Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

„Eine umfangreiche Korrespondenz aber was soll damit? Sind die Sachen nicht richtig bestellt oder Ihnen verspätet zugegangen? „Verspätet!“ stieß Herr Lehmann höhnisch hervor. „Ich wollte, sie wären mir überhaupt nicht zugegangen! Ich kann sogar verlangen, daß sie mir nicht zugehen — und ich werde das verlangen, und deshalb bin ich hier! * — #eeeen 6 „Das ist mir unverständlich, und zum Rätselraten habe ich keine Zeit.“ „Aber so begreifen Sie doch!“ flehte der andere kläglich. „Ich heiße Leh¬ mann — ich bin der Alfred Lehmann aus der Währingerstraße! Sie müssen mich doch kennen — Sie haben sogar bewirkt, daß man mich im ganzen Deutschen Reich kennt! Ich bin ein einfacher und bescheidener Mensch, den bis vor drei Wochen nicht einmal alle Leute in der Währingerstraße kannten, trotzdem ich da schon anderthalb Jahre 47 wohne — jetzt bin ich eine nationale Berühmtheit, ein Mann, den man in Sarajewo ebenso kennt, wie in Gmünd in Krotoschin ebenso wie in Temesvar Und das ist fürchterlich, Herr Hofrat! Das lasse ich mir nicht gefallen, Herr Hofrat! Ich werde unter allen Um¬ ständen „Lieber Herr,“ warf der Beamte ungeduldig ein, „wenn Sie mir nun 8. —— — 1 7220 2 8 2 S — nicht erklären, was Sie eigentlich wünschen, so muß ich bedauern. Alfred Lehmann machte eine Be¬ wegung, als wollte er die Hände ringen, dann aber schluckte er wieder und sagte mit erzwungener Ruhe: „Nun gut. Die Post hat hat an alle Provinzblätter ein Zirkular ver¬ andt, nicht wahr — ein Zirkular, in dem in Erinnerung gebracht wird, daß alle nach Wien Korrespondierenden außer Straße und Hausnummer auch den Stadtbezirk und die Nummer des

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