„Klara!“ rief er leidenschaftlich, „so tret' ich nimmer mit dir zum Altar. Höre mich! Du magst mich oft grau¬ sam, hart haben schelten hören, mich so gefunden haben — nun ja, ich war es oft, bin's auch wohl noch, weil das Blut in heißem Strome durch meine Adern fließt. Aber fürchte nichts! Rauh ist der Pfad und dornenvoll, den der Krieger wandeln muß. Oft nötigt ihn die Pflicht, härter zu erscheinen, als er ist, oft auch die Leidenschaft. Ich mag's nicht leugnen, daß das Kriegshand¬ werk, das ich von Jugend auf getrie¬ ben, mein Herz gestählt hat, aber glaube mir, nur die Schale ist rauh, der Kern ist gut. Weich will ich werden, gut und fromm, wie du, und sollt' ich straucheln auf dem ungewohnten Pfade, so richte deine zarte Hand mich auf. Ich liebe dich herzinnig — glaub’ es kann, mag nicht leben ohne mir! — dich. Darum sei gutes Muts und werde heiter.“ „Wenn's Euch freuen kann und ich's — wie gern! vermag, lieber Herr erwiderte das Mädchen und zwang das leidende Gesicht zu freundlichem Aus¬ drucke. „Bist du jetzt stark genug, mir in die Kirche zu folgen?“ fragte zärtlich der Oberst, und strich die Locken aus des Mädchens Stirn. „Ich bin's!“ „So komm!“ rief er und trat zum Fenster und winkte hinab auf den Markt, wo seine Scharen aufgestellt waren. Da erscholl ein tausendstimmi¬ ger Jubelruf, und die Lüfte trugen die Namen des Obersten und seiner holden Braut bis zu den Wolken. „In Gottes Namen denn!“ sagte „Kommt, lieber — Klara gefaßt. Vater! Was seid Ihr traurig, da ich glücklich bin? Und Johannes legte segnend die Hand auf das Haupt der frommen Tochter, die nun ungesäumt dem Bräu¬ tigam folgen wollte, als plötzlich der Hufschlag schnell heransprengender Rosse in das Gemach drang. Der Oberst 13 flog zum Fenster, öffnete es und rief dann, es schnell wieder zuwerfend: „Tod und Teufel! Wer befreite den?“ „Um Gott, was ist's?“ rief Klara ahnend, und sich an den Vater schmie¬ gend. „Wen meint Ihr, Ihren Herrn Sohn?“ fragte Johannes ängstlich. Da wurde schon die Tür aufgerissen, und herein stürmte atemlos der Hauptmann Axel Almanried. Ihm folgten zwei andere Hauptleute. „Ha, Jungfrau!“ rief er, auf das C Mädchen zueilend und ihre Hand er¬ 7 greifend, „ist's zu spät, daß ich komme? „Was wollt Ihr? Ich versteh' Euch nicht!“ „Seid Ihr dieses Buben Weib?“ „Noch nicht!“ „Gottlob, so komm' ich nicht zu spät!“ jubelte der jugendfreundliche Krieger und zog ein Schreiben unter dem Koller hervor, und reichte es Jo¬ hannes dar. „Vom Kanzler Oxen¬ stierna!“ sagte er dann, und warf einen Blick der tiefsten Verachtung auf den unnatürlichen Vater. „Glaubt's nicht, der Bastard lügt!“ rief dieser wütend und mit frecher Stirn. „Ihr seid beweibt!“ donnerte der Jüngling, ihm fest ins Auge blickend. „Allheiliger Gott!“ kreischte Klara auf in starrem Entsetzen, dann sank sie ohnmächtig der ebenfalls laut auf¬ schreienden Base in die Arme. Der Oberst war bleich und stumm geworden bei des Sohnes unerschrocke¬ ner Rede, jetzt aber hatte er Sprache und Fassung wiedergewonnen und rief: „Der Bastard lügt, ich wiederhole es, „ das Schreiben ist gefalscht!“ „Nicht doch, das ist des Kanzlers Schrift und Wappen, mir beide wohl¬ bekannt!“ widersprach Johannes Beyer der Stadtrichter, noch zitternd an allen Gliedern bei dem Gedanken an das unerhörte Bubenstück, das im Werke gewesen, und das der Himmel noch im günstigen Moment abgewendet.
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