Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

68 König Williamland überwintern. Am 13. August 1905, nach 23 Monaten se¬ gelte Amundsen durch enge, flache Wasser¬ straßen zwischen Amerika und den vor¬ gelegenen Inseln nach Westen, mußte je¬ doch in der Nähe des Mackenziedeltas bei King Point den dritten Winter im Eise verbringen. Nachdem er eine Schlittenreise nach Eagle=City in Alaska unternommen hatte, kehrte er am 19. Oktober 1906 durch die Beringstraße über San Franziskozu¬ rück. Die wissenschaftliche Bedeutung der Expedition liegt in der Erforschung der magnetischen Verhältnisse des Nordens Robert Falcon Scott, Kapitän der englischen Marine und Südpolar¬ forscher, ist am 6. Juni 1868 in Devon¬ port (Plymouth) geboren. Er war Führer der britischen Südpolarexpedition 1902 bis 1904 auf dem Schiffe „Discovery“ Er entdeckte, in östlicher Richtung entlang fahrend 1902 König Eduard VII.=Land und erreichte am 29. Dezember 1902 au einer Schlittenreise unter großen Anstren¬ gungen die höchste südliche Breite von 82 Grad 17 Minuten. Er schrieb „The voyage of the Discovery“, Was die bisherigen Versuche zur Be¬ zwingung des Südpoles anbelangt, so ist zunächst zu bemerken, daß die Untersuchung der Südpolargegenden viel schwieriger ist als die Erforschung der arktischen Gebiete weil in den Südpolargegenden bereits vom 55. Breitegrad an die klimatischen Verhältnisse dem dauernden Aufenthalt des Menschen hinderlich sind, die großen Land¬ massen fehlen, und dadurch das Ein¬ dringen in das große, um den Südpol sich ausdehnende, von starken Stürmen heim¬ gesuchte Eismeer besonders gefahrvoll wird. Aus diesem Grunde begann die Er¬ „ forschung des Sudpolargebietes erst zu Ende des XVIII. Jahrhunderts. Cook drang als Erster über den südlichen Polar¬ kreis vor. Seine Berichte über die Stra¬ pazen seiner Forschungsreisen verminderten die Unternehmungslust, so daß nach seinen Reisen eine lange Pause entstand. Erst 1819 begann die Südpolarforschung von neuem; eine mächtige Anregung erhielt sie durch die berühmte Arbeit von Gausz über den Erdmagnetismus, indem sie ma¬ gnetische Vermessungen auf der südlichen Hemisphäre in größerem Umfange ins Leben rief. Die Expedition Roß 1840 bis 1842 entdeckte das gletscherreiche Viktoria land mit den gewaltigen Vulkanen Ere¬ bus und Terror. Große Fortschritte machten die Forschungen Ende des vorigen Jahr¬ hunderts. Borchgreving betrat 1894 bis 1895 das Viktorialand; 1899 überwinterte er hier auf einer zweiten Reise, drang mit Hundeschlitten bis zu 78 Grad 50 Mi¬ nuten südlicher Breite vor und bestimmte aus seinen magnetischen Beobachtungen die genaue Lage des magnetischen Südpols. Den bedeutendsten Fortschritt in der Südpolarforschung bezeichnen aber die nach einem gemeinsamen Plan operierenden wissenschaftlichen Expeditionen. Im Jahre 1901 machten sich eine deutsche Expedition unter Trygalski auf der „Gausz, eine englische unter Scott auf der „Discovery“ und eine schwedische unter Nordenskjöld auf den Weg. Es folgte 1902 eine schot¬ tische Expedition unter Bruce und zuletzt noch eine französische unter Charcot; alle Expeditionen lösten ihre Aufgaben in exakter Weise. Scott erreichte am 29. De¬ zember 1902 auf einer Schlittenreise unter den größten Anstrengungen die höchste süd¬ liche Breite von 82 Grad 17 Minuten. Im Jänner 1907 unternahm dann der Engländer E. H. Shackleton, ein Teil¬ nehmer der „Discovry“=Expedition, von Neuseeland aus eine neue Forschungsreise. Er und drei Begleiter verließen im Ok¬ tober 1908 das im Eise steckende Schiff und drangen mit mandschurischen Pferden süd¬ wärts vor. Sie waren den furchtbarsten Strapazen ausgesetzt, befanden sich häufig auf 3000 Meter hohen Gebirgszügen, pflanzten aber, nachdem sie vorher nock einen sechzigstündigen Schneesturm über¬ standen hatten,am 9. Jänner 1909 unter 88 Grad nördlicher Breite und 162 Grad östlicher Länge die englische Flagge auf. Dieser südlichste, bis zu diesem Zeitpunkt von Menschen betretene Punkt liegt 111 englische Meilen (178·73 Kilometer) vom Pol entfernt. Weiter vermochte Shackle¬ ton nicht zu dringen. Er trat den Rückweg

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