Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

Bruada, da wilde Kaspar, a. Jetzt war natürli d’ Höll' los. Koaner hat nachgeb'n wollen — sie hab'n ananda ang'feind't wia zwoa Wölf und a jeda is ihr nachg'schlichen, wo er könna hat. Im Summa is sie da drob'n auf der Wand in der Röslalm als Sennin aufzog'n — d' Hütt'n steht seitdem verlass'n und koa Holzknecht schlaft d’rin beim schlechsten Wetter, man sagt, es geht um seit damals. Natürlich san de zwoa Brüada alle Tag hoamli da aufi g'stieg'n und an etlich'smal hart z'samm' g'stoßen. Oamal aber muaß si der wilde Kaspar sein Kopf doch a no an was anderm ang’rennt haben; denn er is nimmer kumma seit der — sagt ma“ Nacht. Der andere fuhr Peter fort, „soll ihn über d Wand da abig'rennt und in d’ Fels¬ schlucht g’worfen haben, die er iatzt so fleißi behüt't, daß sei G’heimnis net no aufkimmt.“ „Es is aber nur a G’red' nix Be¬ wiesen's,“ murmelte Gregori. lachte Peter höhnisch, „Freili,“ „g'richtli bewiesen is nix. Wie s’ g'nua Papier vaklext g’habt hab'n d’rin in der Stadt, haben s’ d’ Untersnachung aufgeb’n. Was da Totenhofer dabei ausg'sagt hat, woaß ma net; aber was 's ganz Land g'sagt hat, dös woaß i. „Brudamörder haben s’ eahm zuag'rufen, wo er's hat hören wollen, o daß er sich nimmer hat halten können. Dem alten stolzen Bauer hat d' Schand' 's Herz abdruckt und er als oanziger, der jatzt d'ring'sessen wär' in allen dem Reichtum, wie er's scho allweil g’wünscht hat, er hat sein Hof an dein Vater verkauft, der da¬ mals g'rad eing’wandert is, und hat sich da herob'n sei Räuberhöhl'n ein¬ g'richt't, der man bald in der ganzen Gegend den Namen Totenhof geben hat. So, jatzt woaßt die G'schicht.“ Eine Pause trat ein, während jeder von den Dreien seinen eigenen Ge¬ danken nachging. Plötzlich mit einem Ruck stand aber dann Gregori auf. „Und wann er ratzt 3 doch unschuldig wär’ und hätt' dös ganze Vierteljahrhundert her all die Schand und Schmach umsonst leiden müassen?“ sagte er ernst. Der Elserpeter lachte laut auf und gab dem Sprecher einen derben Stoß gegen die Schulter. „Bei dir,“ rief er grob, „is net bloß der Buckel, sondern a's Hirn verwachsen. Du hast's am allernötigsten, daß du dem Totenhofer hilfst. Dein eigenen Vatern hat er dir erschossen.“ „Was?“ rief Toni in höchstem Er¬ taunen. „Dem Gregori sein Vatern! Ja, bin i denn als a Fremder auf¬ g’wachsen unter euch, daß i viera¬ zwanz'g Jahr hab' alt werden könna in der G’moa und woaß von dem all'n nix?“ „Ja schau,“ antwortete Peter mit beißendem Spott, „ös seids halt Ein¬ g’wanderte, wenn ihr a den schönsten — dös vergißt der Ein¬ Hof habts g’sessene net so g’schwind und halt't z'rück gegen euch mit seine Geheimnis. Sonst müaßt du scho lang wissen, was si jeder erzählt, daß 'n Gregori sei Muatta, wie d' Armut meistens dumm is, von alle zwoa stolzen Bauernsöhn' nix hat wissen wollen, ondern ihre Liab' an an armen Forst¬ g’hilfen verschwend't hat, und der is in derselben Nacht, in der der wilde Kaspar verschwunden is, am Fuß von der Wand in der Näh' erschossen g’funden worden.“ „Armer Gregori,“ murmelte Toni. „Bist um dein Vatern komma, eh' du ihn kennt hast.“ Der Bucklige hatte mit seinem Berg¬ stock im Geröll gegraben. „Gott hab'n elig,“ sagte er, „und verzeih' dem, der es getan hat. Aber muaß's denn der Totenhofer gewesen sein — kann's denn net a der Kaspar oder an anderer Wildschütz tan hab'n?“ „Ja natürlich,“ lachte der Elserpeter. „Hilf eahm nur, wann eahm a koaner unst hilft. Er hats ja vadeant um di. Der wilde Kaspar und der Forst¬ g’hilf' — all' zwoa sans z' Grund 1*

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