Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1912

ein schwedischer Dampfer den deutschen Militärballon „Saar“ bei mondhellem Wetter über die Nordsee treibend gesichter. Seither hatte man jede Spur dieses Ballons verloren. Am 19. Dezember fischte nun der Bremerhavener Fischerdampfer „Karls¬ burg“ die Leiche des Führers des vermi߬ ten Ballons, Leutnant Lang, im Netze auf Am 28. Dezember stürzte der französische Aviatiker Laffon, der am selben Tage mit einem Passagier, namens Pola, vom Flug¬ felde Issy=les=Moulineaux bei Paris mit einem Antoinette=Eindecker aufgestiegen war, aus einer Höhe von 100 Meter ab Pilot und Passagier erlagen noch am selben Tage den erlittenen Verletzungen. Am Tage vorher stürzte auf dem Flugplatze Wilhelmsruhe bei Breslau der Ingenieur Hans Hein bei Absturzversuchen mit einem von ihm erfundenen Fallschirm, wegen teil¬ weisen Versagens des Mechanismus, von einer Höhe von zirka 200 Meter, die er mittels Fesselballon erreicht hatte, ab, brach sich das Genick und war sofort tot. Am 30. Dezember geriet Leutnant de Caumont, einer der tüchtigsten militärischen Aviatiker Frankreichs, beim Abstieg im Gleitflug von einem Flugversuche in Saint=Cyr bei Versailles so hart auf den Boden, daß der Apparat umkippte und Caumont mit ge¬ brochenen Schenkeln aus den Trümmern hervorgezogen wurde. Er erlag noch am selben Abend seinen Verletzungen. Am 31. Dezember stürzte in New=Orleans der berühmte amerikanische Blériot=Pilot Moi¬ sant, dessen aufsehenerregenden Flug Paris London wir oben erwähnt haben, bei einem Landungsversuche aus etwa 100 Fuß Höhe ab und erlitt dabei tödliche Verletzun¬ gen, denen er am selben Tage erlag. Am 9. Jänner 1911 stürzte der österreichische Aviatiker Rusjan — ein Görzer—mit seinem Monoplan von oberhalb der Bel¬ grader Festung aus einer Höhe von 20 Meter auf einen Festungswall herab und starb nach wenigen Minuten an den erlittenen Verletzungen. Er war das erste Todesopfer unter den österreichischen Aviatikern. Am 29. Dezember 1910 war der Ballon „Hildebrandt“ des Berliner Vereines für Luftschiffahrt von der 69 Schmargendorfer Gasanstalt unter Füh¬ rung des Rechtsanwaltes Dr. Kohrs und unter Mitnahme des Kaufmannes Keidel zu einer auf 48 Stunden berechneten Fahrt aufgefahren. Seither war der Ballon ver¬ * schollen. Am 15. Janner 1911 wurde er dann in dem teilweise vereisten Göhrensee bei Wildenbruch (Pommern) entdeckt und am 16. Jänner gehoben. Die Leichen der beiden Insassen befanden sich noch in der Gondel. Am 6. Februar stürzte der zur Versuchsabteilung der Verkehrstruppen kommandierte 23jährige Leutnant Stein, als er im Gleitflug mit seinem Aeroplan auf dem Döberitzer Truppenübungsplatze bei Berlin landen wollte, aus geringer Höhe so unglücklich ab, daß er einen Schä¬ delbruch erlitt und sofort starb. Am 9. Fe¬ bruar waren zu Douzy die Aviatiker Noëh und de la Torre mit der Prüfung eines zur Übernahme bestimmten Militäraeroplans beschäftigt, als sich in einer Höhe von 80 Meter die Flügel des Apparats loslösten. Der Aeroplan überschlug sich und der Motor fiel mit voller Wucht auf die beiden Avia¬ tiker, die sofort verschieden. Am 20. April starb an seinen Verletzungen der französische Piloteneleve Louis Lière, der einige Tage früher bei einem Flugversuche im Lager von Chalons aus einer Höhe von 6 Meter abgestürzt war. Am 23. April erlag seinen Verletzungen der deutsche Hauptmann v. Oidtmann, der am 16. April bei einer Katastrophe des Ballons „Nordhausen verunglückt war. Als am letztgenannten Tage auf dem Flugplatze Dresden=Reick der genannte Ballon aufsteigen wollte, bliel der neben dem Ballon stehende Ballon¬ führer Korn am Korb hängen. Er wurde mit in die Höhe gerissen, stürzte aus etwa 2 Etagen Höhe ab und blieb mit zerschmet¬ terten Gliedern liegen. Dann stieß der Ballon gegen das Dach einer Gasanstalt, wodurch die Insassen Hauptmann v. Oidt¬ mann, Dr. Körte, Dr. Bodmann und Assessor Urban aus dem Korbe fielen und ich innere und äußere Verletzungen zuzogen. Am 1. Mai stürzte der russische Militäravia¬ tiker Matjenwitsch in Sebastopol während eines Fluges, den er mit seinem Bruder auf einem Blériot=Apparat unternahm. Beide

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