86 Knaus im 81. Lebensjahre. Zu seinen be¬ rühmtesten Bildern, die in zahlreichen Reproduktionen Gemeingut der ganzen Welt geworden sind, zählen u. a. „Der Tanz unter der Linde", „Das Leichen¬ begängnis im Walde“, „Der Morgen nach der Kirmeß“. Knaus war am 5. Oktober 1829 in Wiesbaden geboren worden. Am 10. Juni 1911 starb in Rostock der dortselbst am 24. August 1837 geborene Dichter und frühere Direktor des Wiener Burgtheaters, der Gatte der Hofschau¬ spielerin Auguste Baudins, Adolf Wil¬ brandt. Im Jahre 1881 wurde Wilbrandt als Nachfolger Dingelstedts zum artisti¬ schen Direktor des Wiener Burgtheaters ernannt; am 1. Dezember 1881 übernahm er die Leitung des Hauses und verblieb in diesem Amte durch sechs Jahre. Am 29. Juni 1887 nahm er freiwillig Ab¬ schied vom Hause und übersiedelte wieder nach Rostock. Es war nicht die schlechteste Zeit des Wiener Burgtheaters, da Wil¬ brandt an seiner Spitze stand. Unter einen zahlreichen dramatischen Werken eien genannt die Lustspiele „Die Maler“ „Die Vermählten, „Die Wege des Glücks“, die Trauerspiele „Der Meister von Palmyra“ — wohl sein bedeutendstes und poesievollstes Theaterwerk — Grac¬ chus, der Volkstribun“, „Kriemhild“, die Schauspiele und Dramen „Siegfried, der Cherusker“, „Der Graf von Hammer¬ stein, „Die Tochter des Herrn Fabri¬ cius“, „Assunta Leoni“, von seinen Romanen und Novellen „Die Osterinsel“ „Hermann Iffinger“, „Fridolins heimliche Ehe", „Das lebende Bild“. Italien. Am 17. März 1911 waren fünfzig Jahre verstrichen, seit das subalpine Parlament zu Turin das Königreich Italien prokla¬ mierte, und an diesem Tage beging Turin die frühere Hauptstadt des Königreiches (Rom wurde erst nach dem am 20. Sep¬ tember 1870 erfolgten Einzuge Viktor Emanuel II. in diese Stadt zur Haupt¬ stadt Italiens erhoben), eine dieser Er¬ innerung gewidmete Feier, zu welcher sich gegen 2000 Bürgermeister, die aus allen Teilen des ehemaligen Königreiches Sar¬ dinien gekommen waren, versammelt hatten. Die offizielle Festfeier fand in Italien erst am 27. März 1911 statt. Drei wichtige Marksteine der Berichtsperiode galten dem jubilierenden Königreiche: die internationale Kunstausstellung in Rom,die Industrie= und Gewerbe=Ausstellung in Turin und die Enthüllung des Monuments König Viktor Emanuel II. in Rom. Die seierliche Eröffnung der Kunstausstellung fand am 27. März 1911 statt, während die Turiner Ausstellung bereits früher wenigstens teilweise ihre Pforten geöffnet hatte — beide Ausstellungen werden bis in den Spätherbst 1911 geöffnet bleiben. Die Enthüllung des Denkmals Viktor 2 Adolf Wilbrandt † Emanuel II. fand am 4. Juni 1911 in festlicher Weise statt. Das Denkmal dürfte wohl das gewaltigste Denkmal der Welt sein; es besteht aus einem majestätischen Kolonnadenbau, vor welchem sich die Reiterstatue des Königs erhebt. Die Breite des ganzen Denkmals beträgt 135, die Tiefe 130, die Höhe 81 Meter, die Höhe von Roß und Reiter aber 13 Meter. Im Bauche des Pferdes können dreißig Per¬ sonen bequem speisen. Der Bau —der 26 Jahre gedauert hat — kostete bisher 42 Millionen Lire und wird bis zur gänz¬ lichen Vollendung noch 8 bis 10 Millionen beanspruchen. Ein tragisches Geschick wollte es, daß beide Künstler, die das Denkmal geschaffen, der Architekt Graf
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