hatten. Gabriele hatte ihre Selbst¬ beherrschung meisterhaft zu wahren ge¬ wußt; jetzt aber trat der Spielmann auf sie zu, es war kein Entrinnen mehr möglich. „Komtesse, flüsterte er bebend, „nur das eine schmerzt mich, daß Sie sich dem Greise geben, um nichts dafür einzu¬ tauschen als einen Herzogstitel. „Einen Herzogstitel? Sie könnten doch irren, mein Herr, der Mann, dem ich die Hand reiche, besitzt außer dem Herzogstitel Millionen.“ Da lachte der Geiger höhnisch und Secme SCS 7 2 — SR 6½ spricht: „Ein Weib, das den Titel liebt, finde ich einigermaßen begreiflich, doch ein Weib, das sich für schnöden Mam¬ mon verkauft, finde ich — verächtlich; Adrian van der Gracht besitzt fürstlichen Reichtum, aber für ein käuflich Weib hätte er nichts übrig. Gabriele war leichenblaß geworden, ein irres Lächeln huschte über ihre Lippen. Die Wogen der Gesellschaft fluteten durcheinander, der Geiger wollte den Saal verlassen, doch die Gäste wehrten ihm den Ausgang 49 C3 „Noch eine Piece, Meister!“ schallte bittend von allen Seiten. Und da spielte er. Seine Melodien fluteten durch den Raum, als wären sie heißes, strömendes Herzblut. Die Herren stan¬ den regungslos, die Frauen vergossen Tränen, Gabriele lag ohnmächtig im Lehnstuhl. Man hatte die Komtesse in ihr Schlafzimmer gebracht, da ruhte sie nun auf ihrem Lager. Manchmal trat der Mond aus den Wolken und mischte sein Licht mit dem Scheine der Lampe 2 2 25 S d 2 7— und verlorene Töne klangen herüber vom Trubel des Festes, das auf Wunsch des Grafen seinen Fortgang nahm. Ein schriller Ton drang an das Ohr der Gräfin, sie schlug plötzlich die Augen auf und flüsterte unheimlich: „Fort, fort, die Hochzeitskerzen er¬ löschen, das Schloß stürzt zusammen, wir müssen schlafen gehen!“ Gabriele, du träumst, erwache' sagte die Baronin beschwichtigend. „Träumen? Oh, wär's ein Traum“ entgegnete die Komtesse. 4
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