Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1912

142 Gegen 8 Uhr abends wurde in Wol¬ fern das Wohnhaus des Tischlermei¬ ters Matthias Laimer und die ange¬ baute Werkstätte ein Raub der Flam¬ men. Die Gehilfen hatten den Ofen geheizt und hiezu Säge= und Hobel späne verwendet. Der um diese Zeit herrschende starke Wind trieb die bren¬ nenden Späne aus dem Kamin, die das Strohdach des Wohnhauses in Brand etzten. Der Dachstuhl wurde vollkom¬ men eingeäschert. Außerdem verbrannten 2 Schweine, 10 Fässer Most, zwei Schlit¬ ten, zwei Holzhütten und verschiedene Geräte. Der Schaden betrug zirka 8000 Kronen, dem eine Versicherung von 5100 Kronen gegenüberstand. 14. Im Allgem. Krankenhause in Linz verschied im jugendlichen Alter von 18 Jahren die Lehramtskandidatin K. Hajek, Tochter des Waffenfabrikspar¬ tieführers Vinzenz Hajek in Steyr. Ein schweres Kopfleiden machte die Vor¬ nahme einer Operation nötig, die mit tödlichem Ausgang endigte. 16. Karl Jäger v. Waldau fei¬ erte in Steyr im engsten Familienkreise seinen 85. Geburtstag. Er erfreut sich trotz seiner Jahre voller körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische. In Steyr verschied plötzlich der Messerschmiedmeister Michael Schar¬ „ tinger im Alter von 74 Jahren. C. war einer der ältesten und tüchtigsten Vertreter des Steyrer Eisen=Kleingewer¬ hes und der ausgezeichnete Ruf seiner Messerwaren drang weit über die Gren¬ zen des Reiches. Als tüchtiger und er¬ fahrener Fachmann war er durch mehr als 25 Jahre Obmann der damaligen Messererinnung, des jetzigen Verbandes der mit der Messerfabrikation im Indu¬ striebezirke Steyr beschäftigten Genossen¬ schaften: er war auch Mitglied des Fach¬ schulausschusses der k. k. Fachschule für Eisen= und Stahlbearbeitung in Steyr. Auch anderweitig hat sich Schartinger in verdienstvollster Weise beteiligt. Er war Jubilar der städt. freiw. Feuerwehr und lange Zeit hindurch aktives Mitglied der Bürgerkorpskapelle sowie Mitglied ver¬ schiedener anderer Vereine. Er war ein bescheidener und rechtschaffener Charak¬ ter und ein stramm deutschfreiheitlich ge¬ sinnter Mann. Sein gesellschaftlicher Frohmut war allseits bekannt. Man kann wohl sagen, Michael Schartinger hatte keinen Feind. Er war mit Leil und Seele Sänger und als solcher Mit¬ des Männergesangverein gründer „Kränzchen“ und dessen Ehrenvorstand. Sein Leben war mit der Geschichte des Vereines aufs engste verbunden. Ein März unabsehbarer Zug von Trauergästen aus allen Ständen geleitete den Verbliche¬ nen zu Grabe. Den Trauerzug eröff¬ nete mit ihrer Musikkapelle die Freiw. städt. Feuerwehr gemeinsam mit einer Abordnung der Freiw. Waffenfabriks¬ Feuerwehr, worauf der vollzählige Män¬ nergesangverein „Kränzchen“ mit um¬ florter Fahne nebst den Damen des ge¬ mischten Chores des Vereines folgten. Unter¬ Ferner waren vertreten viele stützende Mitalieder des „Kränzchens“ mit den Jubilaren W. Omzirk und „Stey¬ J. Horetzky, Mitglieder der rer Liedertafel“ des Garstener Musik¬ und Gesanavereines, sowie der. Lieder¬ tafel von Sierninghofen=Neuzeng. Dem Leichenwagen, welcher von Mitgliedern des „Kränzchen“ flankiert wurde, folg¬ ten nach den zahlreichen Familienange¬ hörigen Bürgermeister Franz Lang, Ge¬ 12 R.=Abg. Prof. Erb und viele 7 meinderäte, Direktor Ing. Pawlicka mit mehreren Lehrträften der Fach¬ von schule, die Messerer=Genossenschaft Ver¬ Steyr und Vertreter verschiedener Ge¬ eine der Stadt, nebst zahlreichen des schäfts= und persönlichen Freunden von Verblichenen. Eine lange Reihe Damen aus allen Gesellschaftsschichten beschloß den imposanten Trauerzug und die Teilnahme an demselben war der sprechendste Beweis für die allgemeine Hochschätzung und Liebe, welche der ver¬ storbene Meister der Messerei und des deutschen Liedes in seinem arbeits= und liederreichen Leben genoß. Das „Kränz¬ chen“ ehrte seinen verblichenen Ehren¬ vorstand und Gründer durch die Absin gung des „Schottischen Bardenchores vor dem Trauerhause, und des Sutter schen Grabliedes mit dem herrlichen Ba¬ ritonsolo des Vereinsmitgliedes Jose Kaiplinger am offenen Grabe unter des der Leitung 80 Vereinschormeistere 8 Musikdirektor Franz Bayer. Der Altbürgermeister von Molln. Jgnaz Priller, verschied plötzlich im Alter von 71 Jahren. Er war durch 3 Perioden Gemeindevorsteher von des Molln und viele Jahre Mitalied ge¬ Armenrates. Zahlreichen Vereinen hörte er an. so war er auch Ehrenhaupt¬ mann der Freiw. Feuerwehr Innerbrei¬ tenau. Dauernd bleibt sein Name auch mit der Schule Innerbreitenau verbun¬ den, denn 41 Jahre war er ein treuer 20 Berater der Schule, liebevoller ein Freund des Lehrers. Wenige werden in Oesterreich sein, die seit 1870, d. i. seit dem Inslebentreten des Ortsschulrates demselben ununterbrochen als Mitglied angehören. 24 Jahre hiervon war er

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