und mit vor Wut zitternder Stimme 7 fuhr er fort: „Wer das tat?“ Und als wären die Geister der Hölle nach diesen Worten über ihn gekommen, so wild und blutsüchtig funkelten seine Augen. Auf seinen lauten Ruf erschien der Reiter wieder. „Meine Pistolen!“ herrschte er diesem zu, und als der Reitersmann sie ge¬ bracht und vor den Gebieter auf die Tafel gelegt hatte, fuhr Ralstädt, die Hähne spannend, fort: „Führt die Ge¬ fangenen vor!“ Der Reiter zögerte. Zornfunkelnd richtete jedoch der Oberst den Lauf des Feuerrohres nach — des Soldners Brust, und scheu und eilig entfernte er sich. Es währte nicht lange, so führten sechs Reiter die drei Hauptleute herein, die keck vor den Machthaber hintraten. Auf dessen Wink entfernte sich die Wache. Er wendete darauf den finste¬ ren Blick nach dem Sohn, Axel Alman¬ ried, während er scheinbar durch Zufall die rechte Hand dicht neben die Pistolen auf den Tisch legte. „Wer hat dich, Ungehorsamer, gestern, zu Tage deiner Haft, ent¬ lassen?“ fragte er streng. „Wir!“ entgegneten statt des Be¬ fragten die beiden Hauptleute wie aus einem Mund und sahen fest dem Zür¬ nenden in das blitzende Auge. „Auf wessen Befehl?“ fuhr Ralstädt in verbissenem Grimme fort. „Auf unser eigen Gutdünken!“ ant¬ wortete der eine unbefangen. „Weil Ihr den Freund im Arrest gehalten gegen Kriegsbrauch, Herr Oberst!“ ergänzte der andere mit glei¬ chem Freimute „Buben!“ knirschte er in sich hinein; dann zu allen Dreien gewendet, fuhr er fort: „Wer hat den Verräter ge¬ macht und mich verklagt beim Kanzler und des Ehebruches geziehen und der Desertion? „Wir!“ riefen alle drei im Nu. „Du, du!“ schäumte der Oberst und 17 sah vernichtend auf den Sohn, „du allein wußtest um das Geheimnis, du allein hast mich verraten, mich, deinen Vater!“ „Unnatürlicher Vater!“ sagte Axel ruhig, aber mit scharfer Betonung. „Unnatürlicher Vater, Mörder meinen Mutter und Peiniger ihres Sohnes!“ Ralstädt war außer sich. Seine Hand zuckte nach den Feuerröhren. „Recht, recht, Vater!“ fiel hier der Jüngling ein, mit kalter Todesverach¬ tung einen Schritt vortretend, „recht Richtet den dunklen Lauf auf die Brust des Sohnes und tötet auch ihn, wie Ihr die Mutter schändlich und ehrlos verlassen und in Elend und Verzweif¬ lung gejagt! 7 „Und uns, nahm darauf einer von des Jünglings Freunden das Wort, „uns gebt dann auch nur den Tod, daß wir nicht nochmals gegen Euch zeugen beim Kanzler, wie wir's gestern abend getan in Leipzig und Euch den Staup¬ besen und die Schelmenjacke erwirket.“ Doch kaum hatte der kühne Mann so gesprochen, so sprang der Oberst, ein gereizter Tiger, auf ihn zu und schlug ihn mit der Faust ins Gesicht, daß er zu Boden sank. Und noch ehe die anderen sich ge¬ sammelt, hatte sein Ruf schon die Wache hereingerufen, die sich sogleich der Gefangenen bemächtigte, daß diese den Schimpf des Waffengefährten nicht rächen konnten. Schon hatten sie alle die Türe fast erreicht, so rief der Oberst einen Reiter zurück und flüsterte ihm etwas in die Ohren. „Herr Oberst!“ sagte dieser darauf bittend. „Gehl“ rief Ralstädt barsch. „Euren Sohn!“ wandte der Bittende noch einmal ein. „Tu', wie dir geheißen!“ befahl der Strenge, „dann komm wieder!“ Nach kurzer Frist ward der Huf¬ schlag schnell aus dem Hofe sprengender Rosse hörbar. Bei diesem Klange schien der Oberst beruhigter, da er bisher im 2
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