200 Meter, als sich plötzlich der rechte Flügel seines Monoplans los¬ löste. Der Apparat sauste abwärts und fiel auf freies Feld; die herbeieilenden Per¬ sonen fanden aber nur noch eine Leiche.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2