Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1912

70 blieben sofort tot. In Shanghai stürzte am 6. Mai der französische Aviatiker Vallon bei einem Schaufluge aus beträchtlicher Höhe ab und blieb sofort tot. Am 10. Mai ist beim Fort Sam Housten Leutnant Kelley infolge Sturzes aus einem Curdis=Flug¬ apparat ums Leben gekommen. In einer Höhe von 50 Fuß wurde er aus dem Sitze geschleudert und erlitt beim Aufschlagen auf den Boden einen Schädelbruch. Am 18. Mai unternahm der französische Aviatiker Pierre Marie Bournique über dem Flugfelde Betheny bei Reims einen Aufstieg mit einem Eindecker neuen Modells. An Bord hatte Leutnant Dupuy Platz genommen. In der Höhe von 100 Meter kippte der Flugapparat nach vornüber und stürzte herab. Beim Absturz zerbrach der Benzin¬ hälter, das Benzin entzündete sich und ergoß sich über Leutnant Dupuy, welcher vollständig verbrannte. Pierre Marie Bour¬ nique, welcher als einer der besten Aviatiker galt, wurde mit furchtbaren Brandwunden an die Klinik nach Reims gebracht, wo er bald darauf seinen Verletzungen erlag. Am 23. Mai stürzte aus Anlaß von Preis¬ flügen auf dem Polygon zu Straßburg der Aviatiker Lämmlin mit seinem Aeroplan zu Boden. Er wurde tot vom Platze getragen. Einer Frau wurde durch ein Bruchstück des Apparats ein Auge ausgeschlagen. Am 28. Mai stürzte auf dem Flugfelde Camesi bei Voghera der italienische Aviatiker Ciro einer Cirri mit einem Blériot=Apparat aus Höhe von 200 Meter herab. Cirri starb bald an den erlittenen Verletzungen, sein Apparat fing Feuer. Am 3. Juni stürzte in der brasilianische Aviatiker Quaroz St. Paulo mit seinem Monoplan aus großer Höhe ab; er erlag am 5. Juni seinen Verletzungen. Am 8. Juni stürzte der ita¬ lienische Aviatiker Marra bei einem kleinen Überlandflug, den er von Rom aus unter¬ nahm, infolge des Anpralles an eine Tele¬ graphenstange, bei dem auch der Benzin¬ behälter explodierte, und blieb unter den Trümmern seines Apparats mit furcht¬ baren Brandwunden am ganzen Körper liegen. Er erlag bald darauf im Spital seinen Verletzungen. Am 9. Juni stürzten auf dem Berliner Flugfelde Johannisthal der Dorner=Flieger Georg Schendel, der Inhaber des deutschen Höhenrekords mit 2010 Meter und der Chefmonteur der Dorner=Werke August Voß aus zirka 1000 Meter Höhe und blieben sofort tot. Am 10. Juni wurde die Leiche des bei der unfreiwilligen Fahrt des am 4. Dezember 1910 von Augsburg aufgeflogenen Mün¬ chener Freiballons „Touringklub“ über die Nordsee durch eine Sturzwelle aus der Gondel gerissenen Passagiers Ernst Metzger zu Bierum an der Emsmündung in den Niederlanden geborgen und dort bestattet. Am 9. Juni sind die japanischen Militär¬ aviatiker Hauptmann Tokusawa und Leut¬ nant Ito bei einem Fluge bei Tokio aus großer Höhe abgestürzt und tot liegen ge¬ blieben. Am 11. Juni stürzte am Wiener¬ Neustädter Flugfelde während eines Flug¬ meetings der deutsche Aviatiker Vinzen Wiesenbach mit dem von ihm selbst kon¬ truierten Bader=Wiesenbach=Eindecker aus einer Höhe von zirka 20 Meter und bliel mit gebrochenem Arm und Genick tot liegen Es war der erste Todessturz eines Aviati¬ kers in Österreich. Aber nicht nur Lufteroberern haben die Versuche zur Bezwingung der Luft Unheil gebracht, auch dritte Personen sind solchen Versuchen zum Opfer gefallen. So verur¬ sachte am 3. März 1911 ein Aeroplanunfall zwar nicht den Tod des Aviatikers, aber sonst schweres Unheil. Bei einem am Madrider Flugplatze veranstalteten Wett¬ fliegen stürzte der Sommer=Zweidecker des Aviatikers Jean Mauvais unmittelbar nach dem Abfluge mitten in die Zuschauermenge; eine Frau wurde sofort getötet, zwei Zu¬ schauer tödlich verletzt und 14 andere mehr oder minder schwer verwundet. Am 21. Mai ereignete sich am Pariser Flugfelde von Issy=les=Moulineaux aus Anlaß des Startes zum Wettfluge Paris—Madrid, von dem bereits die Rede war, eine entsetzliche Kata¬ strophe, die ebenfalls nicht den beteiligten Aviatiker, sondern Besucher des Festes traf. Bei dem Start des Aviatikers Train funk¬ tionierte der Monoplan Trains unvoll¬ kommen und stieß plötzlich auf eine Gruppe welche von offiziellen Persönlickkeiten eben das Flugfeld traversierten und an

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