Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

LXX digste daraus auf, so daß Pritz nur es in ein Geschichtsbuch zusam¬ meln brauchte, da Schroff ihm seine eigenen Annalen und Aufsätze hiezu überließ. „Da mir der Provenhuber“ sagt Schroff in seinen Annalen, „in vielem zu weitläufig, in älterer Zeit nach den neueren Erhebungen oft irr¬ tümlich war, auch selber nur bis 1618 reichte, somit von dort an wenigstens wieder die Chronik von Steyr ergänzt werde, seit 1797 ich aber beständig hier bin, somit seit dieser Zeit als Augen¬ zeuge lebte; da ich von Oktober 1797 an bis zum Jahre 1810, 3. August, als Auskultant, dann 3 Monate Expe¬ ditor, vom 1. Jänner 1802 bis 8. Ok¬ tober 1803 als Sekretär und von da an bis 1810 Magistratsrat war, wo ich frei resignierte und als Justiziär des Frei¬ sitzes Meissenberg und nun auch von Ramingdorf die Advokazie bis jetzt aus¬ übte,“ machte sich Schroff an diese Ar¬ beit. Schroff ist am 8. November 1774 in der Ortschaft Wieserfeld, Mittergasse Nr. 19, geboren, und kam nach voll¬ endetem Schulbesuch der hiesigen Haupt¬ schule als Sänger in die Studienan¬ stalt nach Kloster Garsten im Jahre 1786. Da aber das Stift im Jahre 1787 aufgehoben worden, so setzte er seine Studien in Linz fort und einige Zeit auch an der Universität zu Wien als hospes, da im Jahre 1792 bis 1797 die juridischen Studien in Linz gelehrt worden, wo er selbe ausstudierte. Er kam als Rechtspraktikant 1797 nach Steyr. Sein Vater, Michael Schroff, war Scherrmesserschalenmacher von Holz, nicht von Bein, und Ratsdiener beim Magistrate Steyr, bis er 1825 starb; sein Großvater war Schulmeister im Kloster Garsten, früher in Kleinraming, und sein Urgroßvater Zimmermeister in Kleinraming, wo in der Nähe von Neu¬ stift noch ein Feld das „Schroffenfeld“ heißt. Im Amte Mühlbach der Herr¬ schaft Steyr waren in den Dreißiger jahren des vorigen Jahrhunderts noch zwei Bauerngüter, die „Schroffengut“ hießen, somit wahrscheinlich seine Vor¬ eltern da gelebt haben. Am 31. Oktober wurde Herrn Pro¬ fessor Franz Xaver Pritz in Linz wegen des verfaßten Werkes: „Geschichte und Beschreibung der Stadt Steyr“ vom Magistrat das Ehrenbürgerrecht verliehen. Den 15. Dezember reiste Prinz Adalbert von Preußen, von Triest angekommen, hier durch nach Berlin. Am 30. Dezember kam die Nach¬ richt, daß der gewesene Bürgermeister von Steyr, Silvester von Paum¬ gartten, gestorben sei. Er war vom Jahre 1786 bis Juli 1803, wo er nach dem Stift Schlögl als Stiftsrichter und späterhin als Syndikus nach Rohrbach gekommen ist, Bürgermeister hier, und starb am 28. Dezember bei 82 Jahre alt in Rohrbach, wo er begraben wurde. Er war beider Rechte Doktor und bevor er nach Steyr gekommen, Hof= und Ge¬ richtsadvokat in Wien. Er war von Steyr, ein gebürtiger Postmeisterssohn, äußerst geschickter Gelehrter und kennt¬ nisreicher Mann. Seine vielen Schriften in der Registratur und im Archiv bewie¬ sen genugsam seine tiefen Kenntnisse und Gewandtheit und dessen gründliche und chöne Schreibart. Er war von allen geachtet und geliebt, die ihn näher kann¬ ten, und hinterließ mehrere Kinder und Enkel. 1858. Am 6. Jänner fand im Theater eine musikalische Akademie statt, ver¬ anlaßt von dem Musikfreund Herrn Sylvester von Paumgartten, pensionierten k. k. Hauptgewerkschafts¬ Vizefaktor, der noch mit jugendlicher Tätigkeit, trotzdem er 73 Jahre alt war, alles besorgte und anordnete und sich so den Dank der Bewohner Steyrs, wie schon mehrmals, erwarb. Diese Aka¬ demie wurde von dem Musikvereine und Musikfreunden veranstaltet, um einen Beitrag zum Mozart=Monu¬ ment in Salzburg zu liefern. Die

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