„Na,“ antwortete der andere be¬ deutsam. „Dös Dirndl, auf dös i heut' wart' muaß erst kommen. Peter, der hinter ihm stand, krampfte die Finger in der Tasche zusammen und umspann die Scheide des Holz¬ messers enger, das er dort trug. Eines von den Mädchen aber war dem Gespräche mit größtem Interesse gefolgt. Von hochgewachsener, schlanker Gestalt und sehr schönen Gesichtszügen, mit prächtigen, leuchtenden Augen und einem üppigen, goldenen Haarwuchse, iel es mit Recht jedem sofort als die hübscheste und stattlichste Erscheinung unter der ganzen Schar der Dorf¬ töchter auf. Es war die reiche Berg¬ wirtstochter, deren Eltern das größte Gasthaus im Orte und die schönste Okonomie besaßen. Ihre nächsten Freundinnen wußten längst, daß sie ein Auge auf Toni geworfen hatte und auch ihre Eltern hätten eine Heirat mit dem Sohne und Erben des ersten Großbesitzers sehr gern ge¬ sehen. Aber der junge Bursche war bis jetzt allen Versuchen, eine Lieb¬ schaft anzuknüpfen, beharrlich ausge¬ wichen und hatte sich die Freiheit seiner Wahl gewahrt. Nun plötzlich hörte Evi ihn von einem Dirndl reden, auf das er warte, und Eifersucht und Neu¬ gierde versetzten sie in hochgradige Erregung. Wer mochte die sein? Eine Einheimische war es sicher nicht; denn die waren ja alle um das Johannisfeuer versammelt und von ihnen hätte zudem — so sagte sich Evi mit einem Blick im Kreise, indem sie ihren schönen Kopf hochmütig zurück warf — keine mit ihr den Vergleich aushalten können. Also gar etwa eine Auswärtige, eine Zugelaufene, und die hätte den Mut,= bei einem solchen Dorffeste, wo keine Fremde etwas zu uchen hatte, zu erscheinen. Oho, das sollte ihr schlimm be¬ kommen. Und da erschien sie schon. Eben flog ein Paar mit hohem 13 Sprung über das Feuer und die jauchzende Anerkennung der ganzen Versammlung wurde ihm zuteil, da plötzlich verstummte alles, die vordersten wichen scheu zurück, der Kreis öffnete sich und blaß und fremdartig wie eine Erscheinung aus einem anderen Lande trat Agathe, den Bergstock in der Rechten, in die Runde. Wohl stürmte und tobte es ihr vor Erregung und Angst vor dem Fremden, Ungewissen, was nun kommen sollte, und die Scheu vor all den unbekannten Menschen, deren sie noch nie eine solche Anzahl beisammen gesehen hatte, benahm ihr fast den Atem — aber mit der ihr eigenen Kraft der Selbstbeherrschung und Entschlossenheit trat sie vorwärts. bis sie im hellen Feuerscheine stand. Der Moosgrunder Toni war einer der ersten, die sie erblickt hatten und ein lautes Ahl der Befriedigung ent¬ schlüpfte seinen Lippen. Seine Augen leuchteten, seine Brust atmete hoch und seine Arme schüttelten sich als gelte es nun einen Kampf mit einem gefährlichen Gegner. So trat er ihr entgegen bis auf wenige Schritte. „Wer is denn dös? Was will denn die; ging es indessen rundum mit gespannter Neugierde und Bergwirts Evi machte sich zur Trägerin dieser Fragen, indem sie die Arme in die Hüfte stemmte und vortretend mit pitzem Tone wiederholte: „Wer bist denn du eigentli?“ Agathe hatte das Mädchen gar nicht beachtet, sondern sah dem Bur¬ schen voll ins Gesicht. „Da bin i, sagte sie fest. „Was willst?“ Er lachte auf vor Erregung. „Was i will,“ rief er, „Antwort will ich dir geben auf den Schlag, den du mir neulich versetzt hast „Was? Sie dem Toni an Schlag? ging es erstaunt und entrüstet im Kreise. „Rechenschaft will i dir geben, fuhr er ebenso fort, „warum i g’sagt hab', dei Vater taugt nix.
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