Ein Karlsbader Ddyll. Von Hesene v. Bülow. ihrem Arzt ins Bad geschickt worden olden war die Sonne aufge¬ zur Herstellung ihrer sehr angegriffenen gangen über dem besuchten Gesundheit. Schicksalsschläge schwerer Badeort, wo es sich trotz der Art hatten ihre zarte Konstitution er frühen Jahreszeit schon bedenklich zu chüttert. Der rasch aufeinander fol¬ füllen begann. Zeitlich mußte man an gende Tod der geliebten Eltern hatte den Brunnen kommen, wollte man ie jedes Schutzes beraubt, sie stand nicht genötigt sein, lange warten zu allein in der Welt, mutterseelenallein. müssen. Die warme Sonne wär nach Im Kurhaus war Konzert, die der Kälte, die in den letzten Tagen Tische alle dicht besetzt, denn draußen geherrscht, besonders angenehm, trotz stürmte und schneite es und hier war dem noch alle Menschen dicht und es wohlig und warm, man horte gute warm in Pelze gehüllt herumliefen. Musik, sah Menschen, Damen in den In der Nähe des Mühlbrunnens wan¬ schönsten, verschiedenartigsten Toiletten. delte ein junges Mädchen in einfacher, Isa hatte sich heute zum erstenmal dunkler, aber netter Kleidung, mit dem entschlossen, das Konzert zu besuchen Brunnenglase in der Hand, auf und so sie war ziemlich früh gekommen, ab. Es war keine Schönheit, das daß sie sich den Platz aussuchen konnte Gesicht aber unendlich anziehend, be allerdings blieb sie nicht allein. Bei sonders durch den Blick der großen, dem großen Andrang Sonntags war klaren, blauen Augen, die dem hübschen jedes Plätzchen besetzt. Ganz zuletzt frischen Gesicht einen eigenen Zauber kam ein junger Mann, derselbe, der verliehen. Die junge Dame trank Isa neulich im Café so auffallend langsam ihren Brunnen, gewissenhaft fixierte, die Musik hatte schon ange¬ nach der Uhr sehend, dann ging sie, fangen, blickte suchenden Auges umher, nach arztlicher Vorschrift; mit dem im da sah er das junge Mädchen und Vorbeigehen beim Bäcker eingekauften einen noch leeren Stuhl an ihrer Weißbrot, hinaus ins Freie, um nach Seite. Schnell war er bei ihr, fragte einstündigem Spaziergang in der höflich, ob es erlaubt sei und als sie frischen Luft, am Ufer der kleinen, bejahte, nahm er an ihrer Seite Platz murmelnden Tepl entlang, sich den Der junge Mann versuchte eine Unter¬ herrlichen Kaffee gut schmecken zu lassen. haltung anzuknüpfen, es gelang ihm Sie vertiefte sich dabei in die Zeitung chlecht, denn Isa, deren Gedanken und bemerkte gar nicht, daß der junge weit abschweiften, folgte aufmerksam Mann, der eben eingetreten und sich den Klängen der Musik. Er ließ sich in ihre Nähe gesetzt, sie immer über aber diesen ersten Anknüpfungspunkt, die Zeitung hinweg scharf fixierte. Sie nach dem er so lange gesucht, nicht so merkte es auch nicht, daß, als sie das sehnell entgehen; heute freilich konnte Lokal verließ, er ebenfalls zahlte und er ihr nicht beikommen, das sah er, ging, ihr folgte und sich genau das denn gleich nach Schluß des Konzerts Haus besah, in dem sie verschwand. stand sie auf, verbeugte sich leicht und Isa Lander, der Name des jungen verließ den Saal. Aber am anderen Mädchens, war fest angestellte Lehrerin Tage, als er sie beim Brunnen sah, an der Schule zu M. Sie war von 4
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