Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

mag befriedigte Eitelkeit wohl erhebend sein, für ein tiefes, ernstdenkendes wohl nicht,“ erwiderte Oskar. „Und um dieses Gefühl erlangen zu können, dazu müssen Sie Ihre Schonheit den kalt und kritisch prüfenden Blicken fremder Männer aussetzen, deshalb darf so ein fremder, Ihnen fern¬ stehender Mann in Ihr Gesicht, in Ihre Augen schauen, als wären Sie sein Eigentum. Wohl gar zudringliche 8 7 1G. Blicke müssen Sie aushalten! Können Sie das über sich bringen? Isabella lächelte spöttisch. Sie fühlte in diesem Moment eine seltsame Ab¬ geneigtheit gegen den Sprecher. „Ach, so schlimm wird es wohl nicht sein, sagte sie leichthin. Er schüttelte den dunkelhaarigen Kopf. „Ich begreife Sie nicht. Wo bleibt die Scheu, die weibliche Schen, die ein so köstliches Kleinod in einem jungen, reinen Mädchenherzen ist und die oft einen größeren, tieferen Ein¬ 41 druck auf den Mann übt, als die Schönheit selber?! Ich vermag Sie wirklich nicht zu begreifen.“ „Das sollen Sie auch gar nicht. Ich verlange durchaus kein Verständ¬ nis dafür von Ihnen, erwiderte Isabella. Ihr. Ton war kalt und tolz funkelten ihn ihre Augen an. „Was ich tue, erachte ich für völlig richtig. Er verneigte sich. „Dann habe ich T 720 7#. S 8 22 5 pen- sllih. 4138 277 222 * mich sehr getäuscht in Ihnen,“ er¬ widerte er kurz und wandte sich dann zu Lothar. „Du entschuldigst mich Lothar, ich begebe mich jetzt ins Hotel zurück, da ich noch notwendig einen Brief zu schreiben habe. Nach einer höflichen Verneigung vor den Damen ging er davon. Viki plauderte mit Lothar vergnüg¬ lich weiter. Isabella aber starrte träumerisch vor sich hin. Sie dachte über die Worte Oskars nach und eine leise Stimme in ihr gab seiner Ansicht

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