mannen ließ! Aber die Pein wurde noch Die Frau Rätin schlug — größer. Friedrich und Erika vor, in ihrem Wagen, den sie vor dem Hause warten ließ, eine kleine Spazierfahrt durch die Stadt zu machen; da Friedrich zum erstenmal in dieser Stadt weilte und freudig zustimmte, konnte Erika es — nicht verweigern. So fuhren sie. Vor einem Juwelierladen ließ Frau Wendel den Wagen anhalten. „Nun wollen wir uns mal die neuesten modernen Schmucksachen an¬ sehen!“ meinte sie. „Ich habe ohnehin im Sinne, mir ein Armband zu kaufen! „Wir warten einstweilen!“ sagte Erika hastig mit erblaßtem Antlitz. Aber das ließ die Dame nicht zu, beide mußten mitkommen. Klopfenden Her¬ zens ging Erika neben Friedrich in den Laden und drinnen ließ sie keine seiner Bewegungen außer acht. Interessiert beschaute er die vorgelegten Schmuck¬ achen, aber sobald er ein Stück in die Hand nahm zu näherer Besichtigung, legte Erika eine Hand auf seinen Arm und bat leise: „Ach, bitte, legen Sie es wieder hin! Als er aber zuletzt gar ein mit Edel¬ steinen besetztes Armband in die Hand nahm und damit näher zu einer Gas¬ flamme trat, um das Feuer der Steine mehr aufleuchten zu machen, da eilte ihm Erika nach und entwand hastig das Armband seinen Fingern. Er sah sie befremdet an und fragte: „Aber, was haben Sie denn, Fräulein Erika? Ihr stieg ein tiefes Rot ins Gesicht und stockend erwiderte sie: „Ach, ver¬ zeihen Sie — aber ich fürchte, es könnte etwas geschehen daran!“ Er schüttelte verwundert den Kopf über ihre Angstlichkeit, ließ sie aber ge¬ währen; jedoch stieg eine leichte Be¬ klemmung in ihm auf, ihr Gebaren kam ihm nicht recht vernünftig vor Und sonst gefiel sie ihm doch so gut! Das junge Mädchen aber war froh, als sie endlich daheim ankamen. 53 Am nächsten Abend kam Friedrich mit zum Ball; er tanzte elegant und fühlte einen leichten sicher. Erika Wonneschauer ihre Glieder durchbeben, als sie so, von seinem Arm umschlungen, dahinflog. Als aber zum nächsten Tanz ein anderer sie entführte, wurde sie un¬ ruhig; — nun mußte sie ihn sich selbst überlassen! — Ihre Augen folgten ihm und gar oft kam sie aus dem Takt. Sie fühlte dann gar keine Lust mehr, noch mals zu tanzen — außer mit Friedrich Dennoch konnte sie nicht anders, sie mußte auch anderen Tänzern folgen. sie In den Ruhepausen musterte immer wieder die Schmucksachen der Nächstsitzenden, ob denn nicht einmal davon etwas fehle. Eben hatte sie wieder mit Friedrich getanzt und nun schritten sie mitsam¬ men auf ihren Wunsch in ein lauschiges menschenleeres Nebenzimmer. Drinnen im Saale klang noch die Tanzmusik; dort war es schwül, hier dagegen kühl und luftig; die schwere Portière ließ den Schall der Töne nur gedämpft durchdringen. Sie saßen beide auf einem kleinen Eckdiwan und plauderten eine Weile Dann aber sah sie ihn einen Moment nachsinnen und plötzlich zog eine starke Blässe über sein Gesicht hin. Mit tief bewegter Stimme sagte er hierauf: ich habe — „Fräulein Erika, ich hätte □ Ihnen etwas zu gestehen — wollen Sie mich anhören? Es ist freilich gewagt, nach so kurzer Bekanntschaft eine so schwer¬ wiegende Bitte an Sie zu richten, aber — o, ich möchte gleich hören, wie ich daran bin!“ Atemlos, mit wechselnder Gesichts¬ farbe hatte sie ihm gelauscht; ihr Herz klopfte wild und bang; es überkam sie wie eine Ahnung von schwerem Unheil was — was sollte sie hören?! Da aber fuhr seine Hand in die Tasche seines Rockes und als er dieselbe nach einem Momente wieder hervorzog blinkte es ihr golden entgegen. Mit einem dumpfen, halbunterdrückten Schrei fuhr sie in die Höhe und starrte
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